Öffentlichkeitsarbeit der DGE gegen die vegane Ernährung
Vor einiger Zeit erschien bei Web.de ein Artikel unter dem bezeichnenden Titel „Veganes Essen:Tierliebe mit Hindernissen“.
In weiten Teilen ist der Bericht eigentlich positiv. Aber Zitate der Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl,geben dem Bericht schließlich eine andere Richtung.
So erscheint plötzlich die vegane Ernährungsweise als eine extreme und riskante Ernährung, die für gesunde Erwachsene noch geeignet sein mag, aber Risiken für an Erkrankungen, wie Diabetes, leidende Erwachsene beinhalte und gänzlich ungeeignet für Kinder sei.
Originaltöne aus dem Artikel
"Veganismus ist schon eine extreme Lebensform", sagt Antje Gahl. Sie ist Ernährungswissenschaftlerin und arbeitet bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). "Für gesunde Erwachsene ist sie okay, wenn sie sich mit dem Thema beschäftigen und sich überlegen, wie sie ihre Nahrung zusammenstellen." Bei Menschen, die Fleisch essen – Gahl nennt sie Mischköstler, Veganer sprechen häufig von "Allesessern" - sei das Spektrum der aufgenommenen Nährstoffe aber größer. "Wenn man alles isst, ist die Gefahr eines Mangels geringer", betont sie. ...Allerdings weist Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl ausdrücklich darauf hin, dass eine vegane Ernährung bei Menschen mit Vorerkrankungen zu Schwierigkeiten führen kann – etwa bei Diabetikern, Allergikern oder Nierenkranken.... „Für Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kleinkinder ist eine vegane Ernährung ungeeignet. Das Risiko ist zu hoch." ... "Es gibt Studien, die schon bei vier bis sechs Monate alten Säuglingen von veganen Müttern Vitamin-B12-Mangelerscheinungen festgestellt haben. Das ist doppelt schlimm, weil sich ihr Körper erst im Aufbau befindet", erklärt Gahl“.
Einschätzung der Stellungnahme
Diese Stellungnahme ist keine faire Bilanz und keine angemessene Zusammenfassung des Forschungsstandes. Sie vermengt ideologische Überzeugungen und persönliche Werthaltungen („extrem“) mit rein theoretischen Annahmen(„Schwierigkeiten bei Vorerkrankungen), kontroversen Einschätzungen („ungeeignet für Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kleinkinder“) und tatsächlichen, empirisch belegten Risiken (Vitamin B12 Mangel), die aber mit Leichtigkeit zu vermeiden sind.
Vegan.eu stellte zwei Nachfragen an Frau Gahl, die diese uns auch freundlicherweise beantwortete:
Zum einen baten wir Frau Gahl, uns auf Studien zu verweisen, die eine Gefährdung der Gesundheit von Personen mit Diabetes durch eine vegane Ernährung aufzeigen würden, da uns lediglich gegenteilige Studien bezüglich Diabetes II bekannt seien.
Zum anderen baten wir um eine Darstellung der Sichtweise der DGE zu den Positionen der weltweit größten Gesellschaft universitär ausgebildeter Ernährungsexperten, der Academy of Nutrition and Dietetics, des weltweit größten Verbandes von Kinderärzten, der Academy of Pediatrics, sowie des kanadischen Fachverbandes Dietitians of Canada. Denn diese Fachverbände stellen übereinstimmend nach Auswertung einer großen Anzahl an wissenschaftlichen Forschungsbefunden fest, dass eine gut geplante vegane Ernährung für Menschen aller Altersstufen und auch für die besonderen Phasen der Schwangerschaft und Stillzeit und für Kleinkinder geeignet sei (siehe hier und hier). Spezifisch fragten wir Frau Gahl, ob die DGE diese Position der US-amerikanischen bzw. kanadischen Fachverbände für falsch hält.
Als Antwort zur Frage zu den Vorerkrankungen teilte uns Frau Gahl mit:
„Ich kann Ihnen natürlich keine speziellen Studien nennen, die eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes belegen. Meine Aussage im Interview bezog sich nicht darauf, dass vegan lebende Menschen mit Vorerkrankungen eine Verschlechterung ihrer Gesundheit zu erwarten hätten, sondern dass es schwierig sein kann, alle Nährstoffe abzudecken, je eingeschränkter die Lebensmittelauswahl wird. Dies kann für Personen mit Vorerkrankungen die Nährstoffversorgung bei sehr eingeschränkter Lebensmittelauswahl erschweren. Es ist unbestritten, das insbesondere eine vegetarische und auch vegane Ernährungsweise positive gesundheitliche Effekte mit sich bringt. Das bestätigen zahlreiche Studien. Vegetarier haben seltener Übergewicht und weniger häufig hohen Blutdruck. Auch die Blutfettwerte, insbes. Blutcholesterolwerte sind in der Regel günstiger, als bei Personen mit durchschnittlicher Lebensweise. Insgesamt ist damit das Risiko für Vegetarier für Diabetes mellitus, Gicht, Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten niedriger“.
Es ist sicherlich richtig, dass es keine Studien gibt, die eine Verschlechterung von Erkrankungen durch eine vegane Ernährungsweise nahe legen würden. Selbstverständlich ist es allerdings nicht, dass man keine Studien nennen kann, wenn man doch zuvor ausdrücklich zur Vorsicht warnt. Dies gilt umso mehr, als dass es durchaus einige Studien zu Auswirkungen einer veganen Ernährung auf die Gesundheit von Personen mit Vorerkrankungen gibt, die allesamt keine negativen, sondern positive Auswirkungen beschreiben. Nach diesen Studien wirkt sich eine vegane Ernährung günstig auf den Verlauf einer Diabetes II Erkrankung aus (siehe hier), vermindert die Intensität der Symptomatik von rheumatischer Arthritis (siehe hier) und ist ebenfalls offenbar dazu geeignet, den Verlauf koronarer Herzerkrankungen positiv zu beeinflussen (siehe hier).
Darüber hinaus weisen neuste Untersuchungsbefunde, die auch Veganer mit Vegetariern vergleichen, darauf hin, dass eine vegane Ernährung besonders stark den Blutdruck senkt (siehe hier), dass Veganer besonders selten an Krebs erkranken (siehe hier), und dass überhaupt bezüglich chronischer Erkrankungen, wie Krebs, Herzerkrankungen und Diabetes, Menschen, die sich vegan ernähren, die geringsten Erkrankungshäufigkeiten aufweisen (siehe hier).
Es ist durchaus zu begrüßen, dass Frau Gahl den potentiellen Gesundheitsvorteil auch der veganen Ernährung in ihrer Antwort an uns letztlich einräumt. Nur tragen ihre öffentlichen Äußerungen zur Verbreitung eines gegenteiligen Eindruckes bei. Liest man die Aussagen von Frau Gahl bei Web.de entsteht nämlich nicht der Eindruck, dass die vegane Ernährung offenbar sogar bezüglich maßgeblicher Erkrankungen günstiger als die sogenannte Mischkost sein kann, sondern im Gegenteil, es wird durchgängig eine Assoziation zwischen der veganen Ernährung und Gesundheitsrisiken hergestellt, während auf mögliche gesundheitlich vorteilhafte Auswirkungen der veganen Ernährung nicht einmal hingewiesen wird.
Sicherlich ist es oft schwierig, in der Wissenschaft Kausaleffekte schlüssig nachzuweisen, gerade wenn sie komplexe Sachverhalte und längsschnittliche Fragestellungen betreffen. Dennoch ist klar, dass die heute diskutierte Fragestellung nicht ist, ob die vegane Ernährung insgesamt ungesünder ist als eine fleischbasierte Mischkost, sondern es wird in der Wissenschaft diskutiert, in welchem Ausmaß und aus welchen Gründen bei welchen möglicherweise bestehenden Restrisiken eine vegane Ernährung gesünder ist als eine fleischbasierte Mischkost. In den Äußerungen von Frau Gahl gegenüber Web.de ist diese Sachlage nicht erkennbar.
Es ist legitim, darauf hinzuweisen, dass Menschen und ganz besonders erkrankte Menschen bei jeder Form von Lebens- und Ernährungsumstellung die Auswirkungen auf die Erkrankung besonders gut beobachten und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Ebenso versteht es sich von selbst, dass bei einer Umstellung auf eine vegane Ernährung auf die Sicherstellung der Nährstoffversorgung zu achten ist. Dies ist aber ohne weiteres möglich und diese Anforderung spricht deshalb nicht gegen eine vegane Ernährung. Im übrigen können Nährstoffmängel bei Menschen mit Mischkost ebenso auftreten (siehe hier), wobei nach einer Veröffentlichung des US Landwirtschaftsministeriums eine vegane Ernährung nach Empfehlungen zu weniger Nährstoffmängeln führt als eine ebenfalls nach den Empfehlungen umgesetzte Mischkost (siehe hier).
Tatsächlich sind für Menschen mit diversen und auch schwerwiegenden Erkrankungen durchaus Aussichten gegeben, durch eine gut geplante Umstellung auf eine vegane Ernährung ihren Gesundheitszustand günstig zu beeinflussen. Über diese Möglichkeit hat Frau Gahl in ihren bei Web.de zitierten Äußerungen die Leserinnen und Leser von Web.de leider im unklaren gelassen.
Auf unsere Frage zur Position der DGE zu den Stellungnahmen der US-amerikanischen und kanadischen Fachverbände gab uns Frau Gahl folgende Antwort:
„Die Zeit des Wachstums und der Entwicklung in den ersten Lebensjahren stellt besondere Anforderungen an die Energie- und Nährstoffversorgung. Aufgrund der in dem unten genannten Bei[-]trag geschilderten Studienergebnisse stuft die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V, anders als die ADA, eine Ernährung auf rein pflanzlicher Lebensmittelbasis als ungeeignet ein, um Säuglinge, Kleinkinder und Kinder adäquat zu versorgen und Gesundheitsrisiken zu vermeiden.Aber auch die ADA weist mit einer Einschränkung in ihrem Positionspapier darauf hin: „A vegetarian, including vegan, diet can meet current recommendations for all of these nutrients. In some cases, use of fortified foods or supplements can be helpful in meeting recommendations for individual nutrients.“ ...Die ausführlichen Informationen hierzu finden Sie in folgendem Artikel auf unserer Internetseite..."
Auffällig ist zunächst, dass die DGE eine diametral anderslautende Position vertritt als die genannten US-amerikanischen Fachverbände, einschließlich der früheren ADA, die heute Academy of Nutrition und Dietetics heißt, sowie der US amerikanischen Kinderärzte, die sich der Position der Academy of Nutrition and Dietetics uneingeschränkt angeschlossen haben. Dass dieser Dissenz besteht, wird vonFrau Gahl eingeräumt.
Die Sachlage, dass die US-amerikanischen und kanadischen Fachverbände betonen, dass die vegane Ernährung die Nährstoffversorgung decken kann, aber in einige Fällen die Einnahme angereicherter Lebensmittel bzw. von Supplementenhilfreich sein kann, ist im Übrigen kein Widerspruch und stellt auch keine Einschränkung dar, zumal auch für Mischköstler Ähnliches empfohlen wird. So empfiehlt die DGE eine Folsäure- und Jodsupplementierung für schwangere Frauen (siehe hier). Tatsächlich ist der einzige Unterschied bei veganer Ernährung, dass teilweise auf andere Nährstoffe zu achten ist (so sind Veganer typischerweise besser mit Folsäure versorgt) und das unbedingt eine Supplementierung oder Einnahme von Vitamin B12 über angereicherte Lebensmittel erforderlich ist. Die entsprechende Zufuhr von Vitamin B12 gehört tatsächlich fest zur veganen Ernährung und wird auch von allen veganen Gesellschaften, einschließlich der Vegan Society, empfohlen (siehe hier).
Soweit es den Verweis auf die Stellungnahme der DGE zur veganen Ernährung von Schwangeren, Stillenden und Kleinkindern betrifft, so muss leider festgestellt werden, dass diese Stellungnahme nicht auf einer wissenschaftlich angemessenen und lauteren Analyse des Forschungsstandes beruht (siehe hier und hier):
Ein Großteil der zitierten Studien betrifft nicht Veganer, sondern bezieht sich auf religiöse Extremgruppen, die ihren Mitgliedern zahlreiche pflanzliche Lebensmittel verbieten, oder hat die Makrobiotik zum Thema, die nicht vegan ist, sondern Fischkonsum erlaubt und ebenfalls pflanzliche Lebensmittel einschränkt. Weder Studien mit Mitgliedern religiöser Extremgruppen, die pflanzliche Lebensmittel einschränken, noch Studien mit nicht vegan lebenden Menschen, die sich makrobiotisch ernähren und ebenfalls pflanzliche Lebensmittel einschränken, erlauben einen Schluss auf die vegane Ernährung. Aber auch Untersuchungen, die aufzeigen, dass die Kinder von Schwangeren und stillenden Mütter, die keine ausreichende Vitamin B12 Zufuhr sicherstellten, gesundheitliche Schäden erleiden können, sind bedeutungslos für die Fragestellung, ob Schwangere und Stillende sich vegan ernähren können, wenn sie den Empfehlungen zur Vitamin B12 Zufuhr folgen. Unter Berücksichtigung dieser offensichtlichen Aspekte bricht aber die empirische Basis der kritischen Stellungnahme der DGE zusammen.
Anders als die DGE beziehen sich die US-amerikanischen und kanadischen Fachverbände in ihrer Bewertung der veganen Ernährung nicht auf religiöse Extremgruppen oder nicht-vegane makrobiotische Ernährungsformen, die pflanzliche Lebensmittel einschränken, sondern untersuchen anhand der Auswertung des gesamten vorliegenden Forschungsstandes die Fragestellung, ob eine gut geplante vegane Ernährung, die immer auch eine Sicherstellung der Vitamin B12 Versorgung beinhaltet, für Schwangere, Stillende und Kleinkinder geeignet ist.
Hier aber ist die wissenschaftliche Antwort eindeutig:
Eine rein pflanzliche, vegane Ernährung ist, wenn sie gut geplant wird und entsprechend eine Sicherstellung der Vitamin B12 Versorgung gewährleistet, für Menschen jeden Alters vom Säugling bis zum Greis und auch in Schwangerschaftund Stillzeit geeignet. Die besonderen Ansprüche an die Energie- und Nährstoffversorgung in den Zeiten von Wachstum und Entwicklung in den ersten Lebensjahren können gemäß der wissenschaftlichen Position der weltweit größten Fachverbände von Ernährungsexperten und Kinderärzten durch eine rein pflanzliche, vegane Ernährung erfüllt werden.
Wie ist die Kontroverse zu bewerten?
Die DGE vertritt derzeit im Vergleich zu den weltweit führenden Fachverbänden eine Außenseiterposition, indem sie eine gut geplant
vegane Ernährung für Schwangere, Stillende und Kinder für nicht geeignet hält. In ihrer Öffentlichkeitsarbeit macht die DGE aber weder ihre Außenseiterposition noch das Bestehen der Kontroverse überhaupt transparent, sondern vermittelt vielmehr den Eindruck, als ob ihre Position wissenschaftlich allgemein anerkannt sei.
Während die DGE vor einer gut geplanten veganen Ernährung von Kindern warnt, informiert sie die Öffentlichkeit, an die sie sich wendet, nicht über den sicherlich nicht uninteressanten Fakt, dass für US-amerikanische und kanadische Kinder derartige Bedenken nicht gesehen werden.
Ebenso wenig informiert die DGE die Öffentlichkeit darüber, dass der wissenschaftliche Forschungsstand es durchaus wahrscheinlich macht, dass vegan aufwachsende Kinder später im Erwachsenenalter weniger an Übergewicht, Diabetes, Krebs und Herzerkrankungen leiden werden als ihre mit Mischkost versorgten Altersgenossen. Gänzlich unerwähnt lässt die DGE zudem Untersuchungen, die zeigen, dass bei vegan aufwachsenden Kindern, deren Vitamin B12 Versorgung sichergestellt wird, Entwicklung und Wachstum normal verlaufen (siehe Darstellung in Vegan for Life bei Morris und Messina, 2011)
Unterschiedliche Meinungen sind legitim und Kontroversen gehören zu einer jeden Wissenschaft. Indem die DGE aber falsche Tatsachenbehauptungen macht und die Öffentlichkeit über die internationale Diskussion über die Auswirkungen einer veganen Kost während Schwangerschaft, Stillzeit und Kleinkindalter nicht informiert, verlässt sie den Boden der Redlichkeit. Spätestens hier wird deutlich, dass die DGE nicht unabhängig und nicht unparteilich auftritt, sondern dass sie eine ideologisch begründete Agenda vertritt, die den Implikation des internationalen wissenschaftlichen Forschungsstandes nicht entspricht und die sich gezielt gegen vegan lebende Eltern richtet, die ihre Kinder unter Beachtung der Empfehlungen für eine gut geplante vegane Ernährung gesund vegan ernähren.
Ist es vorstellbar, dass die weltweit größte Vereinigung von Kinderärzten und die weltweit größte Organisation von universitär ausgebildeten Ernährungsexperten gemeinsam die Gesundheit von Millionen von Kindern gefährden würden? Würden diese Organisationen eine gut geplante vegane Ernährung für Kinder öffentlich für geeignet erklären, selbst wenn sie damit die Gesundheit eben dieser Kinder beschädigen würden?Oder liegt es nicht viel näher, dass in Wirklichkeit nicht diese Organisationen, sondern die DGE aus subjektiv-ideologischen Gründen und vor dem Hintergrund einer konservativen Einstellung zur menschlichen Ernährung der Zeit noch hinterher ist und antiquierte Warnungen ausspricht, die tatsächlich einer fundierten Grundlage entbehren?
Wird die offensichtliche Einseitigkeit der Stellungnahmen der DGE, die Nicht-Rezeption der Position der US-amerikanischen und kanadischen Fachverbände durch die DGE, sowie die Ausrichtung der Studienauswahl auf Extremgruppen mit eingeschränkter Auswahl pflanzlicher Nahrungsmittel, oder auf Schwangere, die keine hinreichende Vitamin B12 Zufuhr gewährleisteten, berücksichtigt, entstehen wenig Zweifel, dass nicht die Position der US-amerikanischen und kanadischen Fachverbände, sondern die Position der DGE inkorrekt ist.
Konsequenzen des Verhaltens der DGE
Die DGE lehnt eine jede gut geplante vegane Ernährung von Schwangeren, Stillenden und Kindern ab. Sie stellt damit per Implikation an vegan lebende Menschen die Forderung, entweder keine Kinder zu bekommen oder aber während Schwangerschaft und Stillzeit die vegane Ernährung aufzugeben. Sie stellt an vegane Eltern die zusätzliche Forderung, auch nach der Phase der Schwangerschaft und Stillzeit ihren Kindern ein Ernährungsverhalten zu vermitteln und im eigenen Haushalt zu praktizieren, welches ihren Überzeugungen widerspricht. Gleichzeitig weigert sich die DGE, vegan lebenden Eltern Hilfestellung zu geben, um ihre Kinder gut geplant und gesund vegan zu ernähren und dabei Fehler, wie sie bei jeder Ernährungsform auftreten können, zu vermeiden. All dies - und dies ist der entscheidende Vorwurf - tut die DGE aber ohne jede Notwendigkeit. Denn die US amerikanischen und kanadischen Fachverbände legen überzeugend dar, dass eine gesunde vegane Ernährung von Kindern möglich ist. Selbstverständlich gehört hierzu auch die Vitamin B12 Versorgung.
Mit ihrer Warnung vor einer veganen Ernährung von Schwangeren, Stillenden und Kindern tut die DGE aber noch viel mehr als ihr vielleicht selbst bewusst ist:
Anstatt zu einer gesunden Umsetzung der veganen Ernährung von Kindern beizutragen, wo sie gewünscht wird, lässt die DGE mit ihrer empirisch unbegründeten und nur noch ideologisch erklärbaren reinen Anti-Haltung letztlich auch die Interessen der Kinder außen vor und leistet der Diskriminierung und Ausgrenzung veganer Eltern und Familien Vorschub. Mit ihren öffentlich verbreiteten Warnungen und der Einseitigkeit ihrer Erklärungen trägt die DGE zu einem Klima bei, in dem vegan lebenden Eltern, die ihre Kinder gemäß der Empfehlungen der amerikanischen Fachverbände gut geplant und gesund vegan ernähren, der Status von Rabeneltern zugewiesen wird.
Indem die DGE den falschen Eindruck erweckt, dass eine gut geplante vegane Ernährung von Kindern nicht möglich sei, vermittelt sie notgedrungen den weiteren Eindruck, dass vegan lebende Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren, Fanatiker sind, die im Sinne einer Kindesmisshandlung die psychische und körperliche Integrität ihrer eigenen Kinder beschädigen. Dieser Vorwurf, der unmittelbar folgt, wenn die Position der DGE ernst genommen wird, ist unberechtigt. Er ist eine Beleidigung und ein Angriff nicht nur auf alle vegan lebenden Eltern,sondern auf alle vegan lebenden Menschen und auf den Veganismus an sich. Er trifft Menschen, die sich in besonders hohem Ausmaß Gedanken über das Wohl von Mitmenschen, Tieren und um unsere Umwelt machen und die ihre Kinder sicherlich genau so lieben undfür ihr Wohlergehen ebenso sorgen, wiedies auch die Mehrheit der nicht vegan lebenden Eltern tut.
Früher stand die DGE ebenfalls kritisch zum Vegetarismus und lehnte eine vegetarische Kinderernährung ab. Mittlerweile hat sie diese unhaltbare Position aufgegeben. Auch in Bezug auf den Veganismus wird sich die DGE wissenschaftlichen Befunden in ihrer Gesamtbewertung und dem Geist der Zeit nicht dauerhaft verweigern können.
Es ist daher unwahrscheinlich, dass die DGE noch in 10 Jahren vor einer gut geplanten veganen Ernährung von Schwangeren, Stillenden und Kindern warnen wird. Im Gegenteil, wird die DGE in 10 Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso konkrete und leicht handhabbare Empfehlungen für eine gut geplante vegane Ernährung in Schwangerschaft, Stillzeit und Kindesalter herausgeben, wie dies jetzt bereits für ihre US-amerikanische Schwesterorganisation eine Selbstverständlichkeit ist (siehe hier).
Die vorhersehbare Veränderung in der Zukunft macht aber die gegenwärtige destruktive Haltung der DGE zum Veganismus und die Einseitigkeit und insofern auch Unlauterbarkeit ihre öffentlichen Stellungnahmen nicht weniger bedauerlich.