Fleisch versus vegan = Macht versus Gerechtigkeit
Eine Studie aus Australien befragte 202 Personen im Alter von 18 bis 90 Jahren nach ihren Einstellungen zu Fleischreduktion, dem Ausmaß ihres Konsums von rotem Fleisch, Geflügelfleisch und Fisch (Seafood) sowie ihren moralischen Grundeinstellungen.
Es ergaben sich interessante Ergebnisse:
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Je stärker Personen das Streben benannten, Macht auszuüben und andere zu dominieren, desto mehr Fleisch aller Arten konsumierten sie und desto negativer waren ihre Einstellungen zur Fleischreduktion.
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Je stärker Personen ein Streben nach Gerechtigkeit und Fairness angaben, desto weniger Fleisch aller Arten aßen sie und desto positiver waren ihre Einstellungen zur Fleischreduktion
Diese Befunde bestätigen andere Studien, die zeigen, dass Fleischkonsum mit politisch rechtsgerichteten Werten und Vorurteilen verbunden ist. Die Befunde weisen auf eine antisoziale Charakteristik von Fleischkonsum hin, während der Verzicht auf Fleisch als prosozial und gerechtgkeitsmotiviert erscheint (siehe auch hier eine Argumentation, warum der Veganismus politisch links steht).
Diese rein empirischen Befunde lassen sich auch inhaltsanalytisch unmittelbar nachvollziehen:
Der Verzicht auf Fleisch und auch andere Tierprodukte im Sinne einer konsequent veganen Lebensweise geschieht typischerweise vorwiegend oder mindestens auch deshalb, um negative Folgen des Fleischkonsums für die betroffenen Tiere, aber auch für die Umwelt und Menschen zu vermeiden. Mittlerweile ist es hinreichend belegt, dass die Nutztierhaltung zu massiven Umweltproblemen führt und die weltweite Ernährungssicherheit reduziert. Unstrittig ist ebenfalls das enorme Ausmaß an Tierleid, welches mit der Nutztierhaltung verbunden ist.
Fleischkonsumenten leisten einen direkten finanziellen Beitrag, um dieses Unrecht zu fördern und verstoßen damit gegen Prinzipien von Gerechtigkeit, Fairness und Hilfsbereitschaft. Der Konsum von Fleisch ist ein ultimativer Akt brutaler Machtausübung, der in der totalen Vernichtung anderen leidensfähigen Lebens und dessen Einverleibung besteht. Es ist daher nicht erstaunlich, dass sich Personen, die besonders viel Fleisch essen, selbst als besonders stark machtorientiert und wenig interessiert an Gerechtigkeit und Fairness beschrieben. Aufgrund eines Mangels an Mitgefühl und Empathie erleben sie diese Grundausrichtung offenbar nicht einmal als problematisch, weshalb sie sie offen eingestehen.
Trotzdem lässt sich aus diesen Befunden nicht schließen, dass alle Fleischkonsumenten über keine Empathie verfügen, andere dominieren möchten und desinteressiert an Gerechtigkeit und Fairness seien. Vielmehr werden die antisozialen Aspekte des Fleischkonsums von vielen Konsumenten ausgeblendet, so dass sie nicht reflektieren, dass sie mit ihrem Fleischkonsum gegen die eigenen Werte verstoßen. Entsprechend ist Fleischkonsum selbst bei Menschen üblich, die sich ansonsten für soziale Gerechtigkeit, Flüchtlinge, Umweltschutz oder sogar Tierschutz einsetzen. Maßgeblich erleichtert wird dieser Ausblendungsprozess durch die Macht der Gewohnheit sowie durch die im Regelfall stark verfremdete Form des gegessenen Fleisches, welches nur noch wenig Bezug zum Tier und dessen Leiden erkennen lässt.
In ihrem Abwehrkampf werfen Vertreter der tierausbeutenden Mehrheitsgesellschaft teilweise ausgerechnet Veganern vor, intolerant und extrem zu sein. Mit einer solchen Argumentation werden die Sachverhalte verkehrt, der antisoziale Charakter des Fleischkonsums verdeckt und es werden prosozial handelnden vegan lebenden Menschen anzisoziale Züge unterstellt. In Wirklichkeit ist nicht eine vegane Pflanzenkost, sondern die Nutzung, Tötung, Zerlegung und Einverlegung von Tieren extrem und gleichzeitig als Ausdruck von extremer Intoleranz gegenüber den Lebensbedürfnissen und -rechten von nicht-menschlichen Tieren zu bewerten (siehe auch hier einen vorherigen Artikel zur Toleranz).
Für die weitere Ausbreitung der veganen Lebensweise wird es von daher entscheidend sein, die Gerechtigkeits- und Fairnessorientierung des Veganismus noch bekannter zu machen sowie Nutztierhaltung und Fleischkonsum als das zu demaskieren, was sie sind; ein System gnadenloser Tier-, Menschen- und Umweltausbeutung.