“Mexican Hat”: Vegan und mexikanisch in Duisburg
In Duisburg in der Mühlheimerstr. 178 findet sich das mexikanische Restaurant "Mexican Hat", welches unter dem Motto "natürlich, frisch und selbstgemacht" eine zu 100 % vegane Küche anbietet.
Das Betreiber-Paar Yvonne und Sven ist ebenso begeistert von der mexikanischen Küche wie überzeugt von der veganen Lebensweise. Deshalb unternahmen sie auch das Wagnis, das Restaurant, welches ursprünglich noch Fleischgerichte anbot, zu einem rein veganen Restaurant zu verwandeln, nachdem sie selbst den Veganismus für sich entdeckt hatten.Im Interview mit vegan.eu berichten sie von ihren Erfahrungen, Zielen, Wünschen und ihren Einstellungen zur veganen Ernährung.
Interview mit Yvonne [&] Sven, den Betreibern des Mexican Hat
Wer seid ihr und wie kamt ihr auf die Idee den Mexican Hat zu gründen?
Wir, Sven (27) und Yvonne (28), sind seit 7 ½ Jahren ein Paar. Yvonne hat während eines zwei Jährigen Auslandaufenthalt in Amerika die Tex Mex Küche kennen und lieben gelernt.
Nachdem wir ein wunderbares Rezept für Käsesoße kreiert haben, zauberten wir unseren ersten Mex Hat Origins. Vom ersten Bissen an waren wir begeistert und schmiedeten direkt Pläne von einem Tex Mex Lokal in Duisburg.
Nach diversen Probekochen, Testessen und 2Jähriger Planung waren wir uns sicher den Mexican Hat mit frischen, selbstgekochten Gerichten zu eröffnen.
Seit wann besteht der Mexican Hat?
Eröffnet haben wir am 21.12.2010.
Wie wird es angenommen, was gab oder gibt es für Probleme und Erfolge?
Unsere Küche wurde von Beginn an positiv angenommen. Für die meisten war unsere Küche unbekannt, aber eine willkommene Abwechslung an die sie sich schnell gewöhnt haben. Probleme gab es trotz unserer guten Planung viele, aber keines hat uns die Motivation geraubt.
Wir haben von Anfang an auch Gerichte mit Fleisch angeboten.Die größte Schwierigkeit bestand darin, Abstand davon zu nehmen.
Privat leben wir seit 2 Jahren vegan. Die Existenzangst hat dazu geführt, dass wir den Wechsel auf ein rein veganes Angebot lange hinauszögern wollten.
Seit Dezember 2013 gibt es eine ausschließlich vegane Küche in unserem Lokal und dies ist auch unser größter Erfolg. Wir haben uns in den vergangenen Jahren unheimlich verändert und das wir diese Veränderungen auch beruflich vereinbaren konnten ist das größte Glück das uns bislang widerfahren ist.
Es sitzt sich gemütlich im "Mexican Hat" (bei unserem Besuch im Januar 2014)
Manche denken, es wäre ganz leicht, ein Restaurant zu betreiben und damit könne man vor allem auch gut Geld verdienen. Was sagt ihr dazu?
Ein Restaurant betreibt man freiwillig, weil man diese Arbeit liebt. Es gibt für uns nichts Schöneres als zu kochen, neue Gerichte auszuprobieren und unseren Gästen wertvolles Essen zu servieren. Der tägliche Kontakt mit neuen Menschen bereitet uns immer wieder Freude.
Für uns persönlich war nie der Reichtum ausschlaggebend ein Lokal zu eröffnen. Sein eigener Chef sein, für alles die Verantwortung zu tragen und jede einzelne Entscheidung selbst zu treffen, dass sind wichtige Gründe für uns die unsere Arbeit unvergleichbar machen.
Aber im gleichen Zug sollte man sich auch bewusst sein, dass die Gastronomie harte Arbeit bedeutet und dass das Restaurant letztendlich bestimmt wann deine Arbeit beginnt und wann du Feierabend machen kannst.
Abgesehen davon gibt es für uns definitiv tausend Dinge die wichtiger sind als Geld.. Glück und Zufriedenheit sind schließlich unbezahlbar…
Mexikanisch und vegan, wie kommt es zu dieser Verbindung?
Der Grundstein für den Mexican Hat haben wir gelegt, als wir noch alles gegessen haben. Im Zuge unserer persönlichen Veränderung haben wir den Film Earthlings gesehen und nach diesem konnten wir kein Fleisch mehr essen. In dem darauffolgendem Jahr haben wir im Mexican Hat weiterhin Fleisch verkauft. Hätten wir unserem Herzen sofort gefolgt, würde es seit diesem Tag auch kein Fleisch mehr geben. Damals waren wir noch sehr unsicher und vor allem unsere Familie hatte große Bedenken vor der Umstellung.
Es gab mehrere Ereignisse im Kundengespräch, die uns dazu gedrängt haben, unsere Einstellung zu überprüfen. Wir haben dann an einem Abend im Dezember entschieden „das war’s“.
Für uns ist das Fleisch in der mexikanischen Küche wie in jeder anderen Küche weltweit auch, ein Opfer der Industrie. Es gibt Rezepte von mexikanischen Gemüsesuppen in denen Rinderfleisch mit gekocht wird! Und auf der anderen Seite ist der Grundstein der mexikanischen Küche Reis, Bohnen und frische Gewürze. Das haben wir natürlich beibehalten und das Fleisch gegen Soja ausgetauscht.
Wir rauben demnach dem ein oder anderen die Gewohnheit und schenken ihm mit unserer Karte eine neue! Diese ist tierfreundlich, zeitgemäß und gesünder.
Was kann man bei euch so essen und trinken?
Bei uns gibt es natürlich Nachos mit hausgemachten Dips (Käsesoße, Bohnenmus, Salsa, Guacamole, Peanut Dip) Enchiladas, Burritos, Wraps, Dillas … viele wunderbare Gerichte aus der Tex Mex Küche mit frisch gekochten Zutaten wie Tex Mex Reis, gedünstetem Gemüse, knackigen Salaten und Soja.
Zu trinken steht immer gefiltertes Wasser bereit und es gibt diverse Limonaden. Zu unseren selbstgemachten Desserts gibt es auch gerne einen hausgemachten Kakao oder Getreidekaffee. Momentan entwickeln wir glutenfreie- und Rohkostgerichte.
Was sind die Renner und gibt es auch Ladenhüter?
Der Mex Hat Origins Supreme ist unser meist verspeistes Gericht. Ladenhüter gibt es bei uns nicht. Wir haben zwar eine große Auswahl an verschiedenen Gerichten, aber alle sind speziell zusammengestellt und werden gerne gegessen. Da wir keine gedruckten Speisekarten mehr haben können wir unsere Karte auch immer flexibel anpassen, falls irgendein Gericht sich zu einem Ladenhüter entwickeln sollte.
Kommen zu euch vor allem vegan lebende Menschen, oder sind viele eurer Gäste auch noch Fleischesser oder Vegetarier? Wie sind die Reaktionen?
Viele unserer Stammgäste sind Fleischesser. Die Reaktionen sind da sehr unterschiedlich. Für die einen steht unsere Qualität im Vordergrund und nicht das Fleisch. Bei manchen wiederum bricht die blanke Panik aus, wenn sie hören, dass wir kein Fleisch mehr verkaufen. Diese verlassen unser Lokal ohne überhaupt ein Gericht probiert zu haben.
Das ist natürlich sehr Schade, aber zum Glück gibt es genügend offene Menschen die bereit sind unsere Küche zu probieren.
Die Vegetarier und Veganer reagieren durchweg positiv, vor allem die Veganer genießen es in einem Lokal bedenkenlos bestellen zu können.
Ihr seid selbst vegan. Wie kamt ihr dazu? Was waren die Gründe? Wie geht es euch seither?
Wir wurden damals von sehr guten Freunden auf die Bedeutung von Zusatzstoffen in Lebensmitteln aufmerksam gemacht. Daraufhin haben wir uns nach und nach mit unserer Ernährung auseinander gesetzt. Wir haben in unserem Restaurant das Fleisch immer frisch verarbeitet und haben dann hinterfragt woher das Fleisch kommt. Plötzlich schafften wir ein Bewusstsein, dass wir vorher nicht hatten. Nachdem wir den Film Earthlings gesehen haben, haben wir unseren Fleischkonsum sofort eingestellt. Wenige Wochen später haben wir bei Freunden Filme über die Milchlüge gesehen. Noch am selben Abend war klar, dass wir nie wieder Milchprodukte zu uns nehmen würden.
Seither ergeht es uns zunehmend besser. Es ist als ob man nun alles durch ganz andere Augen sieht. Das Wissen über die Massentierhaltung ist in uns eingebrannt. Es steht für uns außer Frage, jemals wieder ein Lebewesen töten zu lassen, nur um etwas zu essen. Wir sind gesünder und fitter als zuvor und vermissen unsere alte Ernährung an keinem einzigen Tag. Wir haben gelernt was für eine unglaubliche Vielfalt an pflanzlichen Lebensmittel es gibt und es ist eine Freude immer neue Sachen zu entdeckten und zu kosten. Wir interessieren uns unheimlich für Ernährung und für die Auswirkung der Lebensmittel auf den Körper.
Wie verhaltet ihr euch gegenüber fleischessenden Personen und gegenüber Vegetariern?
Wir unterscheiden / klassifizieren keine Menschen. Der Überzeugung nach sich jedem Menschen gegenüber so zu verhalten, wie man selbst behandelt werden möchte, sind wir allen Menschen gegenüber offen und freundlich gesinnt.Zudem sind wir uns sicher, dass man die Menschen nur dann erreichen kann, wenn diese auch bereit dazu sind.
Seht ihr den Vegetarismus bereits als einen Schritt in die richtige Richtung an oder betont ihr die Abgrenzung?
Jeder Mensch ist anders und demnach entwickelt sich jeder Mensch auch anders.Für uns persönlich ist der vegane Lebensweg der einzige Richtige. Uns hat ein wachsendes Bewusstsein für die Welt, die Umwelt und alle Lebewesen dazu gebracht. Dieses Bewusstsein hatten wir nicht von Geburt an, wir haben uns entwickelt und entwickeln dieses Bewusstsein in vielen Bereichen über die Ernährung hinaus ständig weiter.
Jeder Mensch der mit offenen Augen durch die Welt geht und ein Bewusstsein entwickelt, geht einen Schritt in die richtige Richtung.Von Abgrenzung halten wir absolut nichts.
In den Medien wird über einen veganen Trend berichtet. Nehmt ihr den auch wahr?
Durch die Netzwerke und das Internet verbreiten sich unheimlich viele Informationen die dazu beitragen, dass immer mehr Menschen aufgeklärt werden. Sollte es wirklich einen veganen Trend geben, wird zumindest erreicht, dass die Bezeichnung vegan bekannter wird und mehr Menschen ein Bewusstsein dafür bekommen.
Veganismus ist eine Lebenseinstellung, ein Bewusstsein und kein Trend. Wahrscheinlich kennen sich viele Menschen in den Medien einfach selbst nicht mit der Thematik aus und nennen es daher einen Trend, um die vegane Lebensweise besser einordnen zu können.
Glaubt ihr, es ist nur eine vorrübergehende Modeerscheinung?
Es ist ein wachsendes Verantwortungsbewusstsein. Fleischessende Menschen bezeichnen die vegane Lebenseinstellung vielleicht lieber als Trend um sich keine Sorgen darüber machen zu müssen, sich mit der Thematik ernsthaft auseinander setzen zu müssen.
Was könnte aus eurer Sicht am besten getan werden, um die vegane Lebensweise zu verbreiten?
Die öffentliche Arbeit die viele Organisationen und der ehrenamtliche Einsatz von Menschen sind schon überragend und positiv wahr zu nehmen.Immer mehr Netzwerke werden gegründet und wir treffen täglich viele liebe Menschen, die sich für die Verbreitung der Informationen rund um das Thema Vegan bemühen.
Wir sind rundum zufrieden mit unserer veganen Lebensweise und haben das Glück, diese auch in unserem Lokal öffentlich zu machen.
Unsere Divise ist es mit gutem Beispiel voraus zu gehen und allen unsere Erfahrungen und Wissen mitzugeben (das fängt an bei unserer persönlichen Geschichte und endet meist bei leckeren Rezepten).
Gibt es eurer Erfahrung nach eine echte vegane Community mit gemeinsamer Zielsetzung und gegenseitiger Unterstützung oder sind alle eher nur Einzelkämpfer?
Es gibt spürbar eine Gemeinschaft, die täglich wächst und sich gegenseitig unterstützt. Aber da Mensch so unglaublich Facettenreich ist, gibt es sicherlich auch Einzelkämpfer.
Was könnte verbessert werden?
Mehr Aufklärung im öffentlichen Bereich, Einsatz der Politik (richtige und sinnvolle Steuerung der Zuschüsse und Fördergelder) und ein gesünderes Angebot der Industrie (natürliche vegane Lebensmittel).
Wollt ihr dauerhaft im Gastronomiebereich tätig sein oder ist dies für euch eher eine Übergangsstrecke?
Da wir uns in der vergangenen Zeit stark verändert haben, legen wir uns für die Zukunft nicht mehr fest. Die Arbeit im Mexican Hat erfüllt uns täglich mit Freude, aber es gibt unheimlich viele Gebiete, die uns interessieren und bei denen wir gerne tatkräftig etwas bewegen und verändern würden.
Wir sind gespannt auf die Zukunft und freuen uns auf das was kommt.
Seid ihr optimistisch oder eher pessimistisch, was die Zukunft des Veganismus und der Welt betrifft?
Wir sehen der Zukunft mehr als optimistisch entgegen. Wir, und viele andere Menschen, haben derzeit bereits ein unglaubliches Bewusstsein für die Erde und alle Lebewesen die auf ihr leben. Wir geben dies tagtäglich weiter und aus diesem Bewusstsein wird mit der Zeit sicherlich etwas noch viel positiveres wachsen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und wir geben dies weiter.
Außerdem ist es unheimlich wichtig, sich im Leben immer auf das positive zu konzentrieren, denn negative Gedanken bringen einen nie weiter.