Dümmer geht es nicht: Antiveganer Irrläufer in der WELT
Soeben hat der vegane Ultramarathon-Läufer Scott Jurek den Weltrekord für den Appalachian Trail gebrochen. Er brauchte nur 46 Tage, 8 Stunden und sieben Minuten, um die 2189 Meilen umfassende Gebirgsstrecke zu durchlaufen. Kein Läufer hatte dies zuvor in so kurzer Zeit geschafft.
Derweil ist die WELT sich nicht blöd genug, in einem Meinungsartikel einen Kommunikationsberater namens Mike Kleiß zu Wort kommen zu lassen, der erklärt, dass mit veganer Ernährung sportliche Spitzenleistungen nicht zu erreichen seien. Er könnte auch gesagt haben, die Erde sei eine Scheibe, es wäre nicht weniger uninformiert gewesen. Denn nicht nur Scott Jurek, sondern zahlreiche weitere Spitzensportler haben längst überzeugend belegt, dass eine vegane Ernährung mit sportlichen Spitzenleistungen ohne Probleme vereinbar ist. Dies bedeutet nicht, dass wir nun alle sportliche Spitzenleistungen erbringen müssten. Man mag sich auch begründet über den Wert des Spitzensports streiten. Tatsachen bleiben aber Tatsachen und sollten als solche anerkannt werden. Wer heute noch verbreitet, vegan behindere sportliche Leistungen, der lebt noch weiter entfernt als hinter dem Mond.
Unser Kommunikationsberater hat es in der WELT aber nicht dabei belassen, vegan mit Sport für unvereinbar zu erklären, sondern leistet sich noch weitere Fehltreffer. So lebe nach seinen Erfahrungen nur eine verschwindend kleine Minderheit der Veganer aus ethischen Gründen vegan. Deutlicher hätte er kaum machen können, dass er keine Ahnung hat, jedenfalls keine Veganer kennt oder in nur ganz besonderen „unethischen“ Kreisen verkehrt. Sachlage ist nämlich, dass für die große Mehrheit der vegan lebenden Menschen der Hauptgrund für ihre Lebensweise in der Ethik liegt. Eine geringere Rolle spielen gesundheitliche oder ästhetische Argumente.
Wenig Ruhm bringt der Autor auch über seine Ärztin Bettina Kupfer, die ihn klar vor einer veganen Ernährung gewarnt habe. Vegan, so weiß er zu berichten, sei eine Mangelernährung. Von den Stellungnahmen der weltweit größten Fachverbände, wie der Academy of Nutrition and Diatetics, die das Gegenteil besagen, haben er und seine Ärztin offenbar noch nichts gehört. Eine gut geplante vegane Ernährung ist geeignet und mit gesundheitlichen Vorteilen verbunden, dies ist die Quintessenz aus dem wissenschaftlichen Forschungsstand (siehe hier Artikel zu gesundheitlichen Themen), der aber leider viele Ärzte noch nicht erreicht hat und wohl auch aufgrund von tiefverwurzelten Vorurteilen oftmals nicht zur Kenntnis genommen wird.
Schließlich teilt uns der Autor mit, er teile die Meinung von Attila Hildmann, bei dem er sich herzlich für den Support bedanke. Dieser vertrete die Meinung, dass schon ein großer Schritt getan sei, wenn wir nur ab und an, vielleicht nur einen Tag oder eine Mahlzeit am Tag, vegan gestalteten. Und genau so werde es der Autor halten.
Bei aller Kritik an so mancher Eskapade, die sich Atilla Hildmann leistet, fragen wir uns, ob ihm da nicht doch Unrecht getan wird?
Schämen sollte sich aber vor allem die WELT, einen so unsinnigen und fehlerhaften Artikel veröffentlicht und damit dem Autor, der offensichtlich nicht weiß, worüber er schreibt, allzu leicht eine Plattform zur Selbstdemontage geboten zu haben. Meinungsfreiheit und -vielfalt sind essentiell, aber es ist weder verpflichtend noch sinnvoll, eine Sammlung reinster Vorurteile und Dummheiten als Zeitungsartikel zu veröffentlichen!