Das Fleisch frisst unsere Wälder
Unter dem Titel „Der lange Schatten der Viehwirtschaft“ setzte sich die FAO 2006 in einem 416 Seiten umfassenden Dokument mit den Auswirkungen der Viehwirtschaft auf die Umwelt auseinander. Speziell die Folgen für die weltweite Entwaldung wurden im selben Jahr auch im Livestock Policy Brief 3 prägnant dargestellt. Verbesserungen haben sich seither nicht ergeben und die Analysen sind weiterhin aktuell, was auch auf der aktuellen Internet-Unterseite zur weltweiten Entwaldung der FAO anhand der dort getroffenen Feststellungen ersichtlich ist..
Es sollen hier nur wenige Fakten aus der Zusammenfassung des FAO Berichtes herausgegriffen werden, die geeignet sind, das Problemausmaß zu verdeutlichen:
- 30 % der nicht durch Wasser oder Eis bedeckten Gesamterdoberfläche werden für die Viehwirtschaft verwandt
- 33% der für Pflanzenanbau genutzten Fläche dienen dem Anbau von Viehfutter. 70 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche insgesamt (einschließlich Weidefläche und Anbaufläche) werden durch die Viehwirtschaft belegt
- 70% der abgeholzten Flächen im Amazonas dienen als Viehweiden, fast der gesamte Rest der abgeholzten Flächen dient dem Anbau von Viehfutter
- Ungefähr 20% der weltweiten Weideflächenund 73% in Trockengebieten sind aufgrund von durch das Vieh bedingter Schäden nur noch eingeschränkt selbst für die Viehwirtschaft nutzbar
- Die Viehwirtschaft verursacht 18% des Treibhauseffektes
- Die Viehwirtschaft verbraucht ca. 8% des weltweiten Wasserbedarfs, ist aber vor allembranchenbezogen die Hauptquelle für die weltweite Wasserverschmutzung
- BeiErmangelung weltweiter Zahlen ist in den Vereinigten Staaten von Amerika die Viehwirtschaft verantwortlich für schätzungsweise 55% der Bodenerosion, 37% der Pestizidnutzung und 50% des Antibiotikumverbrauchs
- Die wenigen Tierarten, die durch die Viehwirtschaft genutzt werden, verdrängen andere Tierarten und die für die Viehwirtschaft angebauten Pflanzen sowie die Pflanzen der Weideflächen verdrängen andere Pflanzenarten. Ohne dass genau Prozentzahlen vorliegen, wird davon ausgegangen, dass die Viehwirtschaft der größte Ursachenfaktor für den weltweit zu verzeichnenden Verlust der Biodiversität ist.
Die FAO befasst sich ebenfalls ausführlich mit möglichen Strategien, um denProblematiken entgegenzuwirken, beispielsweise durch ein besseres Management von Weideflächen und ihrer Integration mit Waldflächen, Produktivitätssteigerungen, Maßnahmen gegen Landerosion und verbesserte Bewässerungssysteme.
Die FAO beschäftigt sich mit Möglichkeiten, den Schaden zu mindern. Vorzuwerfen ist ihr aber, dass sie sich allein auf einen symptomatischen Zugang beschränkt und eine Hinterfragung der Viehhaltung und der mit ihr verbundenen Ernährungsweise an sich gänzlich ausspart. Damit blendet sie aber ausgerechnet den Ursachenfaktor der gesamten von ihr selbst herausgearbeiteten Missstände aus. Dies ist umso bedauerlich, als dass selbst bei optimaler internationaler Umsetzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen, was wohl kaum erreichbar sein dürfte, sich hieraus im Globalen lediglich eine Verzögerung der Zerstörung unseres Ökosystems, nicht aber ein Stillstand oder gar eine Umkehrung der laufenden bzw. bereits erfolgten Zerstörungen erzielen ließe.
Die Sachlage, dass die FAO darauf verzichtet, zu diskutieren, inwiefern eine Neuausrichtung der menschlichen Ernährung auf eine pflanzenbasierte Kost die bereits vorliegende katastrophale Zerstörung unserer Umwelt durch die Viehwirtschaft aufhalten und rückgängig machen könnte, zeigt, wie weit entfernt die menschliche Gesellschaft noch von einem Umdenken in Richtung einerökologisch verantwortbaren Lebensgestaltung und Ernährung ist. Das soziale, politische, ökonomische und individuell in unserem Lebensstil ausgerichtete Gewicht der Viehwirtschaft scheint so groß zu sein, dass selbst diejenigen, die ihre Gefahren erkennen, sich ein tatsächliches Umsteuern nicht einmal vorstellen können und daher bereits die bloße Erwähnung dieser Möglichkeit unterlassen.
Dennoch ist die Arbeit der FAO in diesem Bereich wichtig und hilfreich, indem sie Informationen zugänglich macht, auf deren Basis eine effektive Argumentation für den Konsum-Verzicht auf tierische Produkte mit Überzeugungskraft vertretbar ist. Einen der vielen Beiträge leistet hierzu übrigens auch eine neuerliche Publikation von PETA unter dem Titel „Den Wald retten – mit Messer und Gabel“.