Fleischlos leben: Aufschieben beruhigt nur das Gewissen

Fleischlos leben: Aufschieben beruhigt nur das Gewissen

In einer demnächst im Journal Appetite erscheinenden Studie unter dem Titel Coping with unpleasant knowledge: Meat eating among students of environmental studies haben tschechische Wissenschaftler Tiefeninterviews mit Studenten der Umweltwissenschaften zu ihrem Fleischkonsum durchgeführt.

Die qualitative Auswertung der Interviews zeigte, dass sich die Studenten größtenteils darüber bewusst waren, dass Fleischessen problematisch ist. Dabei gaben sie sowohl Gründe des Tierschutzes wie auch ökologische Gründe an. Anders als bei der Allgemeinbevölkerung war eine Leugnung des Problems bei dieser hochspezifischen und gut informierten Stichprobe nicht zu beobachten.

Dennoch führte dies Problembewusstsein aber nicht zu einer vegetarischen oder gar veganen Ernährungsweise. Vielmehr gaben alle 13 Studenten an, weiterhin Fleisch zu essen.

Um der dadurch entstehenden kognitiven Dissonanz und Schuldgefühlen entgegenzuwirken, benannten die Studenten insbesondere als mögliche Strategien den Konsum von Bio-Fleisch von kleineren Farmen, die Möglichkeit der Reduktion des Fleischkonsums oder eine vegetarische Lebensweise. Allerdings setzen sie diese Strategien nicht in tatsächliches Verhalten um, sondern sie begnügten sich weitgehend damit, eine zukünftige Verhaltensänderung anzustreben.

Die Aussicht auf eine künftige Änderung des eigenen Verhaltens kann nach diesen Befunden offenbar ausreichen, um kognitive Dissonanz und Schuldgefühle zu reduzieren. Fleischkonsums folgt damit einem Muster, wie es auch bei anderem Fehlverhalten oftmals zu beobachten ist:

Die Fortsetzung eines Fehlverhaltens wird durch die Intention, es künftig zu ändern, unterstützt. Die Verhaltensänderung wird auf einen unbestimmten Tag in der Zukunft verschoben. Dadurch kann eine womöglich niemals stattfindende Verhaltensänderung in der Zukunft bereits in der Gegenwart wirksam werden und Schuldgefühle trotz fortgesetztem Fehverhalten effektiv reduzieren. So wird im Ergebnis das Wissen um die Unangemessenheit des aktuellen eigenen Verhaltens komplett neutralisiert und es erreicht keine Handlungsrelevanz.

Wie kann dies Muster durchbrochen und die Verbreitung der veganen Lebensweise nachhaltig gefördert werden?

Die Darlegung der schädlichen Folgen des Fleischkonsums an sich genügt nicht, um Menschen davon abzuhalten, Fleisch zu essen. Vielmehr muss darüber hinausgehend die Alternative der veganen Ernährung und ihre unmittelbare Umsetzbarkeit deutlich gemacht.

Wenn die Notwendigkeit und Möglichkeit zur raschen/sofortigen Änderung nicht überzeugend vermittelt wird, besteht die Gefahr, dass das Wissen um das Problem des Fleischessens durch die rein theoretische Aussicht auf eine künftige Veränderung wirkungslos wird.

In Diskussionen mit Fleischessern sollte daher nicht nur die Problematik des Fleischessens an sich deutlich gemacht werden, sondern die Notwendigkeit und Möglichkeit einer sofortigen Verhaltensänderung sollte betont werden.

Verweise auf die Zukunft sollten als reines Aufschiebeverhalten gekennzeichnet werden, welches lediglich Schuldgefühle reduziert, ohne das Problem zu lösen.

Treu dem Motto „verschiebe nicht auf morgen, was du heute kannst besorgen“ sollten Veganer nicht vegan lebende Menschen zu einer sofortigen Verhaltensänderung ermutigen und dabei auch konkrete Hilfe für den Wechsel zur veganen Lebensweise leisten.

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