Tiermilch-Konsum in Deutschland rückläufig
Gute Nachrichten vom Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL):
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kuhmilch ist 2021 um 2,2 Kilogramm auf 47,8 Kilogramm gesunken, was den niedrigsten Wert seit 1991 darstelle.
Mögliche Gründe hierfür lägen im verstärkten Konsum von pflanzlichen Milchalternativen.
Um 200 Gramm auf 6,1 Kilogramm gesunken sei ebenfalls der Konsum von Butter, Milchfett- und Milchstreicherzeugnissen.
Allerdings blieb nach diesen Zahlen der Käsekonsum unverändert, mit 25,3 Kilogramm pro Jahr:
Die Käseherstellungsmenge stieg demnach sogar um 1 %, die Exportmenge um drei Prozent. Erstaunlich ist dies nicht, da Käse einen besonders suchterzeugenden Charakter hat und die Lebensmittelindustrie sich bemüht, Käse in so viele wie mögliche Produkte hinzuzufügen.
Von „Our World in Numbers“ stammt die folgende Grafik, die sich auf die Oxford-Studie von J. Poore und T. Nemecek aus dem Jahr 2018 bezieht, die umfassend belegte, dass eine auf Tierprodukten beruhende Ernährung sich negativ auf Umwelt und Klima auswirkt.
Die Grafik zeigt in aller Klarheit die katastrophalen Auswirkungen von Kuhmilch auf die Umwelt zum Ausdruck bringt:
Im Vergleich zur jeweils ungünstigsten Pflanzenmilch führt Kuhmilch zu einem zehnfachen Landverbrauch, einer verdreifachten Freisetzung von Triebhausgasen, einem verdoppelten Frischwassergebrauch und einer ebenfalls verdoppelten Eutrophierung. Eutrophierung ist die übermäßige Anreicherung der Umwelt mit Nährstoffen, die zum Zusammenbruch von Ökosystemen führen kann, beispielsweise durch Algenblüten in Gewässern.
Milchkonsum ist also ein dezidiert umweltgefährdendes Konsumverhalten. Die Abnahme des Konsums von Milch und ihrer Produkte ist insofern als ein Lichtblick zu bewerten, auch wenn der verbleibende Konsum nach wie vor in hohem Ausmaß die Umwelt schädigt und natürlich zu unermesslichem Tierleid führt.
Gerichte schützen Milchalternativen
Derweil gibt es weitere gute Nachrichten zu pflanzlichen Milch-Alternativen:
- Ein Gericht in Kalifornien hat dem Unternehmen Miyoko's Creamery, welches Milchalternativen herstellt, seine Produkte weiterhin unter Verwendung des Begriffes Milch zu vermarkten. Zuvor gab versuchten die staatlichen Aufsichtsbehörden, die Verwendung von Begriffen, wie Milch oder Käse, für pflanzliche Milchalternativen zu verbieten. Miyoko's ist es nun mit Unterstützung des Animal Legal Defense Fund gelungen, sich gegen diese Versuche erfolgreich zur Wehr zu setzen. Im Rahmen einer einstweiligen Verfügung erlaubte das US-Bezirksgericht in San Francisco die weitere Verwendung der meisten angegriffenen Begriffe. Dabei stellte das Gericht klar, dass sich die Sprache weiterentwickele und die Verwendung von Begriffen, wie pflanzlicher Käse, keine Verbrauchertäuschung sei, sondern die Verbraucher angemessen über das Produkt informiere. Der Verbot derartiger Begriffe wäre ein unerlaubter Eingriff in die Meinungsfreiheit.
- In Indien hat das oberste Gericht einen ähnlichen Versuch der Milchindustrie, die Verwendung eindeutig verständlicher Bezeichnungen, wie Pflanzenmilch, zu verbieten, ebenfalls vorerst vereitelt. Fünf Unternehmen waren mit Zwangsmaßnahmen bedroht worden bis hin zur Einstellung ihrer Geschäftsaktivitäten, die nunmehr für ungültig erklärt worden sind, wobei eine Entscheidung über die künftige Verwendbarkeit von Begriffen, wie Sojamilch oder Hafermilch, aber noch nicht getroffen worden ist.
Der Kampf um die Begriffe ist ein Versuch der Milch- und Fleischindustrie, den zu beobachtenden Siegeszug pflanzlicher Milchalternativen und Fleischalternativen zu verzögern.
Sprache spielt eine wesentliche Rolle in menschlichen Kauf- und Konsumentscheidungen. Zudem werden Verbraucher:innen durch Begriffe, wie Hafermilch oder veganem Schmelzkäse, sofort über das Produkt, seinen potenziellen Geschmack und seine Verwendungsart informiert.
Hierdurch wird gleichzeitig für alle Konsumenten unmittelbar deutlich gemacht, dass es Alternativen zu Tiermilch gibt und sich diese in Geschmack und Verwendungsart kaum oder jedenfalls nicht negativ von Tierprodukten unterscheiden.
Der Versuch, der Milch- und Fleischindustrie, die Verwendung allgemein verständlicher Begriffe für Milch- und Fleischalternativen zu verbieten, richtet sich weniger an Veganer:innen als an Personen, die weiterhin Tierprodukte konsumieren und die so weniger auf die Verfügbarkeit von Alternativen aufmerksam gemacht werden sollen. Der Kampf um die Sprache ist insofern auch ein Kampf um die Marktanteile.
In der Europäischen Gemeinschaft ist aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes von 2017 die Verwendung allgemein verständlicher und intuitiver Bezeichnungen für pflanzliche Milchalternativen, wie Sojamilch, nicht zulässig. Die Abnahme des Milchkonsums in Deutschland macht deutlich, dass diese Art des Sprachverbotes die Milchindustrie letztlich nicht vor weiteren Verlusten schützen kann.
So ärgerlich, unsinnig und undemokratisch die Sprachverbote auch sind, so wenig können sie es ungeschehen machen, dass sich die ökologischen und ethischen Argumente gegen Milchindustrie und Tierausbeutung verbreiten und gleichzeitig pflanzliche Milchalternativen immer bekannter und beliebter werden.
Ausblick
Der Einsatz für eine pflanzenbasierte, vegane Ernährung ist noch keineswegs gewonnen. Nach wie leiden Billionen Tiere, einschließlich Wassertiere und Wildtiere unter der Nutztierhaltung, die durch den Konsum von Fleisch, Milch, Eiern und anderen Tierprodukten aufrechterhalten wird.
Die Milchindustrie hat es geschafft, der Milch weltweit ein positives Image zu verschaffen und tritt selbst dort mit massivem Mitteleinsatz für verstärkten Milchkonsum ein, wo die Mehrheit der Bevölkerung unter Lactose-Intoleranz leidet. Absatzverluste in Industrieländern versucht die Milchindustrie durch Werbung für Milch in den Entwicklungsländern wieder auszugleichen.
Auch versucht die Milchindustrie, Kinder durch ihre Babypräparate von frühesten Alter an Kuhmilch zu binden, weshalb Millionen Mütter weiterhin das natürliche Stillen ihre Kinder vernachlässigen.
Auch Vorbehalte gegen Babynahrung auf Sojabasis, wenn Mütter tatsächlich nicht stillen können, werden geschürt, obwohl wissenschaftliche Auswertungen zeigen, dass diese Vorbehalte gegenstandslos sind.
Dennoch geben die Umsatzeinbußen für Milch und Milchprodukte in westlichen Industrieländern Anlass zur Hoffnung, zumal diese Umsatzeinbußen bei der Tiermilch mit Umsatzsteigerungen bei den pflanzlichen Milchalternativen einhergehen.
So spricht sich herum, dass für Milch keine Tiere leiden und sterben müssen, sondern für Milchgetränke Pflanzen die bessere Basis darstellen. Je weiter diese Entwicklung geht und sich auf alle Bereiche tierischer Lebensmittel ausdehnt, desto schneller kann die Ausbreitung der veganen Lebensweise gelingen.
Der aktuelle Bericht des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) zeigt, dass ein kleiner weiterer Fortschritt auf dem Weg zum Ziel einer veganen Gesellschaft erreicht worden ist.