Nutztierhaltung erzeugt superresistente Bakterien – drohen weltweite Epidemien?
Soeben wurden erstmals Bakterien nachgewiesen, die eine vererbbare Resistenz gegenüber Polymyxinen haben, einer Antiobiotika-Klasse, die derzeit noch die letzte Verteidigungs- und Überlebensstrategie gegenüber den sogenannten Superbugs ist, die gegenüber allen anderen Antiobiotika resistent sind. Die Forscher fanden diese Bakterien bezeichnenderweise in Schweinen und Hühnern. Sie warnen, dass damit das Risiko von weltweiten, tödlichen Epidemien dramatisch zunehme. Denn wenn die letzte Linie der Verteidigung gegen Bakterien, die gegenüber herkömmlichen Antibiotika resistent sind, fällt, können auch heute eigentlich längst harmlose Bakterien ein weltweites Massensterben auslösen.
Es ist zu hoffen, dass es der Forschung schnell genug gelingt, neue Antibiotika zu entwickeln, gegenüber denen auch diese Bakterien wiederum nicht mehr resistent sind. Ob dies rechtzeitig gelingen wird, ist nicht sicher vorhersehbar. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Selbst wenn es gelingen sollte, ist absehbar, dass sich die Ungerechtigkeit in der Welt weiter verschärfen wird: Die neuen Antibiotika werden teuer sein und sie werden die armen Menschen in der dritten fraglos erneut als letztes erreichen. Der Egoismus der wohlhabenden Völker, der sich gerade jetzt in so erschütterndem Ausmaß gegenüber den Flüchtlingen zeigt, wird keinen Halt vor denjenigen machen, die an Superbugs erkranken und sich außerhalb der sich abschottenden Industriestaaten befinden.
Die Warnungen sind altbekannt und sie wurden wieder und wieder ausgesprochen - aber eine skrupellose Nutztierhaltungsindustrie, die nur an kurzfristige Gewinne denkt, hat alle Warnungen in den Wind geschlagen und den massenhaften Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung fortgesetzt. Die Qual der durch sie ausgebeuteten Nutztiere droht sich nun in die Qual von Menschen zu verwandeln, die an derzeit noch behandelbaren bakteriellen Infektionen sterben könnten, weil ihnen die letzte wirksame Medizin genommen wurde.
Verantwortlich sind aber nicht nur die Produzenten, sondern auch die Konsumenten: Einer indifferenten Mehrheitsgesellschaft sind die persönlichen Essensgewohnheiten wichtiger als das Wohl der Allgemeinheit und selbst ihre eigene langfristige Gesundheit. Das Gegenmodell zu dieser Gewohnheitsgesellschaft ist der Veganismus, der die Unvereinbarkeit von Nutztierhaltung und Fleischkonsum mit einer menschenwürdigen, tierwürdigen und die Umwelt erhaltenen Gesellschaft in das Zentrum seiner Überlegungen und Forderungen stellt.
Wir wissen nicht, ob und wann es eines Tages wirklich zu spät sein könnte, aber noch bestehen Aussichten, dass durch die Verbreitung der veganen Lebensweise der Ausstieg aus der Nutztierhaltung langfristig gelingen und damit die Basis für eine lebenswerte Zukunft für Mensch und Tier geschaffen werden könnte. Die jetzt gefundenen superresistenten Bakterien zeigen noch einmal eindrücklich, das vegan zu leben keine reine Geschmacksfrage, sondern eine ethische Notwendigkeit ist, zumal die Nutztierhaltung uns im übrigen nicht nur durch antibiotikaresistente Bakterien, sondern ebenfalls durch verschiedenste Arten von weiteren Erkrankungen (Zoonosen) bedroht, die vom Tier auf den Menschen überspringen können – unter ihnen sind BSE und Vogelgrippe nur die bekanntesten.
Eine vegane Gesellschaft würde durch den konsequenten Ausstieg aus der Tiernutzung diese Gefahren bedeutsam senken. Die freiwerdenden Ressourcen könnten in die Überwindung von Armut, Not, Ungerechtigkeit und den Schutz der Umwelt investiert werden. Die jetzt gefundenen superresistenten Bakterien machen die Dringlichkeit des Wandels zu einer veganen Lebensweise umso deutlicher.