Bundesratsausschuss fordert Kennzeichnung veganer und vegetarischer Lebensmittel
Eine gute Nachricht für alle vegan und vegetarisch lebenden Menschen:
Der federführende Ausschuss des Bundesrates für Fragen der Europäischen Union und der Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz haben sich einer Initiative des Landes Niedersachsens angeschlossen und fordern nunmehr die Deklarierung von Lebensmittel als vegan oder vegetarisch (siehe hier). Tatsächlich geht die Empfehlung der Ausschüsse sogar noch im positiven Sinne über die ursprüngliche niedersächsische Forderung hinaus.
Die ursprüngliche niedersächsische Initiative beinhaltete eine Bitte des Bundesrates an die Bundesregierung, bei der Europäischen Kommission darauf hinzuwirken, dass zeitnah ein Durchführungsrechtsakt erlassen wird, der sicherstellt, dass Informationen über die Eignung eines Lebensmittels für Vegetarierinnen/Vegetarier oder Veganerin-nen/Veganer zur Verfügung gestellt werden. Explizit wird auf den Missstand hingewiesen, dass aus ethischen, gesundheitlichen oder religiösen Gründen vegetarisch oder vegan lebende Menschen derzeit keine Möglichkeit haben, den vegetarischen oder veganen Charakter des Lebensmittels unmittelbar zu erkennen.
Die federführenden Ausschüsse des Bundesrates sind nunmehr über diese niedersächsische Initiative sogar hinausgegangen, indem sie zusätzlich die Bitte an die Bundesregierung richten, zu prüfen, welche Möglichkeiten bestehen, bis zur europäischen Regelung eine nationale Regelung in Kraft zu setzen. Denn Verbraucherinnen und Verbraucher wollten nicht bis zu einer Umsetzung einer europäischen Regelung auf Informationen über tierische Bestandteile in Lebensmitteln verzichten.
Bei aller Stagnation im politischen Bereich bezüglich der gegenüber Mensch, Tier und Umwelt unverantwortlichen Agrarpolitik, ist die Forderung des Bundesrates nach einer Deklaration von Tierprodukten in Lebensmittel dennoch als ein hoch bedeutsamer Fortschritt zu bewerten. Die vegetarische und vegane Sache beginnt, von der Politik ernst genommen zu werden. Die Zeit der nicht deklarierten versteckten Tierprodukte in Lebensmitteln, die vegetarisch und vegan lebenden Menschen ihre Lebensgestaltung erschwert, scheint vorbeizugehen.
Darüber hinaus dürfte die Deklaration dazu beitragen, dass Hersteller verstärkt auf tierische Produkte verzichten werden. Es wird immer bekannter, dass Tierprodukte in Lebensmitteln aus ethischen und gesundheitlichen Gründen fragwürdig sind. Warum sollten Menschen sich aber entscheiden, ökologisch unverträgliche Tierleidprodukte zu konsumieren, wenn nebenan im Regal das im wesentlichen gleiche Produkt ohne Tierqual erhältlich ist?
Die mit hoher wahrscheinlichkeit Realität werdende Deklaration von Lebensmitteln als vegetarisch oder veganwird damit einen Anreiz für Verbraucher und Hersteller darstellen, ihr Verhalten zu überdenken und auf ethisch fragwürdige Qualprodukte zu verzichten.
Die jetzige Initiative des Bundesrates verdankt sich übrigens auch der unermüdlichen Informations- und Lobbyarbeit des Vegetarier Bundes (VEBU) sowie der Europäischen Vegetarier Union (EVU), die die Forderung nach einer Deklarationspflicht seit Langem erheben und damit diese Forderung als ebenso inhaltlich bedeutsam wie durchsetzungsfähig erkannten. Als fruchtbar hat sich dabei auch eine Zusammenarbeit von VEBU und der Verbraucherinitiative Foodwatch erwiesen, wobei auf parteipolitischer Ebene sich vorwiegend Bündnis90/Die Grünen für die Deklarationspflicht engagieren.
Wird die Deklarationspflicht für Lebensmittel erst erreicht sein, wird es im nächsten Schritt darum gehen, eine Ausdehnung der Deklarationspflicht auf Produkte außerhalb des Lebensmittelbereiches durchzusetzen.