Ostern bringt Millionen Lämmern den Tod

Ostern bringt Millionen Lämmern den Tod

Zum Osterfest gehört Lamm. Laut der Confederazione Italiana Agricoltori (CIA), dem italienischen Bauernverband, essen die Italiener an Ostern 260 Tonnen Lammfleisch. Für die Oster- und Weihnachtstage werden sieben Millionen Lämmer und Ziegen geschlachtet.

Wer meint, in Deutschland wäre es besser, der irrt. Auch in Deutschland steigt der Konusmvon Lammfleisch zu Ostern dramatisch, so dass nach dem Landwirtschaftlichem Informationsdienst (LID) über 500 Tonnen „Schlachtgewicht“ an Lammfleisch in Deutschland im März konsumiert werden, womit mit Abstand mehr Lammfleisch in diesem Monat gegessen wird als in allen anderen Monaten des Jahres. Hinter diesen Zahlen verbergen sich Millionen Tiere, die nicht das Erwachsenenalter niemals erreichen durften und ihr Leben leidvoll beendeten, damit Ostern gefeiert werden kann.

Die italienische Tourismus-Ministerin Michela Brambilla wendet sich übrigens in einem Appellan die Bevölkerung, die Lamm-Massaker zu stoppen In Deutschland wäre eine solcher Ministeraufruf nicht denkbar. Hier rufen Minister stattdessen zum Verzehr von mehr Schweinefleisch auf. Aber auch Italien verhallt der Appell der Ministerin in Tatenlosigkeit.

Die für christliche Feiertage extra geschlachteten Tiere machen gleichzeitig deutlich, in welch schwerer Konstellation die weltweite vegane Bewegung ist. Sie kann nämlich für keinen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte an eine kulturelle Dominanz des Veganismus anknüpfen. Die vegane Lebensweise war und ist in keiner der größeren Religionen oder Kulturen und in keiner einzigen Nation jemals mehrheitlich praktiziert oder gar vorgeschrieben worden. Im Gegenteil, weltweit laufen kulturelle Praktiken auf die Ausbeutung, Nutzung und den Verzehr von Tieren hinaus. Die neutestamentlichen Wunder sprechen hier eine deutliche Sprache.

Gerade wenn gefeiert wird, werden besonders viele Tiere geschlachtet. Dies kann der Autor auch im buddhistischen Kambodscha beobachten, wo an jedem religiösen Feiertag der Fleischkonsum steigt und den Mönchen besonders hohe Fleischmengen in ihre Tempel gebracht werden – oft frisch für das Fest geschlachtet.

Es gibt Unterschiede zwischen Religionen im Ausmaß, in dem Fleisch gegessen wird. Am schlechtesten schneidet hier die christliche Religion ab, die weltweit den Fleischkonsum antreibt. Die christlichen Mehrheitsgesellschaften essen – auch nach Kontrolle des erreichten Entwicklungsgrades – mehr Fleisch als die muslimischen, buddhistischen und hinduistischen Gesellschaften. Eine Auswertung internationaler Konsumdaten, die heir auf vegan.eu veröffentlicht wurde, zeigt: Je mehr Christen und je weniger Muslime oder Buddhisten in einer Gesellschaft leben, desto mehr Fleisch wird gegessen und desto mehr Tiere müssen sterben. Für abendländische Arroganz oder Vorwürfe gegen andere Kulturen gibt es also keinerlei Anlass, womit nicht das millionenfache Leid, welches natürlich auch Muslime Tieren zufügen, bagatellisiert werden soll. In Wirklichkeit ist es das gleiche Boot der Tierausbeutung, indem alle größeren Religionen Platz genommen haben.

Ein konservativer Rückbezug auf die vegane Lebensweise ist also nicht möglich. Dies ist auch in Indien nicht möglich, wo zwar weltweit die meisten Vegetarier leben, aber Veganer ebenfalls eine Seltenheit sind. Empörung gibt es vorwiegend über die Schlachtung von Kühen, für andere sogenannte Nutztiere interessiert man sich in Indien tatsächlich wenig. Alles andere ist ein Mythos. Indien ist gar trotz heiliger Kuh zu einem der größten Exporteure von Rindfleisch geworden. Dies geht, indem er Wasserbüffel einfach zur Nicht-Kuh erklärt wird. G

Die vegane Lebensweise ist kulturell marginalisiert. Veganer sind überall in der Minderheit und die vegane Lebensweise läuft überall kulturellen und religiösen Gebräuchen entgegen. Das vegane Paradies gibt es nicht.

Die Realität zur Kenntnis zu nehmen, mag bitter sein, aber sie könnte gleichzeitig zur größten Stärke der veganen Bewegung werden. Veganer können nicht nach Rückwärts schauen, sondern müssen voraus blicken, weil es nie eine vegane Mehrheitsgesellschaft gab. Veganer können und müssen sich so von kulturellen Dogmen und Traditionen befreien. Veganer denken global und nicht lokalistisch, wenn sie weltweit Tierleid beenden wollen. Der primitiven Heimattreue und dem Schweinefleischfetischismus der AfD setzen Veganer die Überwindung willkürlicher Grenzen und die weltweite Ausbreitung der veganen Lebensweise entgegen. Fraglos ist der Veganismus noch weit entfernt von seinen Zielen, überall ist er in der Minderheit, aber wenigstens hat er sich selbst bereits von den konservativen und kleingeistigen Fesseln befreit, die einer weltweiten Befreiung entgegenstehen.

Die Massentötungen von Lämmern für das Osterfest sind bereits angelaufen. Millionen Menschen werden demnächst das Fleisch dieser Tiere kauen, genießen, schlucken und verdauen. „Was schmeckt ist Recht“, diese primitive Ausrichtung der nicht-veganen Mehrheitsgesellschaft erlaubt die fortdauernden Tiermassaker, Tag für Tag.

Veganer sollten und können auch dieser Ostertage dazu nutzen, ihre Fleisch essende und verdauende Mitwelt an die Tiere zu erinnern, die nur allzu gerne von dem Gericht auf dem Teller getrennt werden. Es gibt viele fleischessende Menschen, die die Perversion des Fleischkonsums durchaus nachempfinden können, aber ihr Verhalten noch nicht ändern. Sie sind zu tief gefangen in kulturellen Praktiken und Gewohnheiten, die es ihnen erlauben, immer wieder ihr Mitgefühl auszublenden und ihren Verstand auszuschalten. Es ist notwendig, sie daran zu erinnern, dass das, was sie tun, vor allem eines ist: Leichenfraß!

Verfasser: Guido F. Gebauer

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