Fleischesser haben häufiger Nährstoffmangel als Veganer und Vegetarier

Fleischesser haben häufiger Nährstoffmangel als Veganer und Vegetarier

Bei Diskussionen über den gesundheitlichen Wert einer veganen oder vegetarischen Ernährung wird oftmals Besorgnis über eine durch diese Ernährungsformen möglicherweise bedingtemangelnde Versorgung mit Nährstoffen geäußert.

Diese Sorge fußt auf der Annahme, dass bei einer Mischkost unter Einschluss von Fleisch Mangelerscheinungen eher nicht zu erwarten seien, währendRisiken für Mangelerscheinungen bei Ernährungsformen vermutet werden, die die Auswahl der Lebensmittel weiter eingrenzen, wie dies bei einer vegetarischen und noch stärker bei einer veganen Ernährung der Fall ist.

Eine Untersuchung von Teo (2011), die Veganer, Vegetarier und Omnivoren (Mischkost mit Fleisch) bezüglich der Versorgung mit einzelnen Nährstoffen verglich, gelangte zu folgenden Ergebnissen:

- Bei allen drei untersuchten Ernährungsgruppen "vegan", "vegetarisch" und "omnivorisch (Mischkost mit Fleisch" trat bei einzelnen Nährstoffen bei erheblichen Prozensätzen der untersuchten Personen eine nicht adäquate Versorgung in einzelnen Nährstoffen auf.

- Die Ernährung der vegan lebenden Personen war insbesondere des öfteren inadäquat bezüglichder Vitamine E (71%), B 12 (44%) und A (40%). Die Ernährung der Vegetarier war insbesondere des öfteren inadäquat bezüglich der Vitamine E (71%) und A (30%), sowie im Hinblick auf Magnesium (29%). Die Ernährung der Fleischesser war nahezu immer inadäquat bezüglich Vitamin E (91%), sowie oft auch inadäquat bezüglich Magnesium (50%) und Folsäure (41%). Außerdem wurden in allen drei Ernährungsgruppen typischerweise inadäquate Aufnahmen von Calcium und Vitamin D beobachtet.

- Insgesamt wiesen Veganer und Vegetarier seltener Nährstoffmängel auf als die fleischessenden Personen.

Was ergibt sich als Schlussfolgerungen:

Die grundsätzliche Annahme, dass vegane oder vegetarische Ernährung im Vergleich zu einer Mischkost mit Fleisch stärker zu Nährstoffmängeln führen würde, ist nach diesen Befunden nicht haltbar. Im Gegenteil sind Personen, die eine fleischbasierte Mischkost konsumieren, häufiger von Nährstoffmängeln betroffen als Personen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren.

Allerdings gibt es Unterschiede bezüglich der einzelnen Nährstoffe, wobei beispielsweise Veganer im Vergleich zu Fleischessern stärker auf die Versorgung mit den Vitaminen B12 und A achten sollten, während Fleischesser im Vergleich zu den Veganern stärker auf die Versorgung mit Vitamin E, Magnesium und Folsäure achten sollten.

Die Befunde beziehen sich nur auf einzelne Nährstoffe. Inadäquate Versorgungen mit einzelnen Nährstoffen sind nicht mit tatsächlichen Erkrankungen zu verwechseln. Bezüglich tatsächlicher Erkrankungen zeigen umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen, dass eine fleischlose Ernährung eine Schutzwirkung gegenüber den am häufigsten zum Tode führenden Erkrankungen, nämlich Herzerkrankungen und Krebserkrankungen, aufweist. Bei Krebserkrankungen deuten neue Befunde zudem darauf hin, dass diese Schutzwirkung am stärksten ausgeprägt ist bei rein veganer Ernährung.

Das Argument, eine vegane oder vegetarische Ernährung führe im Vergleich zu einer fleischbasierten Ernährung eher zu Mangelerscheinungen, ist überholt. In Wirklichkeit ist differenziert auf die Versorgung mit einzelnen Nährstoffen zu achten, wobei insgesamt aber vegane und vegetarische Ernährungsweisen typischerweise sowohl zu besserer Nährstoffversorgung als auch insbesondere zu weniger ernsthaften Erkrankungen führen. Allerdings warin der Studie in allen Ernährungsgruppen bei einzelnen Nährstoffen bei recht vielen Personen eine inadäquate Versorgung zu beobachten, was die Notwendigkeit einer gut geplanten und bewussten Ernährung noch einmal deutlich macht. Auch wenn Menschen, die Fleisch essen, häufiger von Nährstoffmängeln betroffen sind als vegan oder vegetarisch lebende Personen, ist es auch für Veganer und Vegetarier essentiell, sich im Hinblick auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu informieren und vor diesem Hintergrund ihre Ernährung optimal zu gestalten. Die Studie zeigt, dass diesbezüglich durchaus noch erheblicher Nachholbedarf bei vielen Personen besteht.

Als Ausdruck eines positiven gesellschaftlichen Trends ist festzustellen, dass das US Landwirtschaftsministerium, welches traditionell die Nutztierhaltung unterstützt und in der Vergangenheit auch immer wieder zum Fleisch- und Milchkonsum aufforderte, mittlerweile einräumt, dass eine hinreichende Nährstoffversorgung durch eine rein vegane Ernährung möglich ist und diesbezüglich kürzlich explizite Empfehlungen herausgegeben hat, um auch vegan lebende Menschen zu unterstützen, eine optimale Versorgung mit Nährstoffen zu erreichen. Es ist zu hoffen, dass auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die diesbezüglich noch eine zwar bereits veränderte, aber dennoch weiterhin konservativ-rückständige Position einnimmt, demnächst aktiv werden wird, um mithilfe fundierter Empfehlungen vegan lebende Menschen bei der Umsetzung einer gesunden Ernährung zu unterstützen.

Gerade bezüglich Vitamin B12 seien Veganer, auch auf der Basis der Befunde von Teo, noch einmal aufgefordert, eine angemessene Versorgung über angereicherte Lebensmittel oder Supplementierung zu gewährleisten. Für alle anderen Nährstoffe kann auch ohne jede Zufuhr angereicherter Lebensmittel oder Supplementierung bei guter Planung der veganen Ernährung eine hinreichende Nährstoffversorgung allein über die natürliche Nahrung hergestellt werden.

Quelle:

Teo, CC (2011), Assessing the Prevalence of Inadequate Nutrient Intake Among Vegetarians and Non-Vegetarians Using the Estimated Average Requirement: Results from the adventist health study 2 calibration study. Proquest, Umi Dissertation Publishing

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