Ende der Tierausbeutung naht
Kleiner Schritt in große Zukunft
Inmitten der Covid-19-Pandemie, des sich verschärfenden Klimawandels, der zunehmenden Zerstörung der letzten Regenwälder unseres Planeten und des täglichen unwiderruflichen Verlustes zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, erglimmen Lichter am Ende des Tunnels einer auf Tierausbeutung und Umweltzerstörung beruhenden Weltordnung:
- soeben hat Singapur als erstes Land der Welt den Verkauf von im Labor erzeugten Fleisch erlaubt.
- die Firma Eat Just, die auch ein hervorragendes pflanzliches Ei entwickelt hat und vertreibt, wird demnächst in Singapur aus dem Labor erzeugte Chicken-Nuggets zu einem vergleichbaren Preis anbieten, wie er für Chicken-Nuggets aus geschlachteten Hühnern üblich ist.
Es ist - so entnehme ich einem interessanten Interview im Spiegel - wohl noch etwas Pflanzeneiweiß beigemischt, offenbar um den Preis niedrig zu halten. Dies ist jedoch nur ein Übergang.
Ende der Tierausbeutung
Mit sich verbessernden Technologien wird es nicht mehr lange dauern, bis im Labor erzeugtes Fleisch für den weltweiten Konsum verfügbar sein wird.
In 10 Jahren mag die Verdrängung von Schlachtprodukten auf den weltweiten Märkten beginnen und in 20 bis 30 Jahren könnte die Nutztierhaltung ihr endgültiges und verdientes Ende finden.
Billionen Tiere werden zu diesem Zeitpunkt für den menschlichen Konsum getötet worden sein:
- Tierleid unermesslichen Ausmaßes, welches mit der ebenso unermesslichen Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planeten einhergeht, die das Ökosystem bereits jetzt an den Rand der Kollaps getrieben hat.
All dies wäre nicht notwendig gewesen:
- schon heute könnten alle Menschen vegan und pflanzenbasiert leben. So könnten enorme Flächen eingespart werden, die für den Anbau von Tierfutter von Mais bis Soja verschwendet werden, und gleichzeitig wäre für jeden menschlichen Erdenbewohner mehr als genug pflanzliche Nahrung vorhanden. Anders als Fleisch und Milch lassen sich Getreide und Hülsenfrüchte zudem leicht lagern, leicht transportieren und benötigen keine Kühlketten.
Der menschliche Egoismus, schrankenlose Grausamkeit und auch die Fähigkeit und Bereitschaft, die Augen zu verschließen oder wegzuschauen, haben diesen Weg zu einer veganen Gesellschaft blockiert.
Vegan allein wächst nicht genug
Der wachsende Anteil von vegan lebenden Menschen ist erfreulich, aber ihr minimaler prozentualer Anteil gibt selbst bei starkem Wachstum ohne grundlegende Veränderungen oder besondere Ereignisse bis auf Weiteres wenig Hoffnung auf einen Ausstieg aus der Tierausbeutung.
Die Gewohnheit des Konsums von Tieren und die konditionierte Normalisierung des Tiergebrauchs sind so stark in Milliarden Menschen verankert, dass eine Bereitschaft zu einem gesellschaftlichen Wandel nicht besteht.
Alle Bemühungen der veganen Bewegung, alle Aufklärung, alle offensichtlichen Vorteile haben an dieser Situation in der Gesamtbilanz betrachtet nur wenig verändert.
Der Teller mit dem Schnitzel auf dem Tisch lässt bei der großen Mehrheit aller Menschen womöglich vorhandene moralische Skrupel schnell vergessen. So wird das Extreme zum Normalen und diejenigen, die für eine vegane pflanzenbasierte Ernährung eintreten, gelten als extrem.
Diskriminierung vegan lebender Menschen ist nach wie vor weit verbreitet. In zahlreichen Ländern bieten zahlreiche staatliche und private Einrichtungen nach wie vor keine veganen Gerichte an. In den meisten Kindergärten, Schulen, Gefängnissen und überhaupt vielen Kantinen werden vegan lebende Menschen nicht versorgt. Ein Berliner Gericht entschied, dass dies auch nicht notwendig sei.
In Deutschland gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nach wie vor inhaltlich falsche und ethisch verheerende Empfehlungen ab, gemäß derer Kinder zu Konsumenten von Tieren erzogen werden sollen und ernsthaft jeder Bürger aufgerufen wird, trotz der katastrophalen Zerstörung der Meere mehrfach die Woche Seefisch zu essen. Dass in weitverbreiteten Algenprodukten die gleichen Nährstoffe enthalten sind, die die Fische tatsächlich über die Algen aufnehmen, wird dabei ausgeblendet.
Derweil schwärmt Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, völlig ungeniert von Fleischgenuss und viel Sahne und zeigt damit, dass selbst für die vegan freundlichste größere Partei in Deutschland und ihre Repräsentanten letztlich die Grundregel gilt, dass beim Fressen die Moral aufhört.
Würden die Grünen in Deutschland 20 Jahre regieren, das Tierleid wäre vermutlich höchstens um Milliprozente reduziert. Lediglich das Märchen von den glücklichen Bio-Legehennen würde vermutlich etwas lauter gesungen.
Fleisch aus dem Labor unverzichtbar
All dies macht nach meiner Ansicht deutlich, dass wir das Fleisch aus dem Labor tatsächlich dringend brauchen.
Nicht weil wir Fleisch essen müssten oder sollten, nicht weil dies die weltweite Ernährungssicherheit verbessern würde, nicht weil dies gesund ist, sondern allein deshalb, weil die Menschen ansonsten in großer Anzahl nicht aufhören werden, Fleisch zu essen - bis der letzte nutzbare Quadratmeter unserer Erdoberfläche für Tiernutzung, Fleisch, Milch und Eier belegt ist.
Wir sehen es bei Covid-19, wie Menschen selbst bei imminenter Gefahr auf ihr Gewohnheitsrecht pochen:
- sogenannte Querdenker demonstrieren nicht vor den Fleischfabriken und Schlachthäusern, sondern sie demonstrieren dagegen, dass der Ausbreitung einer weltweiten Pandemie Einhalt geboten wird. Sie fordern, so schnell als möglich zu einer Normalität zurückzukehren, die in Wirklichkeit pervers ist und für die jedes Jahr Milliarden Landtiere und Billionen Seetiere mitleidslos geopfert werden.
Gleichzeitig zeigt die Pandemie aber, dass die Menschheit mehr kann, wenn sie möchte:
- würden ähnlich große Mengen an Ressourcen in ähnlich schneller Zeit wie jetzt für Impfstoffe für die Erzeugung von Laborfleisch, Labormilch und Laboreiern investiert, könnten das Ende der Nutztierhaltung und der durch die Tierausbeutung bedingten globalen Umweltzerstörung vermutlich bereits sehr viel schneller eingeläutet werden.
Für den Ausstieg aus der Tierausbeutung brauchen wir also Laborfleisch. Ohne Laborfleisch, welches exakt so schmeckt wie Fleisch von getöteten Tieren, und ohne das Wissen, dass dies Fleisch ist, wird die Mehrheit der Menschen nicht bereit sein, zur veganen Lebensweise zu wechseln.
So unlogisch und schwer verständlich dies auch aus veganer Sichtweise scheinen mag:
- selbst wenn der Geschmack der gleiche ist, aber die Menschen wissen, dass es sich um Erbsen und nicht um Fleisch handelt, werden viele von ihnen mindestens immer mal wieder lieber auf das Schlachtprodukt zurückgreifen.
Wird Laborfleisch erst in Massen produziert und damit preislich konkurrenzfähig, wird der Preis des aufwändig erzeugten Schlachtfleisches durch sinkende Nachfrage fallen und die Tierausbeutungsindustrie wird dadurch ihre Rentabilität verlieren.
Dies wiederum kann dazu beitragen, zu retten, was im Hinblick auf den Klimawandel noch zu retten ist, und der Natur die Chance zur Regeneration zu geben.
Gleichzeitig wird die Argumentation für Tiernutzung und Tierschlachtung zunehmend in Schwierigkeiten geraten. Die Legitimation der Tiertötungsmaschinerie wird sinken. Wenn Fleisch ohne Schlachtung allseits verfügbar ist, wäre es sogar eines Tages denkbar, dass ein Schlachtverbot durchsetzbar sein wird.
Die Durchsetzung des Laborfleisches wird kein einfacher Weg sein. Lobbys werden sich dagegen stemmen und auch hier werden Gewohnheiten beim einzelnen Menschen blockierend sein.
Da das Produkt aber für die Konsumenten das gleiche ist und da die Wirtschaft insgesamt letztlich nur am Gewinn interessiert ist und nicht an ihren Produkten, sind die Chancen hoch, dass der Zusammenbruch der Nutztierausbeutungs-Industrie eintreten wird.
Veganer Beitrag
Die vegane Bewegung hat es in jahrzehntelanger Arbeit nicht geschafft, die Menschheit zu einem Wechsel zur veganen Lebensweise zu bewegen. Laborfleisch mag schaffen, was der veganen Bewegung nicht gelang und dies mag ironischerweise sogar von den gleichen Konzernen vorangebracht werden, die sich jetzt noch an der Nutztierausbeutung bereichern.
Dennoch wird auch in der Zukunft und im Rückblick das Engagement der veganen Bewegung nicht als nutzlos bewertet werden:
- so gering der Anteil der veganen Menschen an der Gesamtbevölkerung auch ist, so ist es dem Veganismus doch gelungen, das Thema der Tierausbeutung und der dadurch erzeugten Umweltzerstörung in die gesellschaftliche Diskussion zu bringen und sichtbar zu machen. Die vegane Bewegung hat hier durchaus in Teilen eine Meinungsführerschaft gewonnen.
Dadurch haben vegan lebende Menschen einen zentralen Beitrag dafür geleistet, dass die Motivation entstehen konnte, Alternativen zur Tierausbeutung zu entwickeln und umzusetzen.
Bei allen ökologischen Untergangsszenarien - die durchaus nicht unrealistisch sind - können wir in diesen Zeiten gleichzeitig auch den Beginn eines Rettungs- und Überlebenszenarios erkennen, für dessen Realisierung die Erlaubnis des Verkaufs der laborerzeugten Chicken Nuggets der Firma Just Eat sicherlich ein kleiner, aber doch ein signifkanter Schritt ist.