Ein Buch über Homosexualität im Tierreich als Weihnachtsgeschenk für Ugandas Präsidenten

Ein Buch über Homosexualität im Tierreich als Weihnachtsgeschenk für Ugandas Präsidenten

Der Präsident Ugandas Yoweri Museveni hält Homosexualität für abnormal und widerwärtig. Deshalb unterzeichnete er im letzten Jahr ein Gesetz, welches die bereits seit Langem in Uganda und in vielen anderen afrikanischen Ländern praktizierte Verfolgung von gleichgeschlechtlichen sexuellen Kontakten zwischen zustimmungsfähigen Erwachsenen verschärfte. Erstmals wurde mit diesem Gesetz nicht nur homosexuelles Verhalten zwischen Männern, sondern ebenso zwischen Frauen kriminalisiert. Das Gesetz sah lebenslange Freiheitsstrafen für gleichgeschlechtliche Sexualkontakte und gleichgeschlechtliche Beziehungen und Ehezeremonien vor.

Mittlerweile wurde das Gesetz durch den obersten Gerichtshof Ugandas aufgehoben, weil bei seiner Verabschiedung im Parlament nicht genügend Abgeordnete anwesend gewesen seien. Jedoch liegt bereits ein neuer und sogar weiter verschärfter Gesetzentwurf vor, der im Parlament noch nicht behandelt worden ist.

Derweil verdichten sich die Anzeichen, dass Museveni dabei ist, von seiner Unterstützung des Gesetzes aus Sorgen um die Handelbeziehungen Ugandas abzurücken. Jedenfalls hat er in einem Schreiben gegenüber seiner Partei deutlich gemacht, dass ausländische Investoren das Gesetz als ein Investitionshindernis betrachteten.

In dieser Situation haben wir von Gleichklang den Präsidenten Ugandas mit einem besonderen Weihnachtsgeschenk überrascht:

Wir haben ihm das Buch des kanadischen Biologen und Linguisten Bruce Bagemihl über Homosexualität im Tierreich (Biological Exuberance: Animal Homosexuality and Natural Diversity) an seinen Amtssitz nach Kampala geschickt. Ein zweites Exemplar des Buches haben wir der Botschaft Ugandas in Berlin gesandtttt. In dem Buch zeigt Bagemihl auf, dass homosexuelles Verhalten bei mehr als 450 Tierarten dokumentiert ist. Dabei tritt homosexuelles Verhalten bei Tieren sowohl in Freiheit als auch in Gefangenschaft auf.

Seksan Ammawat mit Buchgeschenk und Begleitschreiben an Ugandas Präsidenten Museveni

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Im Begleitschreiben haben wir auf den Widerspruch hingewiesen, eine sexuelle Orientierung, welche bei Mensch und Tier universal auftritt, für unnatürlich zu erklären. Wir haben außerdem unsere Hoffnung ausgedrückt, dass der Präsident Ugandas doch noch in die Fußstapfen des großen Nelson Mandela treten möge, unter dessen Regierung die volle Gleichberechtigung homosexueller Menschen in die Verfassung des neuen, nicht mehr rassistischen Südafrikas geschrieben wurde.

Die homophobe Haltung in Uganda wie auch in vielen anderen Staaten des afrikanischen Kontinentes hat übrigens entgegen mancher Meinungen nichts mit afrikanischen Traditionen zu tun, sondern ist ein Ergebnis des Kolonialismus.Insbesondere hat eine aus dem Westen nach Afrika exportierte fundamentalistische Interpretation des Christentums maßgeblich zu dem Gesetz wie überhaupt zur homophoben Stimmung in Uganda beigetragen, während ein entsprechender Einfluss traditioneller afrikanischer Religionen nicht erkennbar ist. Die Hintergründe können in einem hervorragenden Artikel von Haley Mcewen nachgelesen werden. Wenn der ugandische Präsident also versucht, die Diskriminierung und Verfolgung Homosexueller mit afrikanischen Traditionen zu rechtfertigen, dann übersieht er also, dass sein Handeln keinen afrikanischen, sondern einer kolonialistischen Tradition entspringt.

Natürlich erwarten wir keine Antwort durch den ugandischen Präsidenten. Aber vielleicht erfährt Museveni ja doch von dem Eingang des Buches. Dies könnte für ihn womöglich ein Anreiz sein, sich wenigstens mit der Tatsache der starken Verbreitung homosexuellen Verhaltens in der Natur auseinanderzusetzen und zu einer aufgeklärteren Sichtweise zu gelangen.

Wir von Gleichklang betrachten diese Aktion auch als einen Akt der Solidarität mit den ca. 20% unserer Mitglieder, die auch oder nur nach einem gleichgeschlechtlichen Partner oder einer gleichgeschlechtlichen Partnerin suchen. Letztlich leben wir aber alle gemeinsam in einer Welt, weshalb die Verfolgung Homosexueller in Uganda ebenso alle anderen Menschen auf der Welt betrifft. Durch den Versand eines Buches möchten wir symbolisch deutlich machen, dass Aufklärung und Bildung die besten Garanten für die Entwicklung eines Landes und mit Vorurteilen und Diskriminierung unvereinbar seien.

„Was hat das bitte mit vegan zu tun?“ Diese Frage möchten wir gerne noch vor ihrem sicher zu erwartendem Auftreten beantworten:

Vegan ist der Versuch und das Streben, diese Welt, in der wir leben, für alle soweit als möglich leidfrei zu gestalten. Wenn auch nicht alles Leid vermieden werden kann, so möchten Veganer doch wenigstens das vermeidbare Leid vermeiden. Leid betrifft Menschen wie Tiere, zumal wir Menschen sowieso eigentlich nur eine Art von Tieren unter vielen sind. Sehr vieles teilen wir mit allen anderen Tieren, so auch grundlegende Faktoren der Sexualität, einschließlich ihrer verschiedenen natürlichen Varianten, worunter auch die Homosexualität fällt.

In ihrem Streben Leid zu vermeiden, wo es vermeidbar ist, streben Veganer eine gerechtere und solidarischere Welt an, in der es keine Schlachthäuser, keine hungernden Menschen, aber eben auch keine Homosexuellenverfolgung gibt.

Der Veganismus setzt sich für Tierrechte ein und ist ebenso und notwendigerweise ein konsequenter Streiter für die Menschenrechte. In diesem Sinne betrachten wir diese Aktion als unmittelbaren Ausdruck einer menschenfreundlichen und tierfreundlichen veganen Denkweise.

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