Bioanbieter entdecken zunehmend die vegane Ernährungsweise
Ökolandbau.de, das Informationsportal für den ökologischen Landbau, berichtet von einem Trend für vegane Lebensmittel in Bio-Qualität. Dies war in den letzten Jahren demnach insbesondere auch bei den Weltleitmessen für Biolebensmittel, der BIOFACH und VIVANESS erkennbar, auf denen immerhin 479 von insgesamt 2413 Ausstellern auch vegane Lebensmittel präsentierten.
Ökolandbau.de sieht eine enge Verbindung zwischen dem biologischem Landbau und der veganen Ernährung und betont als ähnliche Motive von Bio-Konsumenten und Veganern die Aspekte Umwelt- oder Tierschutz, Ablehnung der Massentierhaltung und Welternährungsfragen. Korrekt herausgestellt wird ebenfalls, dass über zehn Kilogramm Futtergetreide und 15 Kubikmeter Wasser benötigt werden, um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen, was im Übrigen - dies wäre zu ergänzen - ebenso für konventionelle wie für Bio-Fleischprodukte gilt.
Die verstärkten Bemühungen des Öko-Landwirtschaft und der Naturkostbranche um die vegane Klientel sind in letzter Zeit auch erkennbar geworden in positiven Berichten beispielsweise der Schrot und Korn über die vegane Ernährung oder auch anhand der Sachlage, dass die Reformhäuser mittlerweile einen eigenen veganen Online-Shop betreiben.
Aus veganer Sicht ist dieser Trend erfreulich, weil so die Umsetzung der veganen Lebensweise weiter erleichtert wird und damit auch verbesserte Aussichten bestehen, dass sich für den Veganismus aufgeschlossene Personen tatsächlich entscheiden, auf die vegane Ernährung und Lebensweise umzustellen.
Trotz des positiven Charakters der Annäherung der Öko-Landwirtschaft und der Naturkostbrachne an den Veganismus, bleiben Differenzen bestehen, die sich aus dem durch den Veganismus postuliertem Recht auf Leben für Tiere und der entsprechenden Ablehnung der Instrumentalisierung und Tötung sogenannter Nutztiere auch durch die Bio-Landwirtschaft ergeben.
Neben den tierrechtswidrigen Praktiken an sich, ist es aus veganer Sichtweise dabei ebenfalls bedenklich, dass die Naturkostbranche werbetechnisch nach wie vor das illusionäre Bild von glücklichen Tieren verbreitet, welches bereits durch die betäubungslose Auslese und Zerschredderung der männlichen Hühnerküken widerlegt wird und spätestens im Schlachthof endet. Auch zeigt die Bio-Branche bisher kaum Initiative, um die bio-vegane Landwirtschaft zu fördern, die beim Anbau pflanzlicher Lebensmittel auf den Einsatz von tierischen Produkten verzichtet. Der DEMETER Anbauverband schreibt sogar die Nutztierhaltung verbindlich vor, so dass sich dieser ökologische Anbauverband dezidiert gegen die vegane Lebensweise positioniert (siehe auch einen Beitrag hier).
Umgekehrt, fehlt aber auch einer Reihe von vegan lebenden Personen noch das Interesse für die Möglichkeiten und Potentiale der ökologischen Landwirtschaft. Studien zeigen, dass die vegane Lebensweise an sich, also auch ohne Nutzung von Bio-Lebensmitteln, die Umwelt erheblich mehr entlastet als eine vegetarische oder fleischbasierte Kost, selbst wenn diese auf Bio-Lebensmittel zurückgreifen. Andererseits zeigen Studien aber ebenfalls, dass eine vegane Lebensweise, die auf Bio-Lebensmittel zurückgreift, umweltverträglicher ist als eine vegane Lebensweise, die konventionelle Lebensmittel nutzt. Eine verstärkte Nutzung von Bio-Lebensmitteln durch Veganer ist insofern wünschenswert, wobei die Naturkostbranche derzeit offenbar dabei ist, die Voraussetzungen hierfür durch ein verbessertes Angebot zu verbessern.
Ein künftiges Beispielprodukt hierfür könnte veganer Schnittkäse in Bio-Qualität sein. Dieser ist derzeit nicht in Bio-Qualität verfügbar, so dass die große Anzahl an Veganern, die gerne „Käse“ isst, notgedrungen auf konventionelle Produkte zurückgreifen muss, die zwar gut schmecken, teilweise aber nicht nur keine Bio-Lebensmittel verwenden, sondern chemische Konservierungsstoffe und andere synthetische Zusätze enthalten. .
Insgesamt ist die Annäherung zwischen Naturkostbranche und veganer Lebensweise zu begrüßen. Sie bringt für beide Seiten Vorteile. Die vegane Langzeitperspektive für diese Annäherung liegt in der Hoffnung, dass Öko-Landwirtschaft und Naturkostbranche letztlich den Widerspruch erkennen und korrigieren werden, der zwischen ihren eigentlichen Idealen und Zielen und der nach wie vor durch sie betriebenen Ausnutzung und Tötung von Tieren fraglos vorliegt.