Neue Studie: Es gibt doch Vitamin B12 in rein pflanzlichen Lebensmitteln!
Ist es möglich, den Vitamin B12 Bedarf durch eine rein pflanzliche Ernährung und ohne Supplementierung oder Konsum angereicherter Lebensmittel zu decken?
Ja, es ist möglich - darauf weist jedenfalls eine neue Studie hin, die soeben im Fachjournal Nutrients durch eine japanische Forschergruppe veröffentlich wurde. Untersucht wurde der Vitamin B12 Gehalt verschiedener pflanzlicher Lebensmittel, wobei abgesichert wurde, dass es sich um bioaktive Vitamin B12 Formen handelte.
Im Ergebnis genügten geringe Vitamin B12 Konzentrationen, die zudem stark schwankten, bei den meisten identifizierten Pflanzen nicht, um eine ausreichende und zuverlässige Vitamin B12 Versorgung sicher zu stellen. Auch bei getrockneten Shiitake-Pilzen, die in den Analysen noch relativ viel Vitamin B12 enthielten, müssten jeden Tag 50 Gramm verzehrt werden, um eine ausreichende Vitamin B12 Versorgung zu ermöglichen.
Aber es scheint eine Ausnahme zu geben und zwar in Form der getrockneten Nori-Alge:
Die Nori Alge spielt eine wichtige Rolle in der japanischen Küche. Nori Blätter werden u.a. verwandt, um Sushi herzustellen.
Nach den aktuellen Befunden würde der ohne weiteres mögliche tägliche Konsum von 4 Gramm Nori-Algen genügen, um eine ausreichende Vitamin B12 Versorgung zu sichern. Zusätzlich ist getrocknete Nori eine wertvolle Quelle von Eisen und mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Ergänzt werden kann der Konsum von Nori durch getrocknete Shiitake Pilze, die zwar allein keine ausreichende Vitamin B12 Versorgung sicherstellen können, aber ebenfalls Eisen und zudem Vitamin D2 liefern.
Studien zeigen, dass Vitamin B12 Mangel bei Vegetariern und Veganern oft auftritt. Grund ist, dass Vitamin B12 sich vorwiegend in tierischer Nahrung findet, wobei aber die aufnehmbaren Mengen aus Eiern und Milchprodukten eher gering sind.
Während im Regelfall vegan lebende Personen deutlich gesünder sind als fleischessende Personen (siehe hier), kann sich ein Vitamin B12 Mangel ungünstig auf die Gesundheit von vegan lebenden Personen auswirken. Dies gilt gerade auch für die vegane Ernährung von Kindern. Kinder können gesund vegan ernährt werden (siehe hier), aber ein Vitamin B12 Mangel muss unbedingt vermieden werden. Dies verdeutlichen auch verschiedene Einzelfallberichte, die schwerste Nervenschäden bei Kleinkindern beschreiben, deren Eltern nicht auf eine angemessene Vitamin B12 Versorgung achteten.
Die Vegan Society empfiehlt vor diesem Hintergrund seit jeher die Supplementierung von Vitamin B12. Ebenfalls ist es möglich, eine hinreichende Vitamin B12 Versorgung durch angereicherte Nahrungsmittel sicher zu stellen.
Es gibt allerdings vegetarisch und vegan lebende Personen, die jedwede Zuführung von Vitamin B12 durch Supplemente oder angereicherte Lebensmittel ablehnen. Die neuen Befunde deuten darauf hin, dass mithilfe der Nori Alge für diese eine Lösung gefunden werden kann, die ihnen eine 100% pflanzenbasierte, vegane Ernährung erlaubt und dennoch die Risiken eines Vitamin B12 Mangels vermeidet.
Ausdrücklich ist aber davor zu warnen, aufgrund einer einzigen Studie von einer Supplementierung von Vitamin B12 oder der Zufuhr über angereicherte Lebensmittel Abstand zu nehmen. Wer sich hierfür dennoch entscheidet, sollte seinen Vitamin B12 Status regelmäßig labortechnisch überprüfen lassen, da zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht eine zuverlässige Vitamin B12 Versorgung über Nori Algen mit ausreichender wissenschaftlicher Gewissheit garantiert werden kann.
Auch wenn eine Supplementierung keinerlei Schwierigkeiten bedingt, könnte der Beweis für die Möglichkeit einer ausreichenden Vitamin B12 Versorgung bei rein pflanzlicher Ernährung dennoch geeignet sein, um teilweise noch bestehende Bedenken gegen eine vegane Ernährung endgültig entkräften zu können.
Möglicherweise wird künftig die langjährige Vorstellung als widerlegt gelten, dass nur über tierische Lebensmittel oder bei veganer Ernährung über Supplemente oder angereicherte Lebensmittel eine ausreichende Vitamin B12 Versorgung möglich ist. Solange aber die aktuellen Befunde nicht repliziert und ausreichend gesichert sind, ist es dennoch weiterhin ratsam, direkt zu supplementieren oder Vitamin B12 über angereicherte Lebensmittel aufzunehmen.