Skandal-Urteil in Italien: Richter verordnet Kind Fleisch
Längst ist es wissenschaftlich fest etabliert, dass eine ausgewogene vegane, also zu 100% pflanzenbasierte Ernährung für alle Entwicklungsstufen des Menschen geeignet und gesund ist. Genau diese Schlussfolgerung hat soeben auch noch einmal die weltweit größte Vereinigung akademisch ausgebildeter Ernährungsexperten, die Academy of Nutrition and Dietetics, bestätigt. Diese Einschätzung beruht auf der sorgfältigen Auswertung des weltweit vorliegenden Forschungsstandes und der Lebensrealität einer mittlerweile großen Anzahl vegan lebender Familien.
Jetzt hat sich aber ein italienisches Gericht geweigert, diese Sachlage zur Kenntnis zu nehmen. In einem familienrechtlichen Streit zwischen Vater und Mutter gab der Richter Ezio Siniscalchi aus Bergamo der durch den Vater beklagten Mutter auf, künftig dem 12-jährigen Sohn einmal in der Woche Fleisch zum Essen zu geben. Dieses Urteil erfolgte, obwohl die Mutter überzeugt vegan lebt und die Verabreichung von Fleisch an ihrem Sohn damit ihren Grundüberzeugungen widerspricht. Zudem erhält der Sohn sowieso durch ihren Vater ein bis zweimal in der Woche Fleisch, was aber dem italienischen Richter nicht genügte.
Das Urteil ist ein Skandal-Urteil, welches einen massiven Angriff auf die Freiheit von Eltern darstellt, ihre Kinder vegan zu ernähren. Während die Freiheit von fleischessenden Eltern nicht in Zweifel gezogen wird, ihren Kindern Fleisch als Essen vorzugeben, wird die gleiche Freiheit vegan lebender Eltern, ihre Kinder vegan zu ernähren, verneint. In dem Prozess standen dabei keinerlei tatsächliche gesundheitliche Schäden im Raum, sondern dem Richter genügte allein die entsprechende Forderung des Vaters, um die Mutter zur Fleischernährung ihres Sohnes zu zwingen.
Glücklicherweise handelt es sich um ein Ausnahmeurteil und es gibt bisher keine ernsthaften Hinweise darauf, dass es Schule machen wird. Dennoch sind Vorwürfe und Unterstellungen gegenüber vegan lebenden Eltern keine Seltenheit, was auch vor einiger Zeit eine unserer Umfragen zeigte. Das italienische Urteil ist als Ausdruck solcher Vorurteile zu bewerten, die durchaus auch im deutschsprachigen Raum erhoben werden. Eine unrühmliche Rolle spielt hier seit Jahren die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die den internationalen Forschungsstand noch nicht zur Kenntnis genommen hat und wider alle Fakten eine vegane Kinderernährung für ungeeignet betrachtet. Dass für deutsche Kinder ungeeignet sein soll, was für Kinder aus dem angloamerikanischen Raum gemäß ernährungswissenschaftlicher Einschätzungen geeignet und gesund ist, bleibt ein Rätsel, dessen Auflösung sich die DGE bisher nicht einmal im Ansatz gestellt hat. Das Urteil aus Italien macht deutlich, welche Situation entstehen könnte, wenn der einseitigen und faktisch inkorrekten Position der DGE nicht mit fundierter Aufklärung begegnet werden würde.
Derweil bleibt der Mutter zu wünschen, dass sie die Kraft und den Durchhaltewillen aufbringen wird, um das Skandal-Urteil des Richters Ezio Siniscalchi nicht stehen zu lassen, sondern weiterhin für eine gesunde, vegane Ernährung ihrer Tochter zu kämpfen.