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Warum eine vegane Gesellschaft den Hunger beseitigen würde

Warum eine vegane Gesellschaft den Hunger beseitigen würde

Dass die Nutztierhaltung mit der Verfütterung enormer Mengen an Soja-, Mais- und Getreide an die Tiere verbunden ist, um Milch-Fleisch und Eier zu erzeugen, ist unstrittig. Ungefähr 90% des Soja und immerhin noch 25% der weltweiten Getreideernte werden an Nutztiere verfüttert.

Ebenso ist unstrittig, dass die Tieremehr an pflanzlicher Nährung essen müssen als sie an Nahrung für den Menschen produzieren.Denn die Tiere setzen schließlich keineswegs alle aufgenommene Energie nur dafür ein, umfür den Mensch Nahrung zu produzieren, sondern sie müssen sich durch die aufgenommene Nahrungselbst erhalten.Während die Zahlenangaben von Tierart zu Tierart schwanken mögen,ist es auf jeden Fall notwendig, mehrere Kilogramm Pflanzennahrung zu verfüttern, um beispielsweise ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen.Die Verfütterung pflanzlicher Nahrung führt also zu einem Verlust der für den Menschen zur Verfügung stehenden Nahrungsmittelmenge.

Allerdings folgt aus dieser Sachlage nicht, dass eine vegane Gesellschaft in sich damit bereits das Problem des Welthungers lösen würde. Schließlich bestehen bereits jetzt hohe Nahrungsmittelüberschüsse, die jedoch vernichtet werden und die hungernden Menschen so nicht erreichen. Die Steigerung der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittelmenge würde daher nicht notwendigerweise zu einer Verminderung oder gar Lösung der Verteilungsproblematik führen, die derzeit den Welthunger produziert.

Dennoch sprechen vier, teilweise miteinander verbunden Argumente dafür, dass eine vegane Gesellschaft maßgeblich dazu beitragen würde, den Hunger in der Welt zu eliminieren:

1. Pflanzliche Nahrungsmittel sind besser verteilbar.

Der bei weitem überwiegende Mehrheit der durch Hilfsorganisationen in Hungergebiete verbrachten Nahrungsmittel sind pflanzlichen Ursprunges. Getreide nimmt hieran wiederum den höchsten Anteil an. Demgegenüber stellen Fleischprodukte nur einen marginalen Anteil an der Nahrungsmittelhilfe dar. Transportierbarkeit, Aufbewahrung und ernährungsphysiologische Bedürfnisse führen zu einer eindeutigen Fokussierung auf pflanzliche Nahrungsmittelhilfe. Je mehr pflanzliche Nahrungsmittel, wie Getreide, zur Verfügung stehen, desto einfacher wäre es organisierbar und umsetzbar, diese Nahrungsmittel auch so zu verteilen, dass der Hunger beseitigt werden kann.

2. Abschaffung der Nutztierhaltungführt zu Preissenkungen von Lebensmitteln

Ein Großteil des Welthungers entsteht nicht dadurch, dass es in den betreffenden Gebieten gar keine Lebensmittel mehr geben würde, sondern dadurch, dass sich die betroffenen Menschen die Preise für in Wirklichkeit verfügbare Lebensmittel nicht leisten können. In der Tat wird seit Jahren ein anhaltender Anstieg der Getreide- und Sojapreise beklagt, der u.a. auch mit der starken Nachfrage nach Getreide und Soja durch die Verfütterung an Nutztiere zusammen hängt (siehe z.B. hier). Die Tierausbeutungsindustrie kauft Soja und Getreide in solchen Mengen auf, dass eine weltweite Preissteigerung resultiert, die für viele Menschen mit sehr geringen finanziellen Ressourcen Hunger bedeutet. Ein Wegfall der Nutztierhaltung würde zur Freisetzung enormer Soja- und Getreidemengen führen, für die dann nur noch die menschliche Nachfrage bestünde. Preissenkungen wären die Folge, die den Ankauf von Getreide und Sojafür Menschen mit geringem Einkommen wieder möglich machen würde. Gleichzeitig würde der Anreiz entfallen, zu hohe Anteil der Soja- und Getreideernten in die westlichen Wohlstandsländer zu exportieren, was die Verfügbarkeit in den Ländern der dritten Welt weiter erhöhen und dadurch zusätzlich die Preise dort senken würde. Voraussetzung ist freilich, dass der geplante großflächige Einstieg in die Herstellung sogenannter "Biotreibstoffe" auf der Basis pflanzlicher Nahrungsmittel gestoppt werden kann. Denn zusammen mit der Nutztierhaltung ist die Biotreibstoffherstellung ein weiterer maßgeblicher Faktor für steigende Nahrungsmittelpreise.

3. Vegane Lebensweise mildert Klimaschäden ab

Zunehmende Dürren und Trockenheit werden als Folge der Klimawandels prognostiziert und scheinen lokal bereits einzutreten. Die Nutztierhaltung ist ein starker Faktor des Klimawandels (siehe hier), während eine vegane Lebensmittelproduktion zu erheblicher Einsparung an CO2 führen würde.

4. Veganismus fördert solidarische Strukturen

Veganer verzichten auf Tierprodukte, um das Leid der Tiere zu mindern, unsere Umwelt zu schonen und in letzter Konsequenz auch das Wohlergehen der Menschen zu fördern. Die vegane Lebensweise beruht auf der ethischen Überzeugung, dass wir als Menschen im Sinne solidarischen Verhaltens alles unternehmen sollten, um Leid anderer zu vermeiden. Affektiv geht dies mit der Emotion des Mitgefühls einher. Demgegenüber beruht unsere gegenwärtige gesellschaftliche Struktur auf der Ausbeutung von Tieren und Menschen. Nur eine gesellschaftliche Struktur, der es an einer Orientierung an der Vermeidung von Leid und an Mitgefühl mangelt, kann es zulassen, dass trotz Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln Menschen hungern. Eine zunehmende Ausbreitung der veganen Lebensweise wird aber Werte von Solidarität und Mitgefühl fördern und dadurch die motivationale Basis zur Überwindung des Welthungers schaffen. Es ist unvorstellbar, dass eine Gesellschaft sich aus ethischen Gründen für eine vegane Lebensweise entscheiden würde und gleichzeitig bereit wäre, eine Milliarden Menschen in Hunger und Elend leben zu lassen. Eine vegane Gesellschaft wird sich vielmehr grundlegend von der Grausamkeit der fleischessenden Gesellschaft unterscheiden und Hunger und Not keine Daseinsberechtigung mehr einräumen.

Den Vorteil einer pflanzenbasierten Ernährung hebt mittlerweile übrigens auch Jean Ziegler, langjähriger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, hervor, wobei allerdings eine vegetarische Ernährung allein die Problematik der Nutztierhaltung nicht lösen und daher nur einen deutlich geringeren Beitrag für die Abschaffung des Welthungers leisten könnte als der Veganismus.

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