Jakob Schäuffelen ist als Filmemacher und Veganer u.a. bei Parents for Future aktiv. Seine Ehefrau und seine beiden Kinder leben ebenfalls vegan.

Im Interview berichtet Jakob Schäuffelen über seinen Alltag als vegane Familie mit zwei Kindern und wie er die Gesellschaft auf dem Weg zu mehr Akzeptanz für die vegane Lebensweise sieht.

Jakob Schäuffelen produziert Filme zu veganen und klimabezogenen Themen Filme zu veganen und klimabezogenen Themen (jakobsblog.net). Als Aktivist setzt er sich für Tierrechte und Klimaschutz ein.

Im sozialen Umfeld erlebt Jakob Schäuffelen viel Desinteresse und Ignoranz. Aber als Vater zweier veganer Söhne macht er die positive Erfahrung, dass Kita, Hort und Schule die vegane Ernährung der Kinder respektieren und für vegane Alternativen sorgen.

Hintergrund

Vegane Familien sind nach wie vor nicht selbstverständlich. Wenn es um die vegane Ernährung der Kinder geht, reagiert die Gesellschaft nach wie vor mit Vorbehalten oder sogar Ablehnung. In Kindergärten und Schulen werden viele vegane Kinder von der Gemeinschaftsverpflegung ausgeschlossen. Dies zeigte sich auch in einer Umfrage von vegan.eu unter 913 veganen Eltern.

Ebenso deutlich wurde aber auch, dass im Einzelfall oft Lösungen möglich sind und die Gesellschaft insgesamt sich zu einer Akzeptanz der veganen Ernährung hinbewegt. Das kleinste Problem haben derweil die Kinder mit der veganen Ernährung, wie nahezu alle Eltern immer wieder berichten. .

Aktuell berät eine Kommission der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), inwiefern die DGE ihre vegankritischen Stellungnahmen dem Geist der Zeit anpassen wird.  Sollte sich die DGE zu solch einem Schritt durchringen, wären erhebliche Erleichterungen für vegane Familien zu erwarten.

Im Interview schildert Jakob Schäuffelen, wie er und seine Familie mit zwei Kindern mit der veganen Ernährung in Kindergarten, Schule und Gesellschaft zurechtkommen, warum er eine vegane Ernährung für wichtig hält und wie er die gesellschaftliche Entwicklungstendenz einschätzt.

Du bist Filmemacher, vegan, betreibst einen veganen Blog und bist u.a. auch bei Parents for Future aktiv. Kannst Du Dich und Deine Projekte kurz vorstellen?

Nach 20 Jahren Arbeit als Film- und Fernsehregisseur stelle ich meine Filmarbeit ganz in den Dienst der Gerechtigkeit, das heißt ich produziere Social-Media-Inhalte zu den Themen Klimaschutz und Tierrechte. Zum Beispiel produziere ich Kurzvideos für die Parents for Future oder für Prof. Quaschning von den Scientists for Future. Meine Frau, unsere Söhne und ich leben seit 5 Jahren vegan und gehen regelmäßig zu Demos für Tierrechte und Klimaschutz.

In einer Umfrage von uns unter mehr als 900 Eltern von veganen Kindern berichteten diese über weit verbreitete Ablehnung und Diskriminierung. Erlebst Du dies auch?

Wir erleben kaum Ablehnung, eigentlich mehr Ignoranz. Unser soziales Umfeld schweigt zum Thema Veganismus und interessiert sich anscheinend nicht dafür.

Wie sind Deine Erfahrungen oder die Erfahrungen Deines Umfeldes mit der Akzeptanz von veganer Verpflegung in Kindergärten und Schulen?

 In der Kita wurde und in der Schule und im Hort wird jetzt akzeptiert, dass unsere Söhne vegan essen möchten. Es gibt erfreulicherweise meist eine vegane Alternative extra für unsere Jungs. Manchmal wird aber auch nur die Käsesoße weggelassen und dann kriegen unsere Kinder trockene Nudeln.

Was wir auch in unserer Umfrage herausfanden ist, dass für die Kinder die vegane Ernährung fast nie ein Problem zu sein scheint, Probleme entstehen vorwiegend aus externen Widerständen. Siehst Du dies auch so?

Ja, die Jungs wissen sehr gut, warum sie vegan leben wollen. Es ist kein Problem für sie, in einer nicht-veganen Umgebung zu leben. Es stört sie natürlich, dass die Menschen ignorant sind.

Siehst Du eine positive Entwicklung oder bleibt für vegane Familien letztlich bisher doch alles beim alten?

Ich verspüre eine ganz sachte ansteigende Akzeptanz des Veganismus bei anderen Menschen. (Stichwort Hafermilch). Hoffentlich bilde ich mir das nicht nur ein.

Hast Du irgendwelche Erfahrungen mit der Politik, Medien, DGE etc. gemacht im Hinblick auf das Thema vegane Kinderernährung, Kindergärten und Schulen?

In einem Schulbuch gab es mal versteckte Werbung für Nutella und Milchprodukte. Als wir die Lehrerin darauf ansprachen, antwortete sie empört, sie sei für das Schulbuch nicht verantwortlich. Unser Erlebnis mit dem Kinderarzt habe ich hier zusammengefasst.

Warum ist die vegane Ernährung von Kindern wichtig? Was sagst Du zu kritischen Stimmen, die eine vegane Ernährung von Kindern für Manipulation oder Zwang halten?

Vegane Ernährung stellt den Gleichklang von ethischen Grundsätzen und Konsum dar.

Jede Supermarkt-Werbung für Grillfleisch oder Fruchtjoghurts und jede Speisekarte im omnivoren Restaurant kann man als Manipulation oder Zwang interpretieren.

Warum glaubst Du, bestehen so viele Vorbehalte gegen vegane Familien?

Aus Unwohlsein bei den Omnis. Stichwort „kognitive Dissonanz". Niemand würde einer Katze oder einem Hund das antun, was er oder sie anderen Tieren antun lässt, indem er oder sie ein Tierprodukt bezahlt. Sie haben sich eine Welt aus Ausreden gebaut („In meiner Kindheit habe ich Schlachtungen als etwas Normales erlebt.“, „Ich kaufe nur beim Fleischer meines Vertrauens.“, „Es gibt auch Höfe, wo die Kälber ein paar Tage bei ihren Müttern bleiben dürfen.“ etc.) Und nun kommen wir Veganer daher und haben mit all diesen Ausreden aufgeräumt. Das ist ein Problem für die anderen.

Was kann getan werden, um sich gemeinsam noch effektiver für mehr Wertschätzung, Akzeptanz und Teilhabe veganer Familien und Kinder einzusetzen?

Information, Information und noch mehr Information.Das Wissen über die Wahrheit ist wie eine Weiche: Ab hier geht es da lang oder dort lang. Diese Informationsweiche kannst du nicht ignorieren, ohne dich dabei unwohl zu fühlen.

Herzlichen Dank für dieses Interview