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Vegan ist moderat

Vegan ist moderat

Derzeit führen wir eine →Umfrage mit Fleischessern (und Vegetariern) durch zu der Fragestellung "Warum nicht vegan". Bis jetzt haben 510 Fleischesser den Fragebogen beantwortet, aber die Ergebnisse wollen wir erst veröffentlichen, wenn die Anzahl 1000 überstiegen hat.

Dennoch zeigen sich erste vorläufige Befunde, die zu diesem Artikel Anlass gegeben haben:

Erfreulicherweise betrachten fast 60% der Fleischesser die Gesamtargumente für vegan für überzeugend. Etwas über 40%bejahen die Aussage, dass sie eigentlich selbst lieber vegan leben würden. Was aber hindert sie? Am häufigsten und von mehr als 40% der Fleischesser wurde die Aussage angekreuzt "vegan ist extrem".

Dem setzen wir mit diesem Artikel die Aussage entgegen "vegan ist moderat". Die überzeugende Verbreitung dieser Einschätzung könnte dabei nach den bisherigen Umfragebefunden einen wichtigen Beitrag leisten, um die Anzahl vegan lebender Menschen in der Gesellschaft zu erhöhen. Denn die Mehrheit der Menschen scheut vor extremen Entscheidungen und schlägt gerne den "goldenen Mittelweg" ein. Es geht also aus veganer Sichtweise darum, vegan aus der extremen Ecke herauszubekommen und als einen Weg der Mitte und Mäßigung zu etablieren.

Extrem versus moderat

Was extrem ist, ist häufig maßlos, übertrieben, unverhältnismäßig und exzessiv. Extrem heißt oft auch, so zu handeln, dass keine Korrektur mehr stattfinden kann. Wer ungesichert Bergwände besteigt, der wird unumkehrbar abstürzen, wenn seine Hände ihn nicht mehr halten können.Extrem weist eine Nähe auf zu anormal und krankhaft, aber auch gefährlich. Extreme sexuelle Fantasien mögen zu Sexualstraftaten frühren. Extreme Unwetterlagen bedingen ein hohes Risiko von Schäden bis hin zur Lebensgefahr. Extremtaucher drohen, nicht mehr lebend an die Wasseroberfläche zurück zu kehren. Extrem kann das Gegenteil von Humanität bedeuten. Extreme Strafen sind unmenschlich und grausam. Die Bush-Cheney Administration in den USA griff als Reaktion auf den 11. September zu mit →Rendition, Folter und Guantanamo zu extremen Maßnahmen, die die Extremisten der ISIS kopieren und weiter steigern, wenn sie ihre Gefangenen in oranger Guantanamokleidung vorführen. Extremisten neigen dazu, die Menschlichkeit auszublenden. Extrem ist nicht nur oft inhuman, es bedeutet ebenfalls häufig lebensfeindlich. So lassen extreme Temperaturen von mehreren hundert Grad plus oder minus Leben offenbar auf vielen Planeten nicht zu.

Moderat steht demgegenüber für gemäßigt, angemessen und maßvoll. Wer moderat handelt, vermeidet Extremreaktionen. Probleme moderaten Ausmaßes erscheinen weiterhin lösbar, sie sind kein Grund für Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Moderat handelt auch, wer sicherstellt, dass Fehler korrigierbar bleiben. Die Todesstrafe ist extrem, ihre Resultat ist unumkehrbar, auch wen sie gegen einen Unschuldigen verhängt wurde, ist sie unkorrigierbar. Eine Haftstrafe ist demgegenüber eher moderat. Der Gefangenen kann entlassen werden. Eine Haftstrafe ermöglich eine Korrektur von Fehlurteilen durch Freilassung, Wiedergutmachung und Entschädigung. Ein moderates Unwetter macht uns kaum Angst, es ist höchstens lästig. Moderate Wärme kann sehr angenehm sein, jedenfalls angenehmer als extreme Hitze.

Warum betrachten Fleischesser Fleischkonsum als moderat, vegan aber als extrem?

Hauptgründe sind die Gewohnheit, Unkenntnis über die Auswirkungen des Fleischkonsums und eine Überschätzung der Schwierigkeit, vegan zu leben. Was aber unseren Gewohnheiten entspricht, wessen mögliche negative Folgen wir nicht kennen und was wir als sehr schwierig einschätzen, bezeichnen wir als Menschen schnell ungeprüft als extrem.

Fleischkonsum als Gewohnheit

Fleischkonsum entsteht nicht durch eine bewusste, reflektierte Entscheidung bei Abwägung aller Vorteile und Nachteile. Fleischkonsum wird uns vielmehr bereits beigebracht, bevor wir rationale Abwägungen treffen können oder Wissen über seine Folgen haben. Fleischkonsum wird also zur Gewohnheit, nicht weil alle unsere Argumente für ihn sprechen, sondern weil er uns antrainiert wird, bevor wir über ihn überhaupt nachdenken.

Jedoch können wir auch später noch über bereits vorhandene Gewohnheiten nachdenken und wir können sie verändern, wenn wir zu dem Eindruck gelangen, dass sie mit mehr Nachteilen als Vorteilen verbunden sind. Gewohnheiten zu verändern ist nicht extrem, sondern Teil unseres Handlungsrepertoires.

Schäden der Nutztierhaltung, die die vegane Ernährung korrigieren möchte

UNNÖTIGES TIERLEID BEENDEN

Denken wir über Fleischkonsum nach, werden wir rasch feststellen, dass das, worüber wir nachdenken, extrem ist. Denn die Erzeugung von Fleisch als Voraussetzung des Fleischkonsums ist mit →Leid und Tötung verbunden, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Aus dem toten Stück Fleisch wird niemals mehr das lebendige Tier entstehen.

Über das Tier wird eine totale, extreme Kontrolle ausgeübt, sein Leben wird vollends unserem Interesse an seinem Fleisch unterworfen. Um sein Fleisch zu essen, behandeln wir es anders als alle unsere geliebten Haustieren, die wir bei Krankheit zum Tierarzt bringen und über deren Tod wir weinen. Extrem ist eine Handlung, die Leid erzeugt und Leben zerstört. Die Schlachtung des Tieres ist der ultimative extreme Akt, ohne den wir sein Fleisch nicht essen könnten.

Aus veganer Sichtweise sollten Tiere nicht durch den Menschen getötet werden, es sei denn, es ist unvermeidbar, wie z.B. unbeabsichtigte Tötungen im Verkehr, Notwehr, wenn ein Tier angreift oder vergleichbares. Zwar töten Tiere ebenfalls Tiere, aber der Mensch kann sich dagegen entscheiden.

Vegan ist besser, weil dadurch Nutztieren kein Leid zugefügt und sie nicht getötet würden. Eier und Milch sind ebenfalls zu vermeiden, weil Kühe und Hühner ebenfalls getötet werden, wenn sie nicht mehr genug Milch oder Eier geben, Kühe für die Milch regelmäßig geschwängert und die männlichen Nachkommen getötet werden, außerdem die Milch-, Eier- und Fleischerzeugung untrennbar miteinander verbunden sind. Zudem sind Prozesse der Haltung und des Transportes immer mit mehr oder weniger starkem Leid verbunden. Eine sicher schmerzfreie Schlachtung ist schon allein wegen der niemals auf Null reduzierbaren Fehlbetäubungsraten nicht durchführbar. Die Bio-Verbände behaupten übrigens ebenfalls nicht, dass ihre Tiere nicht leiden, sondern sprechen lediglich von einer Minderung von Leid. Veganer können nicht alles Leid von Tieren beenden, sie wollen aber das Extrem der durch den Menschen ohne Notwendigkeit geschaffenen Tierleids abschaffen und dadurch die Welt ein Stück weit leidfreier gestalten.

UMWELTZERSTÖRUNG STOPPEN

Immer mehr Studien zeigen, dass die Nutztierhaltung einer der führenden Faktoren der →weltweiten Umweltzerstörung und der menschengemachten Klimaerwärmung ist. Die Produktion der gleichen Nährstoffmenge auf pflanzlicher Basis ist mit sehr viel weniger Energie- und Ressourceneinsatz verbunden, als wenn tierische Produkte produziert werden. Dies betrifft Treibhausgase, selbst wenn alle Verkehrswege mit eingerechnet werden. Es betrifft ebenso Landverbrauch, Wasserverbrauch und die Freisetzung umweltgefährdender und gesundheitsgefährdender Chemikalien. Studien im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit haben als Reihenfolge ergeben: Vegan-Bio [gt] Vegan-Konventionell [gt] Vegetarisch-Bio, [gt] Vegetarisch-Konventionell [gt] Mischkost-Bio [gt] Mischkost-Konventionell. Wer sich vegan ernährt, schädigt damit durch seine Ernährung die Umwelt weniger als Personen, die Tierprodukte konsumieren. Die Umweltauswirkungen der Ernährung sind dabei nach Studien größer als die Umweltauswirkungen des Verkehrs. Aus veganer Sichtweise ist eine vegane Ernährung vorteilhaft, weil sie hilft, die natürlichen Ressourcen der Erde zu schützen. Menschen haben innerhalb kürzester Zeit der Umwelt enorme, ja extreme Schäden zugefügt. Vegan bedeutet die Möglichkeit, diesen Schäden entgegen zu wirken und die Umwelt zu erhalten. Extrem ist demgegenüber die Opferung der Umwelt für Fleischkonsum und Nutztierhaltung.

HUNGER IN DER WELT ABSCHAFFEN

Eine Milliarden Menschen leidet →Hunger. Gleichzeitig bevölkern Abermilliarden Nutztiere unsere Erde. Ein Nutztier konsumiert große Mengen an Getreide, Sojabohnen oder extra für die Nutztiere angebauter Nahrung, um sehr viel weniger Kalorien durch die ihm entnommenen tierischen Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Selbst in der Bio-Nutztierhaltung erfolgt eine Zufütterung mit Getreide und extra angebauten Futterpflanzen. Bei Verzicht auf Nutztierhaltung könnten mit weniger Flächen mehr Kalorien produziert werden. Außerdem sind pflanzliche Lebensmittel, wie Getreide oder Hülsenfrüchte, sehr viel leichter lagerbar (oft über Jahre ohne jede Kühlung), besser transportierbar und besser verteilbar. Deshalb haben seit Menschengedenken Getreidespeicher und nicht Fleischspeicher Hungersnöte verhindern können. Hinzu kommt, dass durch den Aufkauf von Sojabohnen (90% der weltweiten Ernte) und Getreide (25% der weltweiten Ernte) für die Nutztierhaltung die Preise für diese pflanzlichen Lebensmittel in den Ländern der dritten Welt steigen, so dass sich die Ärmeren dort diese Lebensmittel nicht mehr leisten können, was Mangelernährung fördert. OXFAM und der frühere Sonderbeauftragte der UN für Lebensmittelsicherheit Zigler erkennen mittlerweile an, dass Fleischkonsum Hunger fördert.

Aus veganer Sichtweise ist eine vegane Ernährung vorteilhaft, weil sie die Welternährung besser gewährleisten könnte wegen der ressourcenschonenderen Anbaubarkeit von Pflanzen, der jahrelangen Lagerbarkeit vieler essentieller pflanzlicher Lebensmittel ohne Kühlungseinsatz und der Beendigung der Vergeudung hochwertiger pflanzlicher Nahrung als Futter für die Nutztiere. Vegan wirkt so dem Welthunger entgegen, der aus veganer Sichtweise ein nicht hinnehmbares Extrem darstellt.

Aber ist eine vegane Ernährung tatsächlich möglich?

Studien zeigen, dass sich vegan ernährende Personen im Vergleich zu Personen, die Fleisch essen, typischerweise →gesünder sind, insbesondere auch seltener an Krebs, Diabetes und Herzerkrankungen leiden. Nach umfassender Durchsicht des internationalen Forschungsstandes ist die weltweit größte Gesellschaft von akademischen Ernährungsexperten, die Academy of Nutrition and Dietetics, zu der Schlussfolgerung gelangt, dass eine vegane Ernährung alle Nährstoffe decken kann, wobei allerdings →Vitamin B12 substituiert werden muss. Die Zufuhr von Vitamin B12 ist aus veganer Sichtweise einfach zu gewährleisten über angereicherte Lebensmittel oder direkte Supplementierung. Da Nutztieren große Mengen an Zusatzstoffen zugeführt werden, unter denen Vitamine die harmlosesten sind (selbst in der Bio-Tierhaltung sind viele Zusatzstoffe erlaubt), nehmenNicht-Veganer in Wirklichkeit durch Konsum von Milch, Eiern oder Fleisch viel mehr Zusatzstoffe auf als Veganer.

Mittlerweile leben auch viele →Spitzensportler vegan. Eine vegane Ernährung steht sportlichen Hochleistungen nicht im Wege. Niemand braucht zu fürchten, aufgrund seiner veganen Ernährung an Fitness einzubüßen.

Die vegane Ernährung macht ein reineres Gewissen. Es lebt sich vegan angenehmer, anstatt in dem Wissen zu sein, dass durch die eigene Ernährung viel Leid und Qual erzeugt wird.

Es ist leicht, vegan zu leben!

Nahezu alle Menschen, die sich für die vegane Ernährung entscheiden haben, berichten, dass sie diese als keinen Verzicht erleben, sondern sich im Gegenteil ihre Lebensqualität durch die vegane Ernährung erhöht hat. Es ist →leicht, vegan zu leben. Heute gibt es fast überall vegane Produkte zu kaufen. In fast allen Restaurants kann vegan gegessen werden, wenn dies mit der Bedienung angesprochen und erläutert wird. Mittlerweile hat vegan zudem einen insgesamt guten Ruf und ist sozial weithin akzeptiert. Noch auftretende Vorurteile und Fehlannahmen können angesprochen und aufgeklärt werden. Nach einiger Zeit tritt das Bedürfnis nach dem Konsum von Fleisch, Eiern und Milch zurück. Viele Veganer berichten, wie froh sie seien, dass sie nicht all die Dinge im Supermarkt kaufen müssen, mit denen sich Menschen die Einkaufswagen füllen. Es entstehen auch immer mehr vegane Restaurants und überall treffen sich vegane Stammtische. Zudem gibt es im Internet vielfältigew Informationen zur veganen Ernährung und Lebensweise, einschließlich →unzähliger Rezepteseiten. Dabei braucht tatsächlich geschmacklich auf nichts zu verzichten.

Pflanzliche Nahrungsmittel sind sehr vielfältig und können sehr lecker zubereitet werden. Wenn Fleischesser nicht wissen, dass Gerichte vegan sind, essen sie sie typischerweise sehr gerne und merken oft nicht einmal feststellen, dass es sich um ein veganes Gericht handelt.

Studien zeigen, dass Veganer ihre Lebensweise als einfacher erleben als sogenannte →Flexitarier, die Fleisch aus der Massentierhaltung vermeiden. Zudem halten sich Veganer eher an die vegane Lebensweise, während Flexitarier gegen die eigenen Prinzipien eher verstoßen.

Von außen betrachtet, scheint es vielleicht schwierig zu sein, vegan zu leben. Wer diesen Schritt getan hat, wird aber schnell feststellen, dass es nicht schwierig, sondern einfach ist.

Vegan bedeutet keine Askese und keine Selbstschädigung. Tiere und Umwelt sollen nicht auf Kosten des Menschen geschützt werden. Dies wäre wirklich extren. Vegan steht demgegenüber für eine leicht umsetzbare, von Millionen bereits praktizierte pflanzenbasierte Kost und Konsumform, die die natürlichen Ressourcen unseres Planetens schützt, die Umwelt erhält, die weltweite Ernährungssicherheit verbessert und zudem noch die menschliche Gesundheit fördert. Die vegane Ernährung kann dabei auf eine riesige Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln zurückgreifen und verzichtet lediglich auf diejenigen Lebensmittel, die mit unnötigem Tierleid, Umweltzerstörung und Ressourcenvergeudung verbunden sind.

Vegan ist Verantwortung

Fleischkonsum ist eine feste Gewohnheit und oftmals hinterfragen wir unsere Gewohnheiten nicht. Schauen wir uns aber unsere heutige Welt an, stellen wir fest, dass wir in einer Welt der Extreme leben. Lust am Konsum von Fleisch und Milch stehen Leid und Tod gegenüber. Schrankenloser Konsum kontrastiert mit Hunger und Not. Enorme Ressourcenveräußerung geht mit der Zerstörung unserer Umwelt einher. Schauen wir also hinter die Kulissen, fällt uns auf, dass es unsere Gewohnheiten sind, die zu diesen Extremen führen. Extrem sind unsere Gewohnheiten, vegan ist das Korrektiv.

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