Freundschaften zwischen Veganern und Nicht-Veganern
Zusammen mit unserem Partnerportal www.Gleichklang.de haben wir bis zum heutigen Tag 6694 vegan lebende Personen befragt, ob sie nicht-vegane Freunde haben. 6058 oder über 90 % beantworteten diese Frage mit Ja. Im Regelfall haben also Veganer auch nicht-vegane Freunde, wobei eine Minderheit von immerhin knapp 10% sich aber offenbar auf einen rein veganen Freundeskreis beschränkt.
So erleben Veganer Freundschaften mit Nicht-Veganern
- 89 % der Befragten erklärten, es gebe ebenso gute wie schlechte nicht-vegane Freunde. 86 % gaben an, man könne gut Kompromisse schließen. 74 % meinten, es sei so wie in jeder anderen Freundschaft auch. Immerhin 54 % - also eine Mehrheit – gaben an, dass es gar keine Probleme gebe.
- 75 % gaben an, sie hätten die Hoffnung, der Freund oder die Freundin werde vegan werden. 63 % berichteten, sich vegane Freunde zu wünschen. Ebenfalls 63 % meinten, es wäre einfacher, wenn der Freund oder die Freundin wenigstens vegetarisch wäre. 52 % versuchten, ihre Freunde zu überzeugen, vegan zu werden.
- Von erheblicher eigener Belastung durch Fleischkonsum von Freunden berichteten 47 % der Befragten, 39 % schilderten Konflikte mit Freunden.
- Bei 65 % aßen Freunde zu Hause bei den veganen Befragten kein Fleisch. 52 % der Befragten gaben an, dass ihre Freunde auch allgemein ihren Fleischkonsum reduziert hätten. 24 % schilderten allerdings, dass gemeinsames Essen keinen Spaß mehr mache, 9 % waren tiefgreifend unzufrieden mit ihren Freundschaften mit Nicht-Veganern und 5 % berichteten, dass Freundschaften an der nicht-veganen Ernährung von Freunden gescheitert seien.
Ausgeprägte Ambivalenzen
Die Ergebnisse der Befragung zeigen erhebliche Ambivalenzen im Erleben von Veganern, die Freundschaften mit Nicht-Veganern haben, wobei fast 10% sogar ganz von solchen Freundschaften absehen.
Einerseits werden auch gute Freundschaften von einer großen Mehrheit als möglich und von einer knappen Mehrheit sogar als unproblematisch erlebt.
Andererseits bleibt aber bei der Mehrheit der Wunsch, dass der Freund oder die Freundin vegan werde und fast die Hälfte der Befragten schildert eigene psychische Belastung durch die nicht-vegane Ernährung des Freundes. Nicht selten kommt es zu Konflikten und manchmal werden Freundschaften auch deshalb beendet.
Festzustellen ist aber wiederum ebenfalls, dass nicht-vegane Freunde durchaus auch auf ihre veganen Freunde zugehen, auf Fleischkonsum mit ihnen verzichten oder diesen allgemein reduzieren.
Mehrheitlich wünschen sich Veganer Freundschaften mit Veganern und eine knappe Mehrheit versucht auch, ihre nicht-veganen Freunde zu überzeugen, vegan zu werden.
Deutlich wird also - trotz viele positiver Berichte - ein Spannungsfeld in Freundschaften zwischen Veganern und Nicht-Veganer.
Was tun?
Dass Freundschaften mit Nicht-Veganern - ebenso wie übrigens Partnerschaften (siehe unsere Umfrage zur Liebe zwischen Veganern und Fleischessern) – in einem Spannungsfeld stattfinden, ist psychologisch nachvollziehbar:
Vegan ist ein ethisch verankerter Lebensstil und nicht einfach ein oberflächliches Modemerkmal. Vegan ist die Entscheidung, nicht für die eigene Lebensführung töten zu wollen und dem weltweiten Tierleid, aber auch der Zerstörung der Umwelt und der sozialen Ungerechtigkeit, ein Stopp-Signal entgegensetzen zu müssen.
Fleisch kann nur über Blutvergießen gewonnen werden. Veganer wissen dies und werden daher belastet, wenn sie dann auch noch ihre Freunde Fleisch essen und sich damit am Blutvergießen beteiligen sehen.
Es ist daher völlig normal und zu erwarten, dass es uns nicht kalt lässt, wenn unsere Freunde Fleisch essen und sich der veganen Ernährung gegenüber versperren. Dass es mit Vegetariern besser geht, ist ebenfalls nachvollziehbar. Denn Vegetarier haben bereits eine Einsicht entwickelt und den ersten Schritt getan.
Das Wichtigste ist, dass Spannungsfeld nicht zu leugnen, sondern es zu benennen. Warum sollten wir verbergen, dass es uns belastet, wenn Freunde das tun, was wir aus der Tiefe unserer ethischer Überzeugungen ablehnen? Wenn wir es verbergen, beasten wir uns nur mehr.
Es geht nicht um dysfunktionalen Streit oder Aggression. Es geht um die klare und eindeutige Benennung des Sachverhaltes, von dem unsere nicht-veganen Freunde nicht erwarten können, dass wir alleine damit leben müssen.
Keineswegs brauchen oder sollten wir uns in ethische Gewissensbisse bringen lassen. Wir brauchen unseren veganen Freunden weder nicht-veganes Essen zubereiten noch sie dazu einladen, weder rein privat noch bei Veranstaltungen und Partys. Wir dürfen zu unserem Vegan-Sein stehen, was eben einschließt, dass wir nicht nur selbs vegan essen, sondern andere ebenfalls ausschließlich vegan verköstigen.
Der Abbruch aller Freundschaften zu Nicht-Veganern ist meiner Ansicht nach nicht ratsam. Mit unter 1 % ist der Anteil der Veganer nach wie vor sehr gering. Wenn wir uns von der sozialen Mitwelt isolieren, tun wir vielleicht manchmal uns selbst etwas Gutes oder auch Schlechtes, nichts Gutes tun wir damit aber der veganen Sache, die noch viel mehr Veganer braucht, die für ihre vegane Lebensweise auch gegenüber ihren Freunde und Freundinnen konsequent einstehen.
Auf jeden Fall gilt, dass ein vegane Freunde hilfreich sind. Als Veganer in einer nicht-veganen Mitwelt müssen wir täglich die Indifferenz gegenüber der Grausamkeit, die Menschen Tieren zufügen, mit ansehen. Veganer Freunde können uns helfen, dies so zu ertragen und zu verarbeiten, dass wir dennoch nicht in Resignation verfallen oder gar zurück fallen und uns nach dem Motto “nach mir die Sintflut” oder “alle anderen tun es auch” vom nicht-veganen Konsum anstecken lassen. Auch dies kommt vor, auch wenn die vegane Lebensweise typischerweise sehr stabil ist und ein Rückfall in Fleischonsum eher selten vorkommt (Umfrage).