Studie: Veganer sind empathischer als Vegetarier

Studie: Veganer sind empathischer als Vegetarier

Eine Online-Studie verglich 4427 Vegetarier und 4822 Veganer im Hinblick auf ihre Persönlichkeit, die Motive für ihre Ernährung, ihre Lebensqualität, moralische Werte und ihre Empathiefähigkeit. Veganer sind demnach empathischer, offener für neue Erfahrungen, risikobereiter und stärker an universalen Werten orientiert als Vegetarier, aber auch emotional stabiler und zufriedener mit ihrem Leben.

Hintergrund

Vorherige Untersuchungen haben bereits aufgezeigt, dass Vegetarier empathischer sind als Fleischesser, sich stärker an universalistischen Werten orientieren und dem Schutz der Tiere ein deutlich höheres Gewicht zuweisen.

Zwischen der vegetarischen und veganen Ernährung bestehen aber erhebliche Unterschiede bezüglich der Konsequenz des Ausschlusses von Tierprodukten aus Ernährung und Lebensstil. Dabei ist der vegetarische Konsum von Eiern und Milchprodukten letztlich weiterhin eng mit der Tötung von Tieren und Leidzufügung verbunden. Vegetarier schränken zudem ihre vegetarische Lebensweise oft auf den Verzicht auf Fleisch und Fisch ein, tragen aber weiterhin Kleidung aus Tierprodukten, die ebenfalls mit Tötung und Leidzufügung verbunden sind.

Welche Unterschiede in Persönlichkeitsstruktur und ethischen Werten könnten erklären, warum manche Menschen zu Veganern werden, während andere beim Vegetarismus stehen bleiben?

Die neue Studie untersuchte solche möglichen Unterschiede zwischen Vegetariern und Veganern. Angewandt wurden dabei wissenschaftlich anerkannte Erfassungsinstrumente, wie der World Health Organization Quality of Life-BREF (WHOQOL-BREF) zur Erhebung der Lebensqualität in den Dimensionen körperlich, psychologisch, sozial und umweltbezogen, dasBig Five Inventory-SOEP (BFI-S) zur Erfassung der fünf Persönlichkeits-Faktoren Extraversion, Neurotizismus, Offenheit für neue Erfahurngen, Gewissenhaftigkeit und soziale Verträglichkeit, der Portraits Value Questionnaire (PVQ) zur Erhebung moralischer Werte und die Empathizing Scale zur Erfassung der Empathie. Außerdem wurden die ursprünglichen Motive für die vegetarische oder vegane Lebensweise erhoben, indem die Teilnehmer gebeten wurden, die Stärke der möglichen Motive Geschmack, Liebe zu Tieren, global humanitär-umweltbezogene Gründe, ökonomische Gründe, Einfluss durch soziales Umfeld und Expertenrat anzugeben.

Zwischen Vegetariern und Veganenr zeigten sich folgende statistisch bedeutsame Unterschiede:

-Veganer waren stärker durch die Liebe zu Tieren, global humanitäre-umweltbezogene Motive, aber auch durch Geschmacksgründe motiviert als Vegetarier

-Veganer zeigten eine höhere Empathiefähigkeit als Vegetarier

-Veganer wiesen eine höhere Lebensqualität in den Dimensionen körperlich, psychologisch und sozial auf als Vegetarier

-Veganer waren persönlichkeitsstrukturell offener für neue Erfahrungen und weniger emotional labil und verletzlich

-Veganer waren moralisch allgemein mehr an universalistischen Werten orientiert und zeigten einen deutlich geringeren Traditionsbezug, ebenfalls zeigten sie eine höhere Risikobereitschaft

Schlussfolgerungen

Veganer weisen in dieser Studie gegenüber Vegetariern eine Reihe von Unterschieden in der Persönlichkeit, der Lebensqualität, den moralischen Grundhaltungen und ihren initialen Motiven für die vegane Lebensweise auf. Interessanterweise unterscheiden sich nach vorherigen Studien Vegetarier bereits von Fleischessern in diesen oder vergleichbaren Merkmalen, bei Veganern sind die Unterschiede aber offenbar noch deutlicher ausgeprägt – darauf deuten die Befunde hin.

Die Befunde stimmen mit der Einschätzung überein, dass es sich beim Veganismus um eine besonders konsequente Form des Vegetarismus handelt. So lässt es sich jedenfalls gut erklären, dass bei Veganern Merkmale besonders hoch oder niedrig ausgeprägt sind, die bereits bei Vegetariern im Vergleich zu Fleischessern besonders hoch oder niedrig ausgeprägt sind.

Die Entscheidung von Veganern für die vegane Lebensweise hängt stärker als bei Vegetariern mit ethischen Motiven zusammen, die sich auf den Schutz der Tiere und auch global-humanitäre Aspekte beziehen. Dabei sind Veganer insgesamt universalistischer orientiert und zeigen sich empathischer.

Im Gegensatz zu Versuchen, den Veganismnus zu pathologisieren,zeigen Veganer eine höhere Lebensqualität und einen geringeren Neurotizismus, sind demnach also weniger anfällig für psychische Erkrankungen und stressresistenter. Zudem sind sie offener für neue Erfahrungen, was es ihnen erleichtert, sich von Traditionen abzugrenzen.

Diese Unterschiede dürften maßgeblich zu der Entscheidung, konsequent vegan zu leben, beitragen, die ja tatsächlich einen erheblichen Bruch mit gesellschaftlichen Konventionen beinhaltet. Für diesen Bruch sind offenbar starke moralische Orientierungen, Empathiefähigkeit, emotionale Stabiltiät, Offenheit für Erfahrungen, Risikobereitschaft und geringer Traditionsbezug hilfreich.

Die Befunde sind insgesamt hochplausibel und machen gleichzeitig deutlich, dass der Veganismus auch auf der individuellen Ebene seiner Träger maßgeblich durch prosoziale Motive und sozial erwünschte Persönlichkeitseigenschaften geprägt wird.

Belohnt wird der konsequente Ausstieg aus dem Konsum von Tierausbeutungsprodukten mit einer höheren Lebensqualität. Dies dürfte mit den positiven Auswirkungen der veganen Ernährung auf die Gesundheit, aber auch mit dem reineren Gewissen von vegan lebenden Menschen zusammenhängen, die im Gegensatz zu Fleischessern und deutlich konsequenter als Vegetarier versuchen, mit ihrer Ernährung und Lebensweise kein unnnötiges Leid zu produzieren und dadurch für eine bessere, empathischere und gerechtere Weltordnung einzutreten.

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