Feiertage sind Tötungstage
Weihnachtsgänse in Deutschland, in England oder den USA sind es Truthähne, in Österreich Karpfen. Für welche Tierart auch immer die Weihnachtstage ihr Lebensende bedeuten, Feiertage sind Tötungstage und für Tierrechtler daher Trauertage.
Es gibt auch unter Tierrechtlern und Veganern einige, die mit Entsetzen und Empörung auf das muslimische Opferfest zeigen. Doch dabei fällt das "christliche Abendland" auf einen Fehler herein, der eigentlich in der Bibel offengelegt wird: "Den Splitter im Auge des anderen sehen, nicht aber den Balken im eigenen Auge“.
Faktenlage ist nämlich, dass in den christlichen Ländern weitaus mehr Fleisch gegessen wird als in den muslimischen Ländern und zwar auch dann, wenn für den Wohlstand kontrolliert wird. Zudem steigt der Fleischkonsum in Ländern mit gemischter Religion umso mehr an, je mehr Christen in diesen Ländern wohnen, sinkt aber mit dem Anteil der Muslime.
Ich möchte hier nicht gegen das Christentum oder für den Islam schreiben, beides liegt mir fern. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass Religionen Feiertage weltweit in Tötungstage verwandeln und dass das sogenannte "christliche Abendland" hierbei eine führende Rolle spielt. Jetzt in den kommenden Weihnachts-Tagen werden wir wieder Zeuge davon.
Wer nun denkt, dass in anderen Religionen, wie dem Buddhismus, alles besser sei, der irrt. Hier in Kambodscha, wo ich lebe, kann ich es auch beobachten:
Zu den meisten religiösen Feierlichkeiten werden Tiere geschlachtet und den Mönchen in den Tempel zum Verzehr gebracht. Sicher ist die Anzahl der getöteten Tiere geringer als in Europa (Kambodscha ist ärmer), sicherlich hatten die meisten mehr Bewegungsfreiheit als die Tiere in der Massentierhaltung in den westlichen Industrieländern (aber wir exportieren die Anlagen bereits), aber das grausame und brutale Grundszenario ist das Gleiche.
Menschen feiern, indem sie Tieren das Leben nehmen. Inmitten das Elends, des Leidens und des Unglücks sind Menschen glücklich und ausgelassen, verschwenden keine Sekunde ihrer Gedanken an das Leben, was sie genommen haben - ob die Weihnachtsgans in Deutschland, den Karpfen in Österreich, den Truthahn in den USA oder das Huhn in Kambodscha.
Fleischkonsum ist international in seiner Grausamkeit und der Ausblendung aller Werte von Mitgefühl und Gerechtigkeit vereint. Die Religionen tragen zur Pervertierung des menschlichen Denkens und Fühlens bei, indem sie ihre eigenen Feste in das Blut der Tiere tränken. So werden religiöse Hoffnungen und Erleben von Glück an Leid und Tod gekoppelt.
Nicht im geringsten unterscheidet sich dabei das muslimische Opferfest, bei dem Tiere geschlachtet und ihr Fleisch den Armen gegeben wird, vom christlichen Weihnachten. Aber auch zum sagenumwobenen tibetischen Buddhismus muss folgende Beobachtung eines buddhistischen Mönches zitiert werden:
„Some years ago when I was staying at Bodh Gaya, the Dalai Lama was due in a few days to give some talks and the town was filling up with Tibetans. A friend and I decided to get out of town for the duration to avoid the crowds. As we drove to Gaya we found the road blocked by a herd of a hundred or so buffaloes and goats being driven forward by several cowherds. Our driver hooted the horn, inched the car through the animals and when we got to one of the cowherds asked him where he was going with such a large number of animals. “To Bodh Gaya. They’re for the lamas”, he replied.“
Kommt der Dalai Lama, bedeutet dies also für tausende Tiere den Tod, da unterscheidet er sich nicht vom katholischem Papst.
Als vegan lebende Menschen haben wir keinen Anlass , mit den Fingern auf andere Kulturen, Traditionen oder Religionen zu zeigen. Das Ausmaß des Unrechts ist viel größer: es ist weltweit und überall.
Aufklärung (auch solche Rezepte zu gänsefreundlichem "Gänsebraten"), weltweite Solidarität und Zusammenschluss sind die einzig möglichen Antworten auf die tägliche Katastrophe, die alle menschlichen Gesellschaften über die Tierwelt und damit über unsere eigene Menschlichkeit bringen.