Umfrage: Diese vier Faktoren sprechen laut Vegetariern gegen den Veganismus

Umfrage: Diese vier Faktoren sprechen laut Vegetariern gegen den Veganismus

Bereits an vorheriger Stelle hatten wir der Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, gemäß der die allermeisten Vegetarier eigentlich gerne Veganer wären. In der gleichen Umfrage zeigte sich, dass die große Mehrheit vegetarisch lebender Menschen ([gt] 82%) tatsächlich den wesentlichen Argumenten für eine vegane Lebensweise (Tierleidminderung, Umweltschutz, gerechtere Welt, Förderung der Gesundheit) zustimmt.

Welche Einstellungen können aber bei so klarem positivem Verhältnis von Vegetariern zum Veganismus den Wechsel von der vegetarischen zur veganen Lebensweise behindern?

Die Auswertung unseres weiterhin laufenden Selbsttest “Vegan: Dieser Test überzeugt auch Nicht-Veganer“gibt nun Hinweise darauf, welche gedanklichen Überlegungen und Konstrukte möglicherweise mit dazu beitragen, Vegetarier von der Entwicklung einer Intention zur veganen Lebensweise abzuhalten. Die Datenauswertung beruht auf den Angaben von 414 Frauen und 150 Männern im Alter von 13 bis 74 Jahren (Durchschnittsalter: 40,76), die angegeben haben, selbst kein Fleisch und keinen Fisch, wohl aber Milchprodukte und/oder Eier zu verzehren.

Alle Teilnehmenden gaben ihre Zustimmung oder Ablehnung an gegenüber 18 möglichen Argumenten gegen eine vegane Lebensweise. Außerdem wurden die Befragten noch vor ihrer Bewertung dieser Aussagen u.a. gebeten, anzugeben, inwiefern und wie stark sie der Aussage zustimmen oder diese ablehnen, dass sie künftig vegan leben werden (Stufen: absolut nein, nein, eher nein, eher ja, ja, absolut ja).

Welche Annahmen oder Meinungen stehen also bei Vegetariern nun der Intention entgegen, künftig vegan zu leben?

Diese Frage haben wir statistisch untersucht, indem wir die Einflüsse der erfragten 18 Annahmen/Meinungen auf die vorher angegebene Intention und Überzeugung, künftig vegan zu leben, (mit dem Verfahren der schrittweisen Regression) untersuchten.

Ergebnisse

Im Ergebnis zeigte sich, dass die folgenden vier der insgesamt 18 Annahmen/Meinungen die Herausbildung einer Intention/Überzeugung, künftig vegan zu leben, offenbar blockieren können:

-Vegan ist zu extrem

-Für die Produktion von Milch und Eiern sterben doch keine Tiere

-Ich kaufe nur Bio-Fleisch und das ist in Ordnung*

-Vegan ist gesundheitsschädlich

Zwei der vegankritischen Annahmen haben sich auch bereits in der äquivalenten Analyse bei Fleischessern als signifikante Einflussfaktoren gefunden:

"Vegan ist zu extrem" und "vegan ist gesundheitsschädlich". Bei Vegetariern konnten aber nun zusätzlich die beiden Annahmen „ich kaufe nur Bio-Fleisch und das ist in Ordnung“, sowie „für die Produktion von Milch und Eiern sterben doch keine Tiere“ als blockierende Faktoren identifiziert werden. Spezifisch für Vegetarier scheint demnach zu gelten, dass die Annahmen, dass Milch und Eier für Tiere nicht tödlich seien und Bio-Fleisch etwas ganz anderes sei als konventionelles Fleisch, diese davon abhalten können, einen Wechsel zur veganen Lebensweise ernsthaft zu erwägen.

Wie lassen sich Vegetarier am ehesten für die vegane Lebensweise gewinnen?

Die große Mehrheit von Menschen, die sich für eine vegane Lebensweise entschieden haben, ernährten sich zuvor vegetarisch. Die Frage, wie Vegetarier für die vegane Lebensweise gewonnen werden können, ist insofern von außerordentlicher Bedeutung.

Aus unseren Auswertungen ergeben sich hierzu insbesondere folgende Empfehlungen:

- Vegan als das Gegenteil von extrem: In der Argumentation sollte daher herausgearbeitet, dass die vegane Lebensweise ein moderater Lebens- und Ernährungsweg ist, der auf Extremhandlungen, wie Tötung leidensfähiger Wesen, verzichtet. In diesem Zusammenhang sollte sicherlich auch auf die leichte Umsetzbarkeit der veganen Ernährung und Lebensweise verwiesen werden.

- Vegan is(s)t gesund: Vegan ist eine gesunde Ernährung, die offenbar zur Prävention vieler ernährungsbedingter Erkrankungen beitragen kann. Ebenfalls sollte darüber informiert werden, dass die vegane Ernährung bei vielen Nährstoffen zu einer besseren Versorgung führt und durch eine abwechslungsreiche vegane Kost plus Vitamin B12 Supplementierung eine optimale Nährstoffversorgung in allen Nährstoffen erzielt werden kann.

- Milch und Eier töten: Die Produktion von Milch und Eiern ist untrennbar mit der Tötung von Tieren und der Fleischproduktion verbunden. Alle Legehennen werden weit vor ihrem Lebensende im jungen Alter getötet, wenn ihre Eierleistung nachlässt. Männliche Küken werden ausnahmslos sofort oder in wenigen Fällen später getötet und zu Masthähnchen verarbeitet. Kühe müssen regelmäßig schwanger werden, damit sie Milch geben. Sie werden von ihren Kälbern getrennt, von denen die männlichen bald getötet werden und die weiblichen das gleiche Schicksal erleiden wie ihre Mütter. Es sollte deutlich gemacht werden, dass kein Nutztier an Altersschwäche stirbt und der Konsum von Milch und Eiern die Tierausbeutungsindustrie unterstützt

- Auch Bio ist leidbesetzt: Auch Bio-Tiere werden getötet. Bio-Schlachthöfe gibt es nicht, letztlich gehen dieTiere den gleichen leidbesetzten Weg. In der Bio-Landwirtschaft sind Haltungsbedigungen besser, führen aber nach wie vor zu intensivem Tierleid. Am Ende steht für jedes Tier dessen totale Instrumentalisierung unter Ziel, es zu Nahrungsmittel zu verarbeiten.

Resümee

Vegetarier befinden sich bereits wesentlich näher an der veganen Lebensweise als Fleischesser und stellen insofern eine wichtige Basis für die Gewinnung weiterer Veganer dar. Umso zentraler ist es, ihnen gegenüber mit fundierten und ihre Bedenken aufgreifenden und entkräftenden Argumenten aufzutreten.

Vegetarier scheinen sich nach den hier berichteten Ergebnissen die Nutztierhaltung schönzureden, indem sie auf Bio verweisen. Umso wichtiger ist es also, spezifisch in der Kommunikation mit Vegetariern diese Fehlannahme überzeugend zu widerlegen. Die Argumentation sollte dabei aber nicht contra Bio, sondern pro Bio sein, wobei sich das gewünschte und ökologisch verträgliche Bio aber eben nicht auf die Tierhaltung, sondern auf den ökologischen Pflanzenanbau bezieht. Hiergehören auch Informationen zu den Möglichkeiten der bio-veganen Landwirtschaft.

Vegetarier scheinen außerdem zwischen Fleisch als Ausdruck direkter Tötung auf der einen Seite und Milch und Eiern auf der anderen Seite zu unterscheiden. Die Einheit von Milch-, Eier- und Fleischwirtschaft ist somit ein wesentlicher Argumentationsfaktor in der Diskussion mit Vegetariern, der diese von der Notwendigkeit, vegan zu leben, überzeugen könnte.

Darüberhinaus haben Vegetarier - ebenso wie Fleischesser – Bedenken, dass vegan zu extrem und ungesund sei. Diese Ängste sollten ihnen durch Bereitstellung korrekter Informationen und schlüssige Argumente genommen werden. Auch mit diesem Artikel und überhaupt mit unseren Seiten bei vegan.eu versuchen wir hierzu ebenfalls einen Beitrag zu leisten.

Verfasser: Guido F. Gebauer

* Streng genommen hätte kein Vegetarier dieser Aussage zustimmen dürfen. Dennoch antworteten 12% der Befragten mit „eher ja, ja oder absolut ja". Erfasst wird durch die Frage insofern wohl weniger der direkte EInkauf von Fleisch als eine positive Einstellung zu Bio-Produkten, auch wenn diese tierisch sind.Hinzu kommt, dass Vegetarier tatsächlich Fleisch einkaufen mögen, nämlich für andere Personen, wie Familienangehörige.

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