Tiere essen Tiere – warum sollten Menschen keine Tiere essen?
In nahezu jeder Diskussion um die vegane Lebensweise, auch auf unserer Facebook-Seite, kommt das Argument auf, dass Tier ebenfalls Tiere essen. Das sei Natur und warum sollte der Mensch es nicht ebenso tun?
Auf den ersten Blick scheint das Argument schlüssig, jedenfalls so schlüssig, dass es offenbar viele Menschen überzeugt. Denkt man darüber nach schwindet die Überzeugskraft des „Tiere esssen Tiere, also sollten wir es auch tun-Argumentes“ jedoch schnell.
Weil das Argument so oft vorkommt, ist es vielleicht für den ein oder anderen vegan lebenden Menschen hilfreich, wenn die Gegenargumente hier einmal kurz dargelegt werden:
-Nicht „Tiere essen Tiere“, sondern „einige Tiere essen Tiere“, nämlich vorwiegend Raubtiere. Ebenso gut gibt es andere Tiere, wie Kaninchen, die niemals ein anderes Tier töten würden, um es zu essen. Beides ist natürlich, das Töten und Essen der Tiere durch Raubtiere wie auch das Nicht-Töten und Nicht-Essen von Tieren durch Tiere, die sich ausschließlich von Pflanzen ernähren. Es liegt in ihrer Natur, das eine oder das andere zu tun.
-Tiere tun vieles: Löwenmänner mögen die Kinder anderer männlicher Löwen töten. Erpel mögen sich auf weibliche Enten wie bei einer Vergewaltigung stürzen, so sieht es jedenfalls für uns aus. Schwarze Witwen mögen nach dem Geschlechtsakt ihren männlichen Partner töten und aufessen. Sollten deshalb auch beim Menschen Männer die Kinder anderer Männer töten oder Frauen vergewaltigen oder sollten Frauen ihre Liebhaber nach dem Geschlechtsakt aufessen? Wohl kaum.
-Der Mensch ist kein Raubtier. Der Löwe hat keine Wahl. Es steht ihm nicht frei, eine Entscheidung gegen das Töten zu treffen und sich vegan zu ernähren. Der Mensch kann aber entscheiden, ob er töten will oder nicht. Er kann Tiere töten und sie aufessen, er kann sich ebenso pflanzenbasiert ernähren und vegan leben. Der Löwe tötet, weil er muss, tötet der Mensch, tut er dies, weil er will.
-Wir können nicht alles Leid in dieser Welt abschaffen. Selbst in einer bestmöglich organisierten Gesellschaft, in dem der Mensch weder andere Menschen noch andere Tiere ausbeutet, wird es weiterhin Leid geben. Raubtiere werden weiterhin Beutetiere töten, Krankheit, Schmerzen und Tod werden weiterhin Teil des Lebens sein. Warum vegan leben, wenn trotzdem so viel Leid geschieht? Wenn in einem Zugunglück 10 Menschen tödlich verunglückt sind, macht es dann keinen Sinn mehr, die Verbliebenen zu retten?Weil wir nicht alles Leid abschaffen können, bedeutet dies nicht, dass wir nicht das Leid beenden sollten, was wir beenden können. Für den Verlauf der Welt mag es wenig bedeuten, für den einzelnen betroffenen Menschen und das einzelne betroffene Tier bedeutet es alles.
Insgesamt neigen Fleischesser zu einer widersprüchlichen Argumentation. Sie begründen die Tötung und Verspeisung der Tiere moralisch damit, dass Tiere nicht mit Menschen vergleichbar seien, und nehmen sich gleichzeitig das Raubtier zum Vorbild. Damit jedoch unterschätzen sie ihre eigenen Entscheidungs- und Entwicklungsmöglichkeiten als Menschen und kultivieren die schlechteren anstatt der besseren Optionen menschlichen Handelns.