Soja-Bohnen: Gesundheitliche Vorteile umfassend belegt
In einem Überblicksartikel setzen sich Messina [&] Messina (2010) mit den Auswirkungen von Sojakonsum auf die Gesundheit im Rahmen vegetarische Ernährungsformen auseinander.
Der Überblicksartikel gelangt insbesondere zu den folgenden abgekürzten Schlussfolgerungen:
Sojabohnenprodukte werden in asiatischen Ländern traditionell in großen Mengen verzehrt. Demgegenüber werden Sojabohnen-Produkte in westlichen Ländern vorwiegend als Viehfutter verwendet, während der direkte menschliche Konsum nur sehr gering ist. Einen höheren Konsum haben Vegetarier und besonders Veganer, wobei aber auch der Sojabohnenkonsum westlicher Vegetarier und Veganer weit unterhalb des üblichen Konsums in asiatischen Ländern liegt. Zahlreiche Studien weisen auf positiven Auswirkungen von Sojaprodukten und der in ihnen enthaltene Isoflavone auf die menschliche Gesundheit hin, insbesondere bezüglich der Herzgesundheit und der Prävention von Krebserkrankungen.
Im Hinblick auf die Herzgesundheit scheint Sojakonsum moderat cholesterinabsenkende Wirkungen zu haben und sich zudem günstig durch die enthaltene Fettsäure ALA auszuwirken. Studien verwiesen auf eine deutlich abnehmende Anzahl an Herzerkrankungen in Abhängigkeit vom Ausmaß des Sojakonsums.
Bezüglich Krebs scheint Brustkrebs am besten untersucht zu sein. Eine erhebliche Verminderung des Risikos, später an Brustkrebs zu erkranken, scheint dabei vorwiegend dann durch gesteigerten Konsum von Sojaprodukten erreichbar zu sein, wenn dieser Konsum bereits früh in der Kindheit beginnt. Aus theoretischen Gründen abgeleitete Befürchtungen, dass sich Sojakonsum bei bereits bestehender Brustkrebserkrankung negativ auswirken könnte, hat sich in Studien nicht bestätigt, wo sich im Gegenteil eine verbesserte Prognose bei bestehender Brustkrebserkrankung durch gesteigerten Sojakonsum zeigt.
Weitere positive Auswirkungen beziehen sich auf die Nierenfunktion, während derzeit nur schwache Hinweise für mögliche positive Auswirkungen auf Knochengesundheit und Osteoporose vorliegen. Als gesichert gelten kann demgegenüber, dass Sojaprotein sich im Vergleich zu tierischem Protein günstiger auf die Nierenfunktion auswirkt. Vorteile von Sojaprotein werden spezifisch für Dialyse-Patienten und auch für nierentransplantierte Patienten berichtet.Chronische Nierenerkrankungen werden derzeit aufgrund einer Zunahme von Diabetes-Erkrankungen häufiger. Vegetarier haben dabei allgemein ein geringeres Diabetes-Risiko und auch ein geringeres Risiko für Nierenerkrankungen. Diejenigen, bei denen Risiken bestehen, wird empfohlen, die Menge an Soja-Protein in Bezug zu anderen durch die Nahrung aufgenommenen Protein zu steigern. Diskutiert wird zudem, ob die günstigen Auswirkungen von Sojakonsum auf die Blutfette mit zu seinem nierenprotektiven Effekt betragen mögen.
Befunde sprechen für eine insgesamt gute Bioverfügbarkeit von Mineralien, wie Eisen, Calcium und Zink, in Sojaprodukten, was auch die Möglichkeit der effektiven Nutzung z.B. mit Calcium angereicherter Sojaprodukte stützt.
Es liegen kritische Überlegungen vor zu möglichen negativen Auswirkungen von Isoflavonen auf Fertilität und Spermienqualität, wobei solche Auswirkungen tierexperimentell bei einzelnen Tierarten bei Zuführung hoher Mengen an Soja beobachtet wurden. Klinische Untersuchungen am Menschen bestätigen diese Befunde jedoch nicht, wie auch eine meta-analytische Auswertung zeigt. Ebenso wenig stützt die Literatur eine Verminderung der Schilddrüsenfunktion durch erhöhten Sojakonsum. Empfohlen wird Vegetariern und Veganern allerdings, auf ihre Iod Aufnahme zu achten und - sollte diese zu gering sein - auf iodiertes Speisesalz zurückzugreifen, wie dies in vielen Ländern, so auch in Deutschland, bereits bei der Allgemeinbevölkerung üblich ist.
Insgesamt ergibt sich aus dem Artikel, dass es vielfache Belege für gesundheitlich positive Auswirkungen von Sojakonsum gibt, während mögliche negative Auswirkungen auf die Fertilität nicht außerhalb artifizieller Versuche mit einzelnen Tierarten, denen hohe Mengen Soja zugeführt wurden, belegt sind. Wichtig für westliche Vegetarier und Veganer ist, dass ihr Konsum von Soja – obwohl weitaus höher als von Nicht-Vegetariern -im Durchschnitt noch erheblich zu gering ist, um die gesundheitlichen Vorteile von Soja optimal zur Geltung zu bringen.Der größte Teil der Untersuchungen, die über günstige Auswirkungen von Soja berichteten, bezieht sich auf Konsummengen von Isoflavonen von 50 bis 100 mg am Tag. Bei unsicherer Datenlagen weisen Studien darauf hin, dass westliche Veganer den unteren Wert um mehr als die Hälfte verfehlen und Vegetarier sogar lediglich ein Viertel dieser Menge konsumieren.
Abgesehen von allergischen Reaktionenauf Soja, die wie bei jedem anderen Nahrungsmittel vorkommen können, ergeben sich keine wissenschaftlich fundierten Hinweise auf Schäden durch exzessiven Sojakonsum, wobei aber dennoch aus Gründen der generellen Vorsicht - wie bei jedem Lebensmittel - geraten wird, Exzesse zu vermeiden und insbesondere auch andere Hülsenfruchtarten einzubeziehen. Als empfehlenswerte obere Grenze wird dabei derregelmäßige Konsum von 4 Portionen Sojaprodukten am Tag angesehen.
Einem gesteigerten direkten Sojakonsum durch Menschen stehen übrigens keine ökologischen Bedenken gegenüber. Die derzeitige ökologische Problematik des Sojaanbaus ergibt sich daraus, dass über 90% des Soja direkt an Nutztiere verfüttert wird, was eine Nachfrage erzeugt, die zu Monokulturen und Genmanipulation führt. Menschen, die Fleisch essen, konsumieren damit indirekt bei weitem mehr Soja als Menschen, die kein Fleisch essen und sich stattdessen mit gesteigerten Sojamengen direkt ernähren.
Geachtet werden sollte auf den ökologischen Anbau und fairen Handel mit nicht gentechnisch manipuliertem Soja.Soja ist nicht teurer als Fleisch und selbst Soja aus ökologischen Anbau kann dann ausgesprochen preiswert werden, wenn Sojamilch, Tofu und Sojajoghurt selber hergestellt werden, was einfach möglich ist (siehe hier und hier).
Quelle:
Messina, M., [&] Messina, V. (2010). The Role of Soy in Vegetarian Diets, Nutrients, 2: 855–888.