Rüsselheim e.V.: Schweinerettung unter schweren Bedingungen
Rüsselheim e.V. steht für einen Verein, der sich seit Jahren darum bemüht, einen kommerziellen Schweinemastbetrieb in einen Gnadenhof umzuwandeln. Hiermit leistet der Verein engagierten Tierschutz durch die Rettung des Lebens einzelner Tiere, setzt aber gleichzeitig ein Zeichen gegen Fleischkonsum und Tierausbeutung. Der Verein leistet damit einen Beitrag leisten für einen gesellschaftlichen Wandel im Sinne einer Abkehr von der Nutztierhaltung und einer Zuwendung zu einer veganen Gesellschaft, die das Leben von Mensch und Tier achtet, die natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planetens schützt und auch am ehesten geeignet ist, den Hunger in der Welt zu überwinden.
Der Verein benötigt dringend weitere finanzielle und ideelle Unterstützung, um die Auflösung des Mastbetriebes zu vollenden und eine kleine Anzahl an Tierhöfen, die eine vegane Gastronomie einschließen sollen, dauerhaft zu etablieren. Dabei sieht sich der Verein derzeit großen Schwierigkeiten gegenüber, die sich aus der Sachlage ergeben, dass schnelles Handeln erforderlich war, um das Leben der Tiere zu retten. Unglücklicherweise ist es dabei auch zu Unstimmigkeiten mit der Nachbarschaft gekommen, weil in der kurzen Zeit eine ausreichende Transparenz offenbar nicht herstellbar war. Probleme gibt es auch mit den lokalen Behörden, obwohl das Ziel nicht darin besteht, die jetzige Übergangslösung dauerhaft beizubehalten, sondern die Tiere unter soweit als möglich optimalen Bedingungen in kleineren Tierhöfen unterzubringen. Aktuell ist behördlicherseits eine Frist von nur einem Monat gesetzt, um die Tiere anderswo unterzubringen.
Die Frist von einem Monat ist bedauerlich und das Verhalten der Behörden unverständlich. Während die schlimmsten Missstände in der Nutztierhaltung tatenlos zugelassen werden, wird hier keinerlei Verständnis für eine noch provisorische Lösung gezeigt. Dass beispielsweise die Tiere offenbar auf dem Boden und nicht aus Futtertrögen gefüttert wurden, mag Menschen stören, die Tiere sicherlich nicht.Aus den Fernsehbildern ist jedenfalls erkennbar, dass - so provisorisch die Zustände auch sein mögen - es den Schweinen ganz offensichtlich gut geht, sogar geradezu paradiesisch, wenn ihre Lebensbedingungen mit den Bedingungen in der Massentierhaltung der Tierausbeutungsindustrie verglichen werden.
Es wird eines hohen Ausmaßes an Engagement und auch vor allem finanzieller Unterstützung bedürfen, um eine Lösung zu finden, die den Tieren gerecht wirdund dem Ziel des Vereines dient, mit der Auflösung eines Mastbetriebes ohne Massenschlachtung ein Zeichen zu setzen.
Wir hoffen, dass wir viele vegan lebende Menschen durch unseren Artikel auf vegan.eu für dieses Projekt gewinnen können. Bitte setzt euch als Unterstützer und Unterstützerinnen mit Doris Rauh, der Gründerin von Rüsselsheim e.V., in Verindung. Denn jede Hilfe zählt, damit das Projekt sich durchsetzt und die Tiere nicht am Ende doch noch beim Schlachter landen, wie es den Vorstellungen der Behörden zu entsprechen scheint: ruesselheim@freenet.de
INTERVIEW MIT DORIS RAUH ( Gründerin von Rüsselheim e.V. )
Wer ist Rüsselsheim e.V. und was tut ihr?
Rüsselheim e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der im Dezember 2009 von mir gegründet wurde. Ziel des Vereines ist es, einen landwirtschaftlichen Mastschweinbetrieb aufzulösen und das Leben aller dortigen Schweine zu retten. Gleichzeitig möchten wir auf diese Weise Schweinen ein Gesicht geben und sie auf die Stufe von Hund und Katze zu hiefen. Damit möchten wir letztlich ebenfalls einen Beitrag zum Ausstieg aus dem Fleischkonsum leisten.
Nachdem wir schrittweise im Rahmen unserer Möglichkeiten und auch mit Unterstützung von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen rund 80 Tiere freigekauft hatten, für die wir für weitere Pflege zum großen Teil Vollpaten fanden, ging uns der langjährige Einstellplatz in Rüsselheim verloren und wir standen nun vor der Alternative, alle noch im Bestand des Landwirt befindlichen potentiellen Schlachtschweine aufzukaufen oder diese auf den Schlachttransporter gehen zu sehen.
Für uns war die Vorstellung, im Stall die Tiere nach Rüsselheim e.V.-Tiere und Schweine für den Schlachttransport sondieren zu müssen untragbar. Alle Sponsoren, Unterstützer und Paten, die die Tiere kannten, fühlten genauso. Wir hatten rund 2 Wochen Zeit eine Summe von 22.050 EUR einzusammeln. Mit Hilfe von Vereinsdarlehen, der Unterstützung eines anderen lokalen Tierschutzvereins und einer Tierrechtsorganisation sowie dem unermüdlichen und beharrlichen Einsatzes aller, haben wir es letztendlich in allerletzter Minute geschafft, diese für einen so kleinen Verein riesige Summe aufzutreiben.
Am 28.12.2012 wurden 110 Ferkel, Läufer, Mastschweine und Mutterschweine auf einen Tiertransporter verladen. Die Zugmaschine beförderte die Schweine in 3 "Lagen" und der Anhänger in 2 Lagen fast 700km weit nach Sachsen-Anhalt auf einen kurzfristigen und leider nur temporären Pflegeplatz. Nun ist es das Ziel unseres Vereines, für alle diese Schweine lebenslange Wohnstätten zu finden, auf denen sie ein glückliches und schweinegerechtes Leben führen können. Dies ist eine enorme Aufgabe, die all unsere personellen und finanziellen Kräfte fordert.
Wie kamst du auf die Idee, dies alles in die Wege zu leiten?
Der Ursprung war,dass meine beiden Sauen Biene und Lisa nicht an einem "Bauchtumor" laborierten, sondern mich mit gemeinsam 18 Ferkeln überraschten. Ich hatte im Jahr 2005 vier Kälber (3 Ochsen und eine Kuh) sowie 8 Läufer vor dem Schlachttod bewahrt und habe ihnen seither ein Leben in Freiheit und ohne Aberkennung Ihrer Rechte als denkende, fühlende und hoch-sozial entwickelte Lebewesen ermöglicht. Nach rund 4 Jahren stellte sich heraus, dass sich unter den Ebern ein Binneneber befand. Nach 4-jährigem gemütlichen Dasein, entdeckte Willy ein neues Aktivitätsspektrum und deckte innert 2 Monaten meine beiden nun Muttersauen Biene und Lisa. Biene gebar in meinem Beisein 10 Ferkel, wovon in der ersten Woche 2 verstarben. Tüpfli, Frazer, Erika, Frantzi, Luca Toni, Rosie, Pauline und Ferdinand überlebten - bis heute. Lisa schenkte mir zwei Monate später 11 Frühchen, von denen der kleinste nicht größer war als eine große Maus.
Dieser ungeplante Ferkelsegen ist für jeden Landwirt ein erfreuliches und lukratives Ereignis. Für mich war es desaströs aus finanzieller Sicht. Aber ich habe es bis heute geschafft, alle meine Tiere in Eigenregie und ohne finanzielle Fremdhilfe durchzubringen. Heute besteht mein "Bestand" aus 36 Schweinen, 4 Rindern und 18 Katzen.
Meine Tiere sind, da ich in Vollzeit berufstätig bin, bei einem Landwirt eingestellt und ich bezahle für Kost, Logis und Beherbergung. Dort lernte ich dann die Muttersauen im Kastenstand kennen und deren Ferkel und "dicken" Kinder. Nach rund eineinhalb Jahren Überredungs- und Überzeugungsarbeit am Landwirt und einem Tal der Tränen, in dem ich viele so liebenswerte Gesellen habe auf Nimmerwiedersehen verschwinden sehen, ließ er sich endlich darauf ein, dass er mit der Zucht und Mast aufhörte und wir als Verein starten konnten, die dort lebenden Tiere schrittweise freizukaufen und mit Patenschaften zu versehen.
Wer unterstützt euch und wie ist eure Arbeitsverteilung?
Andrea Braun, die mir inzwischen mehr als ans Herz gewachsen ist, unterstützte von der buchhalterischen, bürotechnischen und bodenständigen Seite, während ich so oft es ging im Stall bei den Tieren war, mit einigen Mitstreitern Infostände etablierte und versuchte diese großartigen Tiere den Menschen nahe zu bringen. Inzwischen unterstützen auch einige Gründungsmitglieder und Paten großartig und wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit anderen größeren Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen.
Welche Probleme gibt es?
Derzeit haben wir für die Schweine ein nur vorrübergehendes Asyl gefunden. Eine dem Pflegeplatz nahe liegende Tierfabrik/Mastanlage sowie die landwirtschaftlich geprägte Nachbarschaft haben das lokale Ordnungsamt rebellisch gemacht und erneut müssen unsere Tiere um ihr Leben fürchten.
Da unsere Mittel mit dem Aufkauf der Tiere, dem Tiertransport, damit einhergehenden Tierarztkosten und dem Ausbau des Pflegeplatzes enorm angespannt sind, suchen wir dringend passionierte Unterstützer und Sponsoren, die unsere Vision am Leben halten, den Nutztieren ein Gesicht zu geben und so ihre Ausbeutung zu beenden. Für mich selbst sind Schweine die witzigsten Trolle, die ich kenne. Sie zeigen in so vielfältiger Art und Weise Charme, Esprit und Intellekt, dass ich tagaus, tagein im Schweinestall sitzen möchte.Wir müssen nun kurzfristig in erster Linie den Verbleib und den Unterhalt dieser vielen Tiere absichern. Das Aufkaufen war schon eine große Nummer, aber die regelmäßig anfallenden Versorgungskosten sind sehr viel schwieriger zu stellen. Wir bieten Patenschaften ab EUR 5,00 monatlich an.
Wie soll es weiter gehen?
Mittel- und langfristiges Ziel ist die Etablierung von 2-3 vereinseigenen Tierhöfen, wobei die Lebensbedingungen und der Platz je Schwein nach und nach qualitativ hochgezogen werden soll. Es würde sich anbieten, die Höfe beispielsweise mit einem vegetarisch-veganem Restaurant zu kombinieren. So können die Menschen zum einen - natürlich unter Einhaltung der massiven und strikten Hygieneverordnungen – sehen, welch wunderbare Spezies Schweine sind und vor allem auch wie nah und ähnlich diese Tiere dem Menschen sind.
Wie steht ihr zum Fleischkonsum?
Ich bin mit Tieren aufgewachsen und ich liebe wirklich alle Arten, aber die Schweine haben mein Herz bis aufs Innerste erobert. Ich kann sie nach kürzester Zeit unterscheiden und stelle ihre besonderen Charaktereigenschaften fest. Für mich sind sie Gefährten, Kinder, schützenswerte Individuen, gleichgestellte Lebewesen -; ich habe noch nie in puncto Wertigkeit einen Unterschied zwischen Mensch und Tier gemacht und würde mir so sehr wünschen, dass dies alle so sehen würden.
Früher habe auch ich und die meisten von uns Fleisch gegessen. Aber seit ich mit diesen Tieren so verbunden bin, würde ich lieber verhungern als ein sogenanntes "Nutztier" zu essen. Alleine das Wort Nutztier ist eine derartige Degradierung von empfindsamen Wesen. Sie haben es nicht verdient, dass man sie wegsperrt, zu Zuchtmaschinen und Fleischbergen mutieren lässt, ihnen die Angst und den Horror des Schlachttransports und der gewaltsamen Tötung aufbürdet, und das nur, um einen kurzen Augenblick eines vermeintlichen kulinarischen Genusses zu erleben!
Was können Leser von vegan.eu tun, um euch zu unterstützen?
Wir bitten die Leser und Leserinnen von vegan.eu, uns zu unterstützen. Bitte nehmt Kontakt mit uns auf, übernehmt Patenschaft für einzelne Tiere und unterstützt so die einzelnen Tiere und uns, auf dieser Weise ein Zeichen für die Errichtung von Lebenshöfen statt Schlachthöfen zu setzen. Lebenshöfe zu errichten. Wir möchten aber auch einen Appell an die Leser und Leserinnen richten, ihren Kindern, Partnerin, Bekannten und Freunden den respektvollen Umgang mit allen Tieren weiter zu geben.