“Rüsselheimer Schweine”: Wir waren vor Ort

“Rüsselheimer Schweine”: Wir waren vor Ort

Hier berichten wir über unseren Besuch vom 18.05.2013 bei 126 Schweinen in einem Hof bei Luckenwalde in der Nähe von Berlin, die durch den Verein Rüsselheim e.V. vor dem sicheren Tod gerettet wurden.

Weitere 34 Schweine, die auf anderen Gnadenhöfen oder Pflegestationen leben, werden wir demnächst ebenfalls besuchen.

Seksan Ammawat beantwortet unten im Interview Fragen von Prof. Dr. Bernhard H. F. Taureck zu unserem Besuch und zur Inaugenscheinnahme der Lebensbedingungen der Tiere in Luckenwalde.

Beeindruckt von dem, was wir gesehen haben, bitten wir aber gleich zu Anfang der Artikels - damit es auch nicht überlesen wird -unsere Leserinnen und Leser herzlich, das Projekt durch die Übernahme von Patenschaften, Teilpatenschaften oder die Leistung von ehrenamtlicher Mitarbeit zu unterstützen.

Es ist bemerkenswert, dass innerhalb kürzester Zeit für 105 Tiere bereits Paten gefunden werden konnten. Aber für 55 Tiere wurden noch keine Paten gefunden. Es fehlen deshalb noch Mittel, um das Projekt und damit das Leben der Tiere langfristig abzusichern. Der kleine Verein kann die Kosten für die 55 Tiere, für die bisher keine Paten gefunden wurden, nicht aus eigenen Mitteln dauerhaft stemmen.

Eine Vollpatenschaft umfasst einen Beitrag von 45 EUR im Monat. Wer sich dies nicht leisten kann, ist eingeladen, eine Teilpatenschaft zu übernehmen oder anderweitig zu spenden. Willkommen und gesucht sind außerdem Menschen, die bereit sind, das Projekt durch ihre ehrenamtliche Mithilfe zu unterstützen.

Bitte sagt eure Unterstützung zu und setzt euch hierfür am besten jetzt gleich in Verbindung mit Rüsselheim e.V.:

ruesselheim@freenet.de

Ebenfalls wird darum gebeten, diesen Artikel durch Teilen bekannt zu machen und so noch mehr Menschen für die Unterstützung dieses in seiner Struktur einzigartigen Tierschutzprojektes zu gewinnen.

Bedeutsamkeit des Projektes

Über Hintergründe und Verlauf des Projektes hatten wir bereits mehrfach berichtet (siehe hier und hier). Festgestellt werden kann, dass durch das Engagement von Rüsselheim e.V. erstmals die Auflösung eines Mastbetriebes nicht mit der Tötung aller Tiere endete. Zuvor schien das menschengemachte Lebensende der Tiere bereits unausweichlich. Vorgesehen war für sie der Transport zum Schlachthof. Von der hier verwandten Elekrobetäubung sind Fehlfunktionen bekannt, die bei einzelnen Tieren zur Schlachtung im bewegungsunfähigen, aber voll bewussten Zustand führen (siehe hier). Dieser Tod ist mit extremen Qualen verbunden. Das Auftreten solcher Fehlfunktionen ist dabei nach wissenschaftlicher Auskunft unvermeidbar. Die weitverbreitete Annahme einer schmerzfreien Schlachtung ist eine Illusion. Sie dient dazu, den Konsumenten das schlechte Gewissen zu nehmen, welches heutzutage mit dem Fleischessen längst verbunden ist.

Der Verein Rüsselheim e.V. wollte sich in das scheinbar Unausweichliche nicht fügen und versuchte stattdessen das scheinbar Unmögliche:

Mit viel Improvisationgelang es, die Tiere provisorisch auf einem eigentlich nicht für die Schweinehaltung ausgestatteten Hof in Brandenburg unterzubringen. Von dort aus ging es nach viel Ärger mit Behörden weiter in eine auch längerfristig verfügbare Unterbringungsmöglichkeit bei Luckenwalde in der Nähe von Berlin. Hier sind die Tiere nunmehr auf dem Hof eines Bio-Landwirtes untergebracht.

Wäre eine vergleichbare Rettungsaktion für Hunde und Katzen sicherlich landesweit begrüßt worden und hätte wohl auch prominente Sponsoren gefunden, sah sich die Rüsselheimer Schweinerettung von Anfang an mit Unverständnis und Fassungslosigkeit konfrontiert. Diese Reaktionen bezogen sich jedoch nicht auf die Brutalität von Massentierhaltung und Schlachtungen, sondern auf die Rettungsaktion!

Deutlich wird anhand dieser Reaktionen erneut der Wertigkeitsunterschied, den die Gesellschaft „Haustieren“ und „Nutztieren“ zuweist. Genau hiergegen wendet sich die Schweinerettung, die den Lebenswert von „Nutztieren“ betont und sich der Reduktion dieser Tiere auf das Fleisch, welches ihnen entrissen wird, entgegenstellt. Sichtbar gemacht werden soll, dass die Beschränkung des Lebenszweckes von „Nutztieren“ auf ihre Schlachtung und ihr Fleisch nicht naturnotwendig, sondern menschengemacht und damit auch durch Menschen veränderbar ist.

In der Logik von Speziesismus und Carnismus – also der Ideologien, die die Verwertung von Tieren als Fleischlieferanten rechtfertigen – ist die Rüsselheimer Schweinerettung Geld- und Zeitverschwendung, naiv und lächerlich. Aus tierrechtlicher und veganer Sichtweise ist sie wirksamer Einsatz für individuelle Tiere, aber auch darüber hinausgehend gesellschaftliche Aufklärungsarbeit über die Möglichkeit und ethische Notwendigkeit einer fleischfreien Gesellschaft.

INTERVIEW: Prof. Dr. Bernhard H. F. Taureck befragt Seksan Ammawat über den Besuch in Luckenwalde

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Wie wurdest du auf „Rüsselheim e.V.“ und die Schweinrettung aufmerksam?

Auf Rüsselheim e.V. stieß ich erstmals durch einen Stand bei einem veganen Weihnachtsmarkt in Hannover. Außerdem schrieb uns Petra Mazur von Ethice e.V., damit wir unsere Leserinnen und Leser von vegan.eu auf ihr Projekt aufmerksam machen können, mit Bildern von „Nutztieren“ auf Taschen und Magnetfolien diesen ein Gesicht zu geben. Petra berichtete von Rüsselheim e.V. und dass sie einen Teil der über den Taschenverkauf eingenommenen Gelder an Rüsselheim e.V. spendet. Im weiteren Verlauf haben wir mit Rüsselheim e.V. Kontakt aufgenommen und haben dann auch bereits mehrfach über das Projekt berichtet.

Was hast du in Luckenwalde gesehen?

Wir waren dort zu Dritt und haben alle den gleichen Eindruck gewonnen. Ich bin sehr beeindruckt von der Entwicklung des Projektes und der Qualität der Lebensbedingungen, die den Tieren bereits jetzt zur Verfügung steht. Es wurde mir noch einmal deutlich, dass hier Tieren wirklich geholfen und gleichzeitig Pionierarbeit für eine fleischfreie Gesellschaft geleistet wird.

Kannst du die Lebensbedingungen der Tiere etwas genauer beschreiben?

In dem Stall in Luckenwalde leben insgesamt 126 Tiere, die auf zwei große Gruppen aufgeteilt sind. Die beiden Stallteile umfassen jeweils eine Länge von ca. 50m und eine Breite von ungefähr 5m. Zusätzlich steht den Tieren ein jederzeit betretbares Außengelände in gleicher Größe zur Verfügung.

Allerdings ist das Gehege der einen Gruppe derzeit noch in kleinere Unterbereiche unterteilt, so dass die Tiere nicht den ganzen Raum nutzen können, während bei der anderen Gruppe bereits die gesamte Fläche durch alle Tiere genutzt werden kann. Der Landwirt erklärte uns, dass es notwendig sei, die Tiere langsam aneinander zu gewöhnen, um Streitigkeiten entgegenzuwirken. Bei der einen Gruppe sei es bereits möglich gewesen, alle Abgrenzungen herauszunehmen, bei der zweiten Gruppe werde dies aber ebenfalls in Kürze erfolgen. Die Tiere leben im Stall auf Stroh.

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Der Außenbereich besteht aus einem teilweise mit Pflanzen, auch Bäumchen bewachsenem Erdreich. Die Schweine sind aber bereits sichtbar damit beschäftigt gewesen, die Pflanzen auszugraben und sich im Erdreich zu wühlen. Der Tag, an dem wir in Luckenwalde waren, war recht regnerisch, so dass das Außengehege zunächst von den Tieren kaum genutzt wurde. Der Landwirt berichtete aber, dass dies bei sonnigem Wetter ganz anders sei. Das konnten wir dann kurze Zeit später als das Wetter etwas aufklarte selbst in Augenschein nehmen. Immer mehr Schweine verließen zeitweilig den Stall und hielten sich im Außengehege auf.

Die Tiere werden gefüttert mit Kraftfutter aus verschiedenen Getreidearten, sowie mit Gemüse und Brot, wobei letzteres unter anderem von einer Biobäckerei gespendet wird. Das Kraftfutter vermittelte einen sehr frischen Eindruck, roch so, als ob man gleich damit backen könnte. Getränkt werden die Tiere mit frischem Trinkwasser, welches ihnen jederzeit zur Verfügung steht. Auch das Kraftfutter steht jederzeit zur Verfügung, wobei es ein automatisches Fütterungssystem gibt. Immer wenn ein Tier Hunger hat, stößt es gegen eine Hebelvorrichtung des Futterspenders und erhält sofort Nahrung. Die Schweine werden allerdings - anders als in der Mast – nicht so gefüttert, dass sie möglichst schnell und viel zunehmen.

Die Tiere vermitteln daher auch einen schlanken und sehr vitalen Eindruck. Sie wirkten freundlich und es war unmittelbar wahrzunehmen, dass sie sich wohl fühlen und gut miteinander zurecht kommen. Wenn sie ruhten, lagen sie oft in einzelnen Gruppen von 3-13 Einzeltieren beisammen. Die Tiere waren durchaus lebendig, aber wirkten überhaupt nicht unruhig. Anzeichen von Agitiertheit waren nicht zu beobachten. Gelegentlich gab es zwar kleinere Streitigkeiten, diese waren aber jeweils schnell beendet.

Die Tiere waren nicht scheu. Einige Tiere suchten den Kontakt, wirkten neugierig und ließen sich gerne streicheln, andere hielten aber lieber ein bisschen Abstand, waren aber keineswegs aggressiv und wirkten zu keinem Zeitpunkt ängstlich. Wir haben uns die Tiere knapp vier Stunden angesehen. Es wurde aber bereits beim Betreten des Stalles deutlich, dass zwischen einer typischen Schweinemasthaltung und den hier gegebenen Lebensbedingungen ein Abstand so groß, um es bildlich zu sagen, wie zwischen Himmel und Hölle liegt.

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Es war wirklich sehr erfreulich, die Tiere hier so zu sehen, gerade wenn berücksichtigt wird, unter welchen Bedingungen sie früher leben mussten und Abermillionen anderer „Nutztiere“ Tag für Tag weiterhin leben müssen.

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Wie seid ihr mit dem Landwirt ins Gespräch gekommen?

Der Landwirt war entgegen kommend und auskunftsbereit. So erklärte er uns im Detail das Fütterungssystem und die Versorgung mit Trinkwasser und beantwortete auch sonst bereitwillig alle unsere Fragen. Wir konnten uns alles ansehen und uns völlig frei bewegen. Der Landwirt war sichtlich stolz auf die Versorgung und Lebensbedingungen der 126 Schweine und wirfanden, dass er dazu auch allen Grund hat.

Der Landwirt führte uns dann auch in die stillgelegten Schweinemast-Anlagen auf dem durch ihn nach der Stillegung erworbenen Hof. Es bot sich hier ein äußerst bedrückendes Bild eines vollautomatisierten Systems der kompletten Instrumentalisierung von Tieren, denen nahezu keinerlei Bewegungsspielraum verblieb und die von der Geburt bis zum Todunvorstellbarer struktureller Brutalität ausgesetzt waren. Uns wurde noch einmal deutlich, zu welcherGrausamkeit der Mensch im Umgang mit Tieren wie auch mit Menschen fähig ist und wie notwendig der Ausstieg aus dem Carnismus, also der Ideologie der fleischessenden Gesellschaft, ist. Das Foto dieser Haltungsbedingungen spricht für sich:

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Aber nimmt der Landwirt als Landwirt nicht selbst an diesem System teil?

Der Landwirt lebt nicht vegan, er isst weiterhin Fleisch. Er berichtete allerdings, schon deutlich weniger Fleisch zu essen und auch begonnen zu haben, veganen Kuchen zu backen. Es entstand der Eindruck, dass bei ihm ein Nachdenkprozess begonnen hat und dass er durchaus die negativen Seiten des Fleischkonsums und die positiven Seiten einer Menschen und Tieren echte Wertschätzung entgegenbringenden Gesellschaft sieht.

Aber es ist richtig und ich möchte es nicht bestreiten, dass der Landwirt durchaus Teil des Systems ist, indem er nämlich selber in einem anderen Bereich Bio-Schweine hält, die geschlachtet werden. Dies sind Widersprüche, mit denen wir in dieser Gesellschaft derzeit leben und aus denen wir das Beste machen müssen.

Von oben herab gibt es nur schwarz und weiß und es wurde in der Tat kritisiert, dass die geretteten Schweine nun lediglich in einem anderen Maststall untergebracht seien. Zu dieser Unterbringung hätte es aber nur die Alternative der Schlachtung gegeben. Alle Schweine wären dann jetzt tot, oder es wäre vielleicht gelungen – so wie es andere forderten – nur eine geringe Anzahl an Tieren zu retten und diesen dann noch einmal bessere Lebensbedingungen zu gewähren. Aber nach welchen Kriterien und welchem Recht hätte Rüsselheim e.V. auswählen sollen, wer leben darf und wer sterben muss?

Der jetzige Prozess ist nicht nur für die Tiere eine Chance, sondern er regt auch Menschen, wie den beteiligten Landwirt, zum Nachdenken an. Oft führt dies nicht von einem zum anderen Tag zum gewünschten Ergebnis.Aber es würde mich nicht wundern, wenn der Landwirt in nicht allzu ferner Zukunft die gewerbliche Schweinehaltung aufgeben würde, weil durch diese Aktion und seine Beteiligung daran, die er selbst positiv sieht, auch bei ihm ein Veränderungsprozess begonnen hat. Solche Prozesse sollten wir fördern, wenn wir eine fleischfreie Gesellschaft wirklich erreichen wollen.

Es hat auch aus veganer Sichtweise Kritik an dem Projekt gegeben. Wie stehst du dazu?

Die Rüsselheimer Schweinerettung hatte sich nicht nur mit materiellen und bürokratischen Hindernissen auseinander zu setzen, sondern wurde ebenfalls mit teilweise übermäßig harsch und aggressiv vorgetragener Kritik konfrontiert. Leider haben sich hieran auch einige Veganer beteiligt, wobei die große Mehrheit der Kritiker aber keineswegs aus der Tierschutz- oder Tierrechte-Szene kam, sondern es sich im Gegenteil um Leute handelt, die beispielsweise in einem Forum, wie antivegan.com, miteinander kommunizieren. Ihre Forderung ist, dass die Tiere ihrer natürlichen Bestimmung, die der Schlachthof sei, zugeführt werden sollten. Das solche Personen eine derartige Tierrettung mit Spott und Häme verfolgen, ist nicht verwunderlich und bedarf keiner weitergehenden Kommentierung.

Bedauerlich ist aber, dass sich auch einige wenige Menschen, die selbst eigentlich für Tierschutz und Tierrechte einstehen, an der Kritik, teilweise in merkwürdiger Koalition mit antivegan.com beteiligten. Hier lassen sich verschiedene Motive erkennen: Es gibt persönliche Animositäten und Konflikte zwischen den Beteiligten, auf die ich nicht weiter eingehen möchte. Es gibt aber auch eigentlich gut gemeinte, aber nicht umsetzbare und das Leben der Tiere gefährd
nde Maximalanforderungen an die Haltung. Schließlich wurde aus veganer Sichtweise vorgebracht, dass einzelne der bei Rüsselheim e.V. beteiligten Protagonisten nicht vegan lebten oder ihre Haustiere nicht vegan ernährten.

Ich teile diese Kritiken nicht. Die Kritik an der Haltung der Tiere betraf vorwiegend ihre provisorische Unterbringung auf dem vorherigen Hof, wobei u.a. der Vorwurf erhoben wurde, die Tiere müssten vom Boden essen. Ich finde das lächerlich. Es mag Menschen stören, die Tiere störte es sicher nicht.Auch wurde der Vorwurf erhoben, man habe die Tiere einem stressigen Transport ausgesetzt. Das mag richtig sein, aber der Transport in den Schlachthof wäre sicherlich weniger schonend und zudem mit finalem und oftmals leidbesetztem Ende gewesen.

Was ich sicher sagen kann, ist, dass es den Tieren an ihrem jetzigen Unterbringungsort gut geht und dass dies nicht möglich gewesen wäre, wenn am Anfang nicht auch improvisiert worden wäre.

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Vom Schreibtisch aus lassen sich immer gut Forderungen stellen und die Fehler anderer entdecken. Leider sind es denn aber oft in unserer Gesellschaft diejenigen, die aktiv werden und sich wirklich einsetzen, die Opfer von Kritik und Vorwürfen werden.Dies ist aber nicht nur beim Tierschutz so, sondern es ist ein allgemeines Phänomen.

Aber auch die vegane Kritik an Rüsselheim e.V. finde ich verkehrt.Natürlich treten wir bei Vegan.eu für eine vegane Gesellschaft ein, die nach unserer Überzeugung dem Wohl von Mensch, Umwelt und Tier am Besten dient. Ich glaube, dass eine Gesellschaft, die aus der Grausamkeit der Nutztierhaltung und Tierschlachtung aussteigt, eine friedfertigere und mitmenschlichere Welt sein wird. Ich bin überzeugt, dass in einer veganen Gesellschaft Menschen nicht nur Tiere, sondern auch Menschen anders behandeln werden als sie es gegenwärtig in dieser durch Armut und Krieg gekennzeichneten Welt tun.

Dennoch glaube ich aber nicht, dass vegan lebende Menschen sich von der gegenwärtigen Gesellschaft abschotten und nur noch Projekte unterstützen sollten, die zu 100% von vegan lebenden Personen betrieben werden. Dies würde in letzter Konsequenz beispielsweise bedeuten, dass nahezu kein Tierschutzprojekt mehr durch vegan lebende Menschen unterstützt werden dürfte. Denn bei der überwältigenden Mehrheit der Tierschutzprojekte leben nicht alle Beteiligten vegan, nicht einmal vegetarisch.

Ich sehe nicht ein, dass die jetzt geretteten Tiere dafür hätten büßen sollen, dass einzelne Mitglieder oder Protagonisten von Rüsselheim e.V. nicht vegan leben oder ihre Haustiere nicht vegan ernähren.

Außerdem würden wir mit einer derartigen auf komplette Abschottung setzenden Position, die vegane Lebensweise sicherlich nicht ausbreiten können, sondern wir würden im Gegenteil den besten Beitrag dafür leisten, dass die Anzahl der Veganer so klein wie möglich bliebe.

Mir ist übrigens bekannt, dass mehrere Mitglieder von Rüsselheim e.V. vegan leben, während in der Gesamtbevölkerung derzeit höchstens 1% oder sogar noch weniger Veganer sind. Andere Mitglieder von Rüsselheim e.V. leben mindestens vegetarisch.

Es gibt verschiedene Wege zur veganen Lebensweise und ein Weg ist nicht selten so, dass Menschen erst Tierschutzarbeit leisten und dann erst im Verlauf erkennen, dass es ein Widerspruch ist, sich für einzelne Tiere einzusetzen und gleichzeitig das Fleisch anderer Tiere zu essen. In diesem Sinne trägt Rüsselheim e.V. über die Rettung der einzelnen Tiere hinausgehend auch zur Verbreitung der veganen Lebensweise bei, selbst wenn nicht alle Vereinsmitglieder vegan leben.

Wie wird sich das Projekt wohl künftig entwickeln?

Doris Rauh, die Vorsitzende von Rüsselheim e.V., die auch bei unserem Besuch anwesend war, erläuterte uns, dass sich gegenwärtig alle Bemühungen vor allem die Sicherung des Bestandes des Projektes beziehen. Hierfür müssen vor allem weitere Paten gefunden werden. Deshalb richte ich an dieser Stelle noch einmal die Bitte an unsere Leserinnen und Leser, sich hier helfend zu beteiligen und bitte auch ihre Verwandten, Freunde und Bekannten auf das Projekt hinzuweisen.

Langfristig soll das Projekt offenbar zu einem Bildungs- und Begegnungsprojekt werden, welches Menschen das Leben der sogenannten „Nutztiere“ im wahrsten Sinne des Wortes nahe bringen und damit gleichzeitig die Unhaltbarkeit der Einteilung der Tiere in „Haustiere“ und „Nutztiere“ deutlich machen soll. Eine Verbindung mit einer veganen Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten wäre sicherlich optimal, wobei dies aber noch in der Zukunft liegt. Auf jeden Fall soll ebenfalls nach den Darlegungen von Doris Rauh an der weiteren Verbesserung der Lebensbedingungen der Tiere gearbeitet werden im Sinne einer echten Freiland“haltung“, wobei dafür aber erst noch zahlreiche Umbaumaßnahmen durchzuführen und Auflagen zu erfüllen wären. Bei allen Planungen steht das Wohl der Tiere an oberster Stelle. Dies ist der klare Eindruck, den wir auch jetzt bei unserem Besuch der Tiere gewinnen konnten.

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