Nachrichtenagentur APA verbreitet anti-vegane Propaganda
Vor wenigenTagen ließ die österreichische Nachrichtenagentur APA gemäß eines Artikels aus dem Standard verbreiten, dass die deutsche Kinderärztin und Ernährungsexpertin Sibylle Koletzko beim 39. Internationalen pädiatrischen Symposium in Obergurgl in Tirol vor Gefahren einer veganen Ernährung für Kinder und Jugendliche gewarnt habe. Bei restriktiven Diäten könne es zu Beeinträchtigungen des Ernährungstatus, der sozialen Kontaktfähigkeit und der psychologischen Situation kommen. Besonders risikoreich sei eine strikt vegane Ernährung.
Als Beispiel wird über den „frappierenden Fall“ einer stark untergewichtigen 15-Jährigen mit Bauschmerzen und ausbleibenden Monatsblutungenberichtet, die sich seit 10 Monaten nur noch vegan und zwar nahezu ausschließlich mit Reiswaffeln ernährt habe!In einer niederländischen Studie seien außerdem Kinder aus Familien mit makrobiotischer Ernährung in einer schlechter bei den kognitiven Leistungen als Kinder eine Vergleichgruppe, die sich nicht makrobiotisch ernährt habe.
Für den aufmerksamen Leser war sofort erkennbar, dass eine Ernährung allein mit Reiswaffeln nichts mit einer veganen Ernährung zu tun hat. Auch eine makrobiotische Ernährung ist keine vegane Ernährung.
Die sich aufdrängende Frage, wie eine seriöse Wissenschaftlerin derartig unseriös argumentieren kann, scheint aber an die falsche Adressatin gerichtet zu sein. Denn aus einem zweiten Artikel im Standard ergibt sich, dass der zitierten Kinderärztin offenbar kein Vorwurf zu machen ist. Denn Sibylle Koletzko stellte mittlerweile klar, dass sie zu keinem Zeitpunkt vor einer veganen Ernährung gewarnt habe. Vielmehr sei der Bericht der Nachrichtenagentur „sachlich falsch und irreführend“. In Wirklichkeit habe sie weder von Ernährungsfanatikern gesprochen noch habe sie die vegane Ernährung als eine besondere Gefährdung für Jugendliche gewertet. Tatsächlich sei es ihr um negative Auswirkungen restriktiver Diäten gegangen und zwar insbesondere solcher restriktiver Diäten, die aufgrund fehlender oder nicht abgesicherter diagnostischer Tests von Ärzten und Heilpraktikern bei Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeit empfohlen würden. Bezüglich der genannten veganen Jugendlichen habe erst die unbegründete Streichung aller Getreideprodukte und von Soja zu einer Mangelernährung geführt.
Mittlerweile ist wissenschaftlich belegt, dass eine gut geplante vegane Ernährung für Menschen aller Altersstufen, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, und Kleinkindalter, geeignet ist. Dennochkommt es in der Öffentlichkeit immer wieder zu Irritationen, die das Vorurteil fördern, bei einer veganen Ernährung handele es sich um eine Mangelernährung. Zuletzt erregte ein schlecht recherchierter Artikel in der Für Sie erhebliche Aufmerksamkeit, der unter dem Titel „Die Vegan-Lüge“wissenschaftliche Befunde fehlerhaft darstellte und den unbegründeten Eindruck erzeugte, die vegane Ernährung sei ungesund.
Es ist bedauerlich, dass sogar eine Nachrichtenagentur einen derartigen Fehler begeht und damit nicht nur für die weite Verbreitung inkorrekter Informationen sorgt, sondern ebenfalls einer Stigmatisierung von vegan lebenden Menschen als Ernährungsfanatiker Vorschub leistet.
Die Leserinnen und Leser von vegan.eu werden daher gebeten, eine Email an APA zu schreiben,in der sie gegen diese unseriöse Form der Berichterstattung protestieren und eine Richtigstellung von APA verlangen. Bittet auch eure Freunde und Bekannten, sich zu beteiligen: