Where Cows Are Happy and Food Is Healthy” oder was die Bauernhofromantik übersieht

Where Cows Are Happy and Food Is Healthy” oder was die Bauernhofromantik übersieht

Der Artikel in der New York Times von Nicholas D. Kristof liest sich fast wie die Beschreibung des Paradies. Nicht für Menschen, aber für glückliche Kühe auf einem Bio-Bauernhof. Berichtet wird über einen Landwirt, der seine 250 Kühe so wie seine Kinder liebt.

Impliziert wird, dass Tierhaltung nicht Massentierhaltung sein muss, dass Tiere auf Bauernhöfen nicht leiden müssen und dass wir die dort produzierten Produkte mit gutem Gewissen verzehren dürfen.

Ist es denn wahr, dass ein Bauer seine Kühe liebt wie seine Kinder?

Eigentlich hat kein Mensch 250 Kinder. Eltern gewinnen aus ihren Kindern auch keine Produkte. Schon gar nicht schlachten wir unsere Kinder, wenn sie für uns ökonomisch nicht mehr effizient sind.

Doch genau dies tut der Bauer:

„When cows age and their milk production drops, farmers slaughter them. Bob has always found that part of dairying tough, so, increasingly, he uses the older cows to suckle steers. That way the geriatric cows bring in revenue to cover their expenses and their day of reckoning can be postponed, indefinitely, in the case of his favorite cows.”

Von 250 Kühen werden also 249 durch den Bauern zur Schlachtung geschickt, dessen Beziehung zu seinen Kühen, so wird uns gesagt, auf Liebe beruht. Weil er eine Kuh rettet und andere ein wenig länger leben lässt, schwärmt der Schreiber von der väterlichen Liebe des Bauern und übersieht dabei, dass dieser weder Vater noch Freund, sondern der Mörder seiner Kühe ist.

Der Artikel von Nicholas D. Kristof ist beispielhaft für eine Rhetorik von Liebe und Respekt, die pervertiert, was mit tatsächlicher Liebe und Respekt gemeint ist. Funktion dieser Lyrik ist die Ausblendung der Realität und die Beschwichtigung des Gewissens.

Gegen die Massentierhaltung sind ja längst alle, selbst diejenigen, die täglich - ob am häuslichen Küchentisch, im Restaurant oder am Fuß - ihre Produkte nutzen. Um so mehr scheint die fleischessende Gesellschaft aber das Bild desidyllischen Bauernhofes zu brauchen, um das Grundprinzip derInstrumentalisierung von Tieren, geschönt als Liebe und Respekt, aufrechterhalten zu können.

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