Wie keine andere Ernährungsweise schont die vegane Ernährung die Umwelt, schützt die Tiere, fördert die Gesundheit und unterstützt den Aufbau von weltweiter Ernährungssicherheit im Kampf gegen den Hunger. Eine vegane Welt wäre nach allem, was wir wissen, eine ökologisch nachhaltigere, friedfertigere und sozialere Welt als die Welt, in der wir derzeit leben. Eine gut geplante vegane Ernährung ist dabei für alle Altersstufen und Entwicklungsphasen des Menschen geeignet, vom Kleinkindalter bis zum Greisenalter und ebenso während Schwangerschaft und Stillzeit.
Dennoch steht die vegane Ernährung immer wieder im Zentrum von Angriffen, die auf einen möglichen Vitamin B12 Mangel aufgrund einer veganen Ernährung verweisen, der zu schwersten neurologischen Schäden, gerade auch für Kinder veganer Eltern, führen kann. Diese Möglichkeit eines Vitamin B12 Mangels taucht tatsächlich in nahezu allen Kritiken der veganen Ernährung an prominenter Stelle auf, wird beispielsweise auch immer wieder durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gegen die vegane Ernährung ins Feld geführt.
Eine neue Überblicksarbeit von Pawlak, Lester [&] Babatunde (2014), die vorherige Befunde von Pawlak et al (2013) repliziert, zeigt, dass die Möglichkeit eines Vitamin B12 Mangels bei veganer Ernährung real ist und dass diese Gefahr darüberhinaus ebenfalls bei einer ovo-lacto vegetarischen Ernährung besteht:
Die neue Überblicksarbeit bezieht sich auf 43 Einzelstudien, die sich der Fragestellung der Häufigkeit eines Vitamin B12 Mangels bei vegetarisch oder vegan lebenden Personen unterschiedlicher Altersstufen widmeten. In den jeweiligen Studien erreichte die Häufigkeit eines Vitamin B12 Mangels bei vegetarisch lebenden Kleinkindern 45%, schwankte bei älteren Kindern und Jugendlichen zwischen 0 bis 33%, bei schwangeren Frauen zwischen 17 bis 39% und bei anderen erwachsenen Personen und Senioren zwischen 0 bis 86.5%. Ebenfalls zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit eines Vitamin B12 Mangels bei vegan lebenden Personen höher ausfiel als bei ovo-lacto vegetarisch lebenden Personen.
Allerdings besteht die Gefahr eines Vitamin B12 Mangels aufgrund vegetarischer oder veganer Ernährung ausdrücklich nur für den Fall, dass vegan oder ovo-lacto vegetarisch lebende Personen nicht auf eine ausreichende Vitamin B12 Zufuhr achten, wie sie über Supplementierung oder den Konsum von mit Vitamin B12 angereicherten Lebensmitteln auf einfache Art und Weise sichergestellt werden kann. Aufgrund dieser Sachlage empfehlen die Studienautoren allgemein vegetarisch sowie spezifisch vegan lebenden Personen, sich ernsthafte Gedanken über eine Vitamin B12 Supplementierung zu machen, um eine angemessene Versorgung mit Vitamin B12 sicher zu stellen.
Dieser Empfehlung kann sich auch aus veganer Sichtweise nur angeschlossen werden. Es ist außerordentlich bedauerlich,wenn vegetarisch und vegan lebende Personen, anstatt von den zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen einer fleischfreien und insbesondere veganen Lebensweise zu profitieren, gesundheitliche Schäden erleiden würden. Zudem ist dies völlig unnötig, weil durch die einfache Sicherstellung einer ausreichenden Vitamin B12 Versorgung die vegane Ernährung ihr volles Potential als für die Menschheit am besten geeignete Ernährungsform entfaltet.
Der durch Kritiker der veganen Ernährung oftmals gezogene Schluss, dass das Risiko eines Vitamin B12 Mangels einer veganen Ernährung im Wege stehe, ist offensichtlich falsch und wissenschaftlich unbegründet.Der richtige Schluss ist, dass Veganer und - wie die aktuelle Studie zeigt - ebenso Vegetarier auf eine Sicherstellung der Vitamin B12 Versorgung durch Supplementierung oder Konsum angereicherter Lebensmittel achten sollten.
In Anbetracht der enormen Vorteile einer fleischfreien Ernährung fordert selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) heute niemanden mehr dazu auf, seine vegetarische Ernährung aufzugeben. Der gleichen Logik folgend, ist es ebenso unbegründet, eine Aufgabe einer veganen Ernährung aufgrund des Risikos eines Vitamin B12 Mangels zu postulieren, da ein derartiger Vitamin B12 Mangel auch bei Fortsetzung der veganen Ernährung ohne weiteres vermeidbar ist. Demgegenüber würde eine Aufgabe der veganen Ernährung zu einer Schädigung der Umwelt, der Fortschreibung der speziesistischen Instrumentalisierung und Ausbeutung von Tieren, der Verminderung der weltweiten Ernährungssicherheit sowie zu einem Verzicht auf die zahlreichen gesundheitlichen Vorteile einer veganen Ernährung führen.
Aus der Sachlage, dass eine vegane Ernährung ohne Sicherstellung einer ausreichenden Vitamin B12 Versorgung, zu einem Vitamin B12 Mangel und davon ausgehenden Gesundheitsschäden führen kann, ist insofern die Empfehlung undForderung abzuleiten, eine vegane Ernährung immer mit einer Supplementierung von Vitamin B12 oder dem ausreichenden Konsum angereicherter Lebensmittel zu verbinden. Wer dies nicht tut, gefährdert nicht nur seine eigene Gesundheit oder die Gesundheit seiner Kinder, sondern erweist der veganen Sache einen Bärendienst, indem er ihrer anhaltenden Diskreditierung in der Öffentlichkeit Vorschub leistet.
Guido Gebauer studierte Psychologie an den Universitäten, Trier, Humboldt Universität zu Berlin und Cambridge (Großbritannien). Promotion an der Universität Cambridge zu den Zusammenhängen zwischen unbewusstem Lernen und Intelligenz. Im Anschluss rechtspsychologische Ausbildung, Tätigkeit in der forensischen Psychiatrie und 10-jährige Tätigkeit als Gerichtsgutachter. Gründung der psychologischen Kennenlern-Plattform Gleichklang 2006. Gebauer lebt und arbeitet in Kambodscha. Für vegan.eu schreibt er aus Überzeugung.
gebauer@gleichklang.de
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