Anita Flock: Autorin und Veganerin
Anika Flock beschäftigt sich in ihrer Tier-Geschichtensammlung für Erwachsene "Das Auge der Elster" mit der Frage, wie sich Tiere, die durch menschliche Handlungen betroffen sind, fühlen und was sie über uns denken. In ihrem Fantasyroman "Die Kristallwandler" schildert sie, wie ein Volk von Veganern auf ein Volk von Jägern trifft.
Anika Flock ist selbst Veganerin und möchte mit ihren Büchern ohne erhobenen Zeigefinger zum Nachdenken anregen. Im Interview mit vegan.eu gibt sie Auskunft über ihre Bücher, ihre eigene Motivation und ihren Werdegang und ihre Ansichten, wie die vegane Lebensweise am besten verbreitet werden kann.
Anika Flock im Interview mit vegan.eu
Du hast eine Tiergeschichtensammlung " Das Auge der Elster" geschrieben. Inwiefern ist diese Geschichtensammlung für Veganer interessant?
In meinen Kurzgeschichten verarbeite ich alles, was mich als Veganerin bewegt.
Inspiriert werde ich durch tägliche Nachrichten, die Tiere betreffen, aber auch durch meine eigenen Recherchen zu Tierhaltung, Schlachthöfen oder Umweltzerstörung. Die Frage, die vielen meiner Geschichten zugrunde liegt, ist dabei nicht unbedingt „Wie geht der Mensch mit Tieren um?“, sondern vielmehr „Wie fühlt sich das betroffene Tier dabei, und was denkt es eigentlich über uns?“. Daraus ergeben sich spannende Möglichkeiten, die Perspektive zu wechseln und die „Anderen“, die auf uns gleichzeitig vertraut und doch so fremdartig wirken, einmal zu Wort kommen zu lassen.
Ich hoffe, dass das andere Menschen ebenso interessant und erfrischend finden wie ich selbst.
Welche gesellschaftlich relevanten Themen hast du in deine Geschichten eingearbeitet?
Viele meiner Geschichten spiegeln Interessenskonflikte zwischen Menschen und Tieren wider, einige auch über die Ausbeutung von „Nutztieren“ oder das Leiden von „Haustieren“ hinaus. Thematisiert werden zum Beispiel die Jagd oder Tierversuche, sowie das, was den Allerkleinsten widerfährt – bei mir kommen auch Spinnen, Käfer und Stubenfliegen nicht zu kurz.
Konntest du verhindern, dass die Geschichten wie mit dem erhobenen Zeigefinger wirken?
Das hoffe ich :-). Es ist eine Frage der persönlichen Wahrnehmung bzw. Empfindlichkeit, ob sich jemand von mir moralisch auf den Schlips getreten fühlt. Die meisten meiner Kurzgeschichten dienen der Unterhaltung, und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Zudem sind sie allesamt der Phantastik zuzuordnen: Tiere sprechen miteinander, mystische Dinge geschehen, Protagonisten bewegen sich in fremden Welten. Es ist aber auch Abgründiges und Trauriges dabei, weil nun einmal schreckliche Dinge geschehen, und ich diese in meinen Geschichten verarbeite. Zu moralisieren liegt mir allerdings fern. Die Entscheidung, (dauerhaft) vegan zu leben, kommt von innen. Sie sollte nicht aufgrund von Überredung oder anderen Formen von Zwang gefällt werden.
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An welchen Altersbereich wenden sich die Tiergeschichten?
Wie der Untertitel „Tiergeschichten für Erwachsene“ schon andeutet, handelt es sich nicht um Kindergeschichten. Kinder sollten meines Erachtens bis zu einem gewissen Alter Geschichten aus heilen, glücklichen Phantasiewelten lesen. Meine eigene, sechsjährige Tochter befindet sich momentan auf dem Wissensstand „Wir essen keine Tiere, weil sie unsere Freunde sind“, und sie weiß auch schon, dass für Fleisch Tiere getötet werden. Die Leiden der „Nutztiere“ sowie die grausamen Details, über die erwachsene Tierrechtler, Vegetarier und Veganer zumeist bestens informiert sind, halte ich allerdings von ihr fern, so lange mir das möglich ist! Gut informierte und an Tierrechten interessierte Jugendliche können sicherlich ab zwölf Jahren meine Kurzgeschichten lesen. Im Zweifelsfall liegt die letzte Entscheidung natürlich bei den Eltern!
Du hast außerdem einen Fantasyroman "Die Kristallwandler" geschrieben. Worum geht es in diesem Roman?
„Die Kristallwandler“erschafft abseits der üblichen Fantasy-Klischees eine phantastische Welt, in der zwei Völker leben, ohne voneinander zu wissen, bis sie im unwirtlichen Niemandsland Sturmbann aufeinander treffen. Elderas, aufgewachsen in der egalitären Gesellschaft seiner ewig dunklen Heimat, geht als sensibler Empath und Vegetarier durch sein Leben. Er ist umgeben von faszinierenden Kreaturen und scheinbar unerreichbaren Vorbildern. Meruna, eine stolze, unbeugsame junge Frau mit furchterregenden Kräften, kämpft unter der ewigen Sonne ihrer Heimat mit einem Strudel aus Intrigen und Verrat, während sie verzweifelt versucht, einen Mordfall in ihrer eigenen Familie aufzuklären. Im unerwarteten Zusammenstoß müssen die beiden Helden noch viel über Güte, Loyalität und Freundschaft lernen und ihre Vorurteile überdenken, als ihr Überleben und das ihrer Gefährten auf dem Spiel steht.
Auf meiner Homepage →www.anikaflock.de findet sich eine ausführlichere Inhaltsbeschreibung, sowie einige Leseproben!
Ein Volk von Veganern trifft auf ein Volk von Jägern - welche Komplikationen ergeben sich daraus?
Im Prinzip dieselben, mit denen jeder von uns im Zusammenleben mit Vegetariern, Omnivoren etc. täglich zu tun hat.
Da es sich um einen Fantasyroman handelt, gehen die Konflikte allerdings über die Ernährung hinaus, und es passiert noch allerhand mehr auf gesellschaftlicher, politischer und religiöser Ebene.
Lebst du selbst auch vegan? Wie bist du dazu gekommen?
Ich lebe seit dem Jahr 2002 vegan und war vorher schon jahrelang Vegetarierin. Zum Veganismus kam ich zunächst dadurch, dass eine gut informierte Ärztin diverse Allergien und Asthma auf eine Kuhmilchunverträglichkeit zurückführte, und sie hatte Recht!
Meine Hauptmotivation ist aber immer das Wohlergehen von Tieren gewesen bzw. die Leidvermeidung. Es ist mir wichtig, meinen eigenen Konsum so weit im Griff zu haben, dass möglichst niemand, Mensch oder Tier, darunter leiden muss. Natürlich weiß ich auch alle anderen Nebeneffekte des Veganismus zu schätzen, sprich meine eigene Gesundheit, sowie die Schonung natürlicher Ressourcen und des Weltklimas, aber dennoch steht für mich ganz klar die Empathie mit Tieren im Vordergrund.
Hast du den Eindruck, die vegane Idee gewinnt mehr Akzeptanz?
Das stimmt definitiv. Seit einigen Jahren werden immer mehr Menschen in meinem eigenen Umfeld vegan. Ich bekomme weniger ablehnende Sprüche als früher zu hören, inzwischen herrscht bei den meisten eher Offenheit und ehrliches Interesse vor. Veganismus wird in den Medien verstärkt thematisiert. Das wurde er zwar früher auch schon, aber vor 10 Jahren eher auf Boulevardzeitungsniveau im Stil von „Veganer lassen Kind verhungern“. Das hat sich deutlich gewandelt hin zu objektiven, informativen Artikeln und Berichten.
An der Veränderung in der Konsumwelt kann man es natürlich auch fest machen – fast alle Supermärkte haben mittlerweile Sojamilch und spezielle vegane Produkte im Angebot. Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich dafür extra in ein Reformhaus gehen musste. Und von spezialisierten veganen Restaurants, Imbissbuden etc. durfte man früher auch nur träumen.
Wie glaubst du kann der Veganismus am besten verbreitet werden?
Indem alle, die bereits vegan leben, offen, freundlich und tolerant mit ihren Mitmenschen umgehen – und dabei natürlich umwerfend gut aussehen ;-).
Aber ernsthaft, locker zu bleiben finde ich ungemein wichtig. Niemand nimmt sich ein Beispiel an jemandem, der verbittert und hasserfüllt durch sein Leben geht. Außerdem halte ich es für ungemein wichtig, die Faktenlage immer im Auge zu behalten und auf dem aktuellsten Stand zu sein, sei es nun in Diskussionen über Vitamin B12, Haltungsbedingungen von Tieren oder Ressourcenschonung und Umweltzerstörung. Mit Halbwahrheiten, Gefühlsduselei oder gar spirituellen / esoterischen „Argumenten“ schreckt man seine Mitmenschen höchstens erfolgreich ab. Außerdem unterstütze ich mit meiner Mitgliedschaft den (sehr veganerfreundlichen) Vegetarierbund, der einiges an sympathisch unaufdringlicher Öffentlichkeitsarbeit, frei von Provokationen, leistet.
Kannst du uns etwas über deine Pläne und Ziele für die Zukunft berichten?
Ich arbeite aktuell an einem zweiten Roman, einem Exkurs in die Science Fiction mit gesellschaftsutopischem Hauptthema. Gleichzeitig bemühe ich mich, meine bisherigen Werke bekannter zu machen. Und verliere bei alledem natürlich nicht meine Familie aus dem Blick, die noch viele Jahre lang mein wichtigstes Betätigungsfeld bleiben wird.
Wenn Leser und Leserinnen von vegan.eu deine Bücher erwerben möchten, wo können sie dies tun?
Meine E-Books sind, außer direkt beim Anbieter XinXii.de, über alle gängigen Vertriebskanäle erhältlich, also bei Amazon, iBookstore, Weltbild, Thalia, T-Online, Vodafone und vielen weiteren E-Book-Stores. Alle E-Books von XinXii sind DRM-frei, was bedeutet, dass das Lesevergnügen durch diesen Kopierschutz nicht beeinträchtigt wird. Somit können sie nach Erwerb auf allen denkbaren Endgeräten gelesen werden, also auch einfach auf dem PC, Pad oder Laptop. Man benötigt keinen speziellen E-Book-Reader.
Das Buch ist seit 2005 nicht mehr im Druck, wie können Leser und Leserinnen es von vegan.eu es erhalten?
Zurzeit sind sowohl „Das Auge der Elster“ als auch „Die Kristallwandler“ nur als E-Books erhältlich. Mehr Informationen und Links zu den Anbietern finden sich auf →www.anikaflock.de.