Weltvegantag: Vegan muss weltweit sein
Am 1. November war Weltvegantag. Begründet wurde diese Tradition anlässlich des fünfzigsten Jahrestags der Gründung der Vegan Society 1994. Trotz allem Aufschwung der veganen Lebensweise seither, sind vegan lebende Menschen nach wie vor weltweit eine kleine Minderheit, die sich zudem erheblichen Diskriminierungen ausgesetzt sind.
So ist eine flächendeckende vegane Versorgung in öffentlichen Einrichtungen mit der Ausnahme Portugals nach wie vor weltweit unbekannt. In Deutschland haben gar Gerichte festgestellt, dass vegane Kinder kein Recht auf die Bereitstellung einer veganen Ernährung in Schulen haben.
Berufen wird sich bei solchen veganfeindlichen Maßnahmen auch auf eine zwar neue, aber international nach wie vor stark rückständige Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Zwar räumt diese erstmals die Möglichkeit einer gesunden vegane Kinderernährung ein und gibt sogar einige Tipps, bleibt in ihrer Zusammenfassung aber dabei, dass sie eine vegane Ernährung für Kinder nicht empfehle. Die Frage der veganen Kinderernährung ist aber für die Ausbreitung der veganen Lebensweise zentral. Eine vegane Gesellschaft und damit den Ausstieg aus der Tierausbeutung wird es nie geben können, wenn nicht auch Kinder vegan ernährt werden. Glücklicherweise ist der Forschungsstand eindeutig, dass eine gesunde vegane Kinderernährung möglich ist, wenn Vitamin B12 supplementiert wird.
Die Bezeichnung „Weltvegantag“ lenkt den Fokus auf den internationalen Charakter der veganen Lebensweise und der veganen Bewegung. Jedes nationaltümelige Denken ist der veganen Sache fremd. Denn wenn es um die Befreiung der Tiere von menschenauferlegter Versklavung und Leid geht, ist es völlig egal, in welcher Region der Welt oder in welchem Land ein Tier lebt. Es gibt weder deutsche noch chinesische Tiere, sondern lediglich Tiere, die in unermesslichem Leid auf ihre Befreiung harren, eine Befreiung, die nicht sie selbst, sondern nur Menschen herbeiführen können.
Es hilft den Tieren auch nichts, wenn regionale Variationen von Grausamkeit aufgezählt oder gar gegeneinander aufgerechnet werden. Ob die Zermusung von Küken in Europa, die westliche Großwildjagd in Afrika, die grausame Co2-Betäubung, das Schächten in muslimischen Staaten oder in Israel, die Schlachtung von Hunden und Katzen in China, der Walfang von Norwegern oder Japanern, oder der Export der westlichen Massentierhaltung in alle Teile der Welt – die Ausbeutung der Tiere ist die gleiche und sie kann nur durch eine vegane Gesellschaft überwunden werden. Wem es um die Tiere geht, der denkt global, anders ist vegan nicht denkbar.
So ruft der Weltvegantag einen Anspruch in Erinnerung, der bisher kaum eingelöst ist:
- Die Notwendigkeit zur weltweiten Vernetzung der veganen Bewegung.
Vegan bewegt sich noch viel zu sehr in nationalen Strukturen und blickt noch zu wenig über den Tellerrand hinaus. Es fehlen weltweit vernetzte Strukturen, die den Veganismus in den Vordergrund ihrer Aktivitäten stellen. Es fehlt auch an finanziellen Mitteln aus den westlichen Industriestaaten, die Menschen aus Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden sollten und müssen, um dort ebenso für die vegane Lebensweise einzutreten. Dass der Mittelfluss auch für die vegane Sache von den Industriestaaten in die Entwicklungsländer erfolgen muss, ist selbstverständlich. Es ist nicht nur Kompensation für die ökonomische Ausbeutung der Entwicklungsländer durch die Industriestaaten, sondern ebenfalls Ausdruck des natürlichen Interesses aller vegan lebender Menschen, den Veganismus überall dort, wo Menschen leben, zu verbreiten.
Den Entwicklungsländern kommt für die Ausbreitung der veganen Lebensweise zentrale Bedeutung zu, was oft in den Industriestaaten noch nicht ausreichend erkannt wird. In den Entwicklungsländern lebt die Mehrheit der Menschheit. Mit zunehmendem Entwicklungsstand haben die Entwicklungsländer bereits begonnen, die verheerende Geschichte der Industriestaaten zu wiederholen - mit einem rasant ansteigendem Fleischkonsum und entsprechender Tierausbeutung als Folge. Verpasst es die vegane Bewegung, sich international zu solidarisieren, drohen mögliche Fortschritte bei der Verbreitung des Veganismus durch steigenden Fleischkonsum zunichtegemacht zu werden.
Menschen in den Entwicklungsländern benötigen der Solidarität aller vegan lebenden Menschen in den Industriestaaten, um die Tierausbeutung zu beenden und eine vegane Menschheit möglich zu machen. Was Menschen (und Tiere) in den Entwicklungsländern allerdings nicht brauchen, sind arrogant auftretende „Westler“, die alles besser wissen und sich für die effektiveren Tierschützer halten, obwohl in ihren Ländern das Tierleid in den letzten 100 Jahren explodierte. Fortschritt kann nur über gemeinsames Lernen und die Überwindung aller künstlichen Grenzen, die der Ausbreitung des Veganismus noch entgegenstehen, erreicht werden.
Der Verfasser hofft, dass es in 10 Jahren eine international vernetzte vegane Bewegung geben wird, die gemeinsam für den weltweiten Veganismus kämpft. Die Chancen sind da.