Missouri eröffnet Kampf gegen Fleisch ohne Tötung
Gesetz zum Schutz der Fleischindustrie
Soeben hat das Landesparlament des US-Bundesstaates Missouri ein Gesetz erlassen, was es verbietet, irgendwelchen Produkten den Namen Fleisch zu geben, die nicht von einem zuvor lebenden Tier entnommen wurden. Der Begriff Fleisch soll nur dann erlaubt sein, wenn zuvor ein Tier getötet wurde. Dies soll dem Verbraucherschutz dienen.
Das Gesetz richtet sich gegen veganen Fleischersatz, vor allem aber auch vorausblickend gegen Fleisch aus dem Reagenzglas.
Im Interesse der Nutztierhaltungs-Industrie will der Bundesstaat Missouri so der Fleischindustrie so einen langfristigen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Die traditionell verwandte Bezeichnung Fleisch, die von Fleischessern als positiv bewertet wird, soll per Gesetz ausschließlich für Fleisch reserviert werden, welches durch die Tötung von Tieren gewonnen wird.
Korrespondierende Entwicklungen in Europa
Das Gesetz in Missouri korrespondiert mit vergleichbaren Bemühungen in Europa, die Nutztierausbeutungs-Industrie gegen leidfreie Alternativen zu schützen. So hat die Macron-Regierung in Frankreich sämtliche Bezeichnungen für vegane Produkte verboten, die an die jeweiligen Fleischprodukte erinnern. Der europäische Gerichtshof hat Milch und Käse als Bezeichnung für pflanzliche Produkte verboten. Konservative Stimmen innerhalb der bundesdeutschen Politik fordern ebenfalls unter dem Mantel des Verbraucherschutzes ein Verbot aller Bezeichnungen für vegane Produkte, die Verbraucher an das korrespondierende nicht vegane Produkt erinnern.
Warum der Name zählt
Manche Veganer mögen meinen, sie brauchten auch gar keine fleisch- oder milchähnlichen Bezeichnungen für ihre Produkte. Dies Argument ist aber rein ästhetisch und es übersieht, dass für Fleischesser, die für vegan gewonnen werden solle, diese Bezeichnungen hilfreich sind.
Während der vegane Markt sich substantiell weiter entwickelt hat, ist er allein nach der vorliegenden weltweiten Entwicklung derzeit noch keine Bedrohung für Profite und Existenz der Nutztierausbeutungs-Industrie. Entsprechend investieren Fleischfirmen teilweise sogar selbst in veganen Fleischersatz, nicht um Fleisch abzuschaffen, sondern um von beiden Märkten zu profitieren. Hochgradig problematisch ist dabei die Vermarktung vegetarischer Produkte, die an die Stelle vegane Produkte treten können. Die in diesen enthaltenen Tierprodukte, wie Eier, tragen zur Tötung von gleich viel oder sogar mehr Tieren bei als die Fleischprodukte.
Mit ihren vegetarischen Produkten kann die Nutztierausbeutung-Industrie gleichzeitig ihre Qualprodukte vertreiben und diesen den Anschein von Tierwohl geben. Entsprechend wird auch der VEBU berechtigt für die Förderung solcher Tierqualprodukte kritisiert.
Fleisch aus Reagenzglas erzeugt Unruhe
Das Gesetz in Missouri hat aber in Wirklichkeit weniger vegane Produkte, die sich die Bezeichnung Fleisch geben, im Auge als die Zukunft, die im Fleisch aus dem Reagenzglas liegt. Denn wenn es wirklich gelingt - und es sieht so aus - Fleisch im Reagenzglas ohne Tiertötung zu züchten und weltweit zu erschwinglichen Preisen verfügbar zu machen, dann könnte die Basis der Tierausbeutungs-Industrie zusammenbrechen.
Sachlage ist, dass es außergewöhnlich schwer ist, eine große Anzahl an Fleischessern davon zu überzeugen, den Fleischkonsum einzustellen. Essen ist eine Gewohnheit, die sehr fest im Verhaltensrepertoire verankert ist und gegen deren grundlegende Änderung sich massive Widerstände regen.
Trotz des veganen Trends gibt es entsprechend in den westlichen Industrieländern höchstens 1 % vegan lebender Menschen. Die Geschwindigkeit der Ausbreitung der veganen Lebensweise ist letztlich so langsam, dass noch unvorhersehbare lange Zeiten brutaler Tierausbeutung unausweichlich wären, wenn allein auf den Wechsel zur veganen Lebensweise gesetzt werden würde.
Hier weist das sogenannte Kunstfleisch, also im Reagenzglas gezüchtetes Fleisch, auf eine Lösungsmöglichkeit hin, die Anlass zum Optimismus gibt. Die forcierte Entwicklung dieses Fleisch aus dem Reagenzglas wird auch durch die maßgeblich von Veganern und der Tierrechts-Bewegung verbreiteten weltweit zunehmenden Zweifeln an der tierbezogenen und ökologischen Rechtfertigung des Fleischkonsums gefördert.
Die weltweite Verfügbarkeit von bezahlbarem Fleisch aus dem Reagenzglas könnte das milliardenfache Tierleid innerhalb kurzer Zeit beenden. Wenn Fleisch aus dem Reagenzglas zur Verfügung stünde, bestünden auch für die Tierschutzbewegung gute Aussichten, gesetzliche Verbote der Entnahme von Fleisch von dafür getöteten Tieren zu erreichen. Denn wenn Fleisch aus dem Reagenzglas zur Verfügung steht, gibt es offensichtlich auch aus nicht-veganer Sichtweise keinen vernünftigen Grund mehr für die Tötung von Tieren. Die Entwicklung des Fleisches aus dem Reagenzglas ist insofern die größte Chance für die Beendigung der weltweiten Tierqual.
Die Tierausbeutungs-Industrie sieht sich durch das kommendende Fleisch aus dem Reagenzglas berechtigt in ihren Fundamenten bedroht. Sie sieht die realistische Gefahr, dass ihre Grausamkeit, Brutalität und Skrupellosigkeit nicht mehr hingenommen werden werden, wenn leidfreies Fleisch weltweit verfügbar wäre.
Abwehrkampf der Fleischindustrie
Der Versuch den Begriff nicht nur für vegane Produkte, sondern auch für Fleisch aus dem Reagenzglas zu verbieten, ist insofern als ein vorausschauender, aber auch verzweifelter Versuch der Tierausbeutungsindustrie zu bewerten, den eigenen gefürchteten Niedergang aufzuhalten.
Dem sollten vegan lebende Menschen entschiedenen Widerstand entgegensetzen und gleichzeitig alles in ihren Kräften liegende tun, um die weitere Verbreitung von veganen Produkten und die Entwicklung und Vermarktung von Fleisch aus dem Reagenzglas zu unterstützen.
Weil Fleisch aus dem Reagenzglas am ehesten das weltweite Tierleid beenden kann, wäre ein weltweiter Zusammenschluss von Veganern und Tierrechtlern wünschenswert, um die gesellschaftliche, finanzielle und marketingbezogene Basis für die Entwicklung und Verbreibung von Fleisch aus dem Reagenzglas weiter voranzutreiben.