Fleischatlas 2013: Fleisch zerstört die Welt
Vegan.eu berichtet immer wieder von Befunden zu den negativen Auswirkungen der Nutztierhaltung auf unser Öko-System (siehe hier, hier und hier), die Tiere (siehe hier, hier und hier) und die menschliche Ernährungssicherheit (siehe hier). Soeben haben der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), die Heinrich-Böll-Stifung und Le Monde diplomatique einen eigenen "Fleischatlas 2013" publiziert.
Zu begrüßen ist, dass - nachdem Umweltschutzorganisationen sich jahrelang fast ausschließlich auf Themen, wie Verkehr oder regenerative Energien konzentrierten - nunmehr auch einem breiten Publikum bewusst gemacht wird, dass der Fleischkonsum ein dominanter Faktor des weltweiten Umweltproblemes ist. Nach wie vor ist dies nämlich nur einer sehr kleinen Minderheit bekannt. Viele Menschen, die über ein umweltverträgliches eigenes Verhalten nachdenken, erwägen Veränderungen des Verkehrsverhaltens oder erkennen mindestens, dass diese erforderlich wären. Nur sehr wenige Menschen denken aber darüber nach, ihren Fleischkonsum einzuschränken oder am besten zu beenden, wenn sie die Umwelt schützen wollen.
Im Fleischatlas wird deutlich gemacht, dass die Fleischerzeugung nur dann als preiswert erscheint, wenn die ökologischen, sozialen und ethischen Aspekte ausgeklammert werden. Für diese Folgekosten müssen jedoch die Fleischerzeuger nicht zahlen, sondern sie werden allein den Steuerzahlern, den Tieren und der Natur aufgebürdet. Derweil beherrschen einige wenige Länder und Konzerne den weltweiten Markt für Tierprodukte.
Die Ausdehnung des Fleischmarktes wird maßgeblich durch milliardenschwere Subventionen gefördert. So werden beispielsweise innerhalb der EU öffentliche Gelder bereit gestellt für Flächenzahlungen, Bereitstellung der benötigen Verkehrsinfrastruktur und für den Futtermittelhandel. Mit bis zu 50% werden Investitionen in Ställe gefördert.
Auf der Nachfrageseite findet der Fleischmarkt seinen Ausdruck im weltweit steigendem Fleischkonsum, auch wenn mittlerweile der Fleischkonsum in den westlichen Industireländern stagniert und in den USA sogar sinkt. Dennoch konsumieren aber5 noch immer beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland 85% der Bevölkerung täglich oder fast täglich Fleisch. Gleichzeitig ist der Fleischkonsum der anderen Völker so gering, dass die Fleischkonzerne hier weiterhin weltweit gute Wachstumsmöglichkeiten für ihr Milliardengeschäft sehen.
Dargelegt werden im Fleischatlas auch die Auswirkungen der Fleischproduktion auf die Regenwälder und unser Wasser. Mehr als 62% der gerodeten Amazonasflächen werden derzeit als Tierweiden verwandt. Nicht der Durst der Tiere, sondern die Futtermittelindustrie und Überdüngung gefährden gleichzeitig unser Trinkwasser. Durch die Nutztierhaltung verursachte Nitratbelastungen führen zu Todeszonen in Küstengewässern und können beim Menschen Krebs auslösen.
Die Auseinandersetzung mit dem Öko-Tierproduktemarkt bleibt im Fleischatlas allerdings ganz an der Oberfläche. So wird die Fragestellung der Umweltverträglichkeit des Öko-Nutztiermarktes nicht einmal diskutiert und auf entsprechende Forschungsbefunde, die erhebliche Umweltgefahren durch die Öko-Nutztierhaltung sehen, nicht eingegangen. Während Studien beispielsweise auf einen noch höheren Flächenbedarf für die Öko-Nutztierhaltung hinweisen, scheint im Fleischatlas eher implizit unterstellt zu werden, dass die Öko-Nutztierhaltung vorteilhaft sei. Hier mag die Nähe zur biologischen Landwirtschaft und ihren Verbänden, die sich leider noch nicht mit der bio-veganen Landwirtschaft anfreunden konnten, zu der wenig tief greifenden Analyse beigetragen haben.
Jedenfalls decken die Öko-Anbieter demnach in der Bundesrepublik 4% des Rindfleischmarktes, 1% des Schweinefleischmarktes, 2% des Geflügelmarktes, 2. 5% des Milchmarktes und ca. 9% des Eiermarktes ab. Für diese Nischenrolle der Öko-Erzeuger werden im Fleischatlas u.a. irreführende Werbestrategien der Massentierhalter verantwortlich gemacht. Dies ist aus veganer Sichtweise allerdings um die irreführenden Werbestrategien der Öko-Anbieter zu ergänzen, die dem Verbraucher das Bild der glücklichen Tiere vermitteln, welches an der Realität vorbeigeht. So wird nicht darauf eingegangen, dass beispielsweise auch im Bio-Bereich die Küken nach den gleichen Kriterien und mit der gleichen Rücksichtslosigkeit ausgelesen und die 50% männlichen Küken zerschreddert oder vergast werden, bevor der Transport der Küken in die Bio-Legehuhnhaltungen durchgeführt wird. Auch auf die Äquivalenz der Schlachtungsmethoden und die Sachlage, dass eine ausreichende Betäubung eben nicht für jedes Einzeltier garantiert werden kann, wird leider nicht verwiesen.
Der inhaltlich nicht gerechtfertigten und bedauerlichen Idealisierung der Öko-Nutztierhaltung stehen im Fleischatlas positiv gegenüber die mehrfachen und wertschätzenden Bezüge zur vegetarischen und auch zur veganen Lebensweise.
Der Fleischatlas 2013 ist in der Bilanz als ein weiterer Schritt zur Information der Öffentlichkeit über die tatsächlichen Auswirkungen des Fleischkonsumes auf die natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planetens zu bewerten. Den Lesern und Leserinnen des Fleischatlas wird vor Augen geführt, dass Fleisch einen maßgeblichen Faktor der weltweiten Umweltzerstörung darstellt, der nicht aus der Betrachtung ausgeklammert werden darf, wenn wir unsere Umwelt schützen wollen. Die positiven Bezüge zur vegetarischen und veganen Lebensweise verdeutlichen, dass es eine Alternative gibt, auch wenn leider die Verführungskraft der Öko-Nutztierhaltung mit ihrer Illussion der glücklichen Tiere auch im Fleischatlas weiterhin Nebelkerzen in den ansonsten klaren Blick wirft.