Er suchte die Freiheit und fand den Tod – Orang Utan in Duisburg
Soeben wird berichtet, dass ein Orang Utan aus seiner Scheune im Zoo Duisburg ausgebrochen sei (siehe hier und hier). Da er bereits dabei gewesen sei, den Außenzaun heraufzuklettern, habe der Zoo sich genötigt gesehen, den Orang Utan zu erschießen. Mehr als 20 Feuerwehrleute seien anwesend gewesen, hätten aber nicht eingegriffen. Ein zweiter Orang Utan sei ebenfalls aus der Scheune entkommen, habe aber noch rechtzeitig vor Erreichen des Außenzaunes betäubt werden können. Der Todesschuss auf den Orang Utan sei notwendig gewesen, da das Risiko für den Menschen zu groß gewesen sei. Im Übrigen seien die Mitarbeiter des Zoos tief betroffen.
Orang Utans sind hochintelligente Tiere, der Zoo teilt mit, dass noch unklar sei, wie ihnen ein Ausbruch über die Lichtanlage der Scheune gelungen sei. Zielstrebig suchte der erschossene Orang Utan den Außenzaun auf, ganz offensichtlich hatte er das Streben, in die Freiheit zu entkommen. Die Antwort war der Tod.
Klarer hätte kein Zoo machen können, wie hoch das Ausmaß seiner Missachtung vor dem Leben und den Bedürfnissen seiner Insassen ist. Der Wunsch nach Freiheit eines hoch hochintelligenten Tieres wurde mit dem Tod vergolten.
Zu wünschen ist dem erschossenen Orang Utan, dass er in den letzten Minuten seines Lebens nach jahrelanger Internierung erstmals das Glück der Freiheit spüren durfte. Wir hoffen, dass der mörderische Schuss ihn aus dem glücklichsten Moment seines Lebens riss.
Zoos sind Orte der gnadenlosen Instrumentalisierung von Tieren. Tierschutz und Artenschutz werden vorgegeben, um Tiere für immer in Gefangenschaft zu halten und zur Schau zu stellen. Letztlich geht es um Gewinn. Die Belange der Tiere werden den Interessen der Menschenkomplett untergeordnet. Jeder Versuch einer Selbstbefreiung wird unterbunden, zur Not auch durch den Tod. Für Zoos gibt es in einer menschen- und tierwürdigen Gesellschaft, die Ausbeutung und Grausamkeit überwindet, keinen Platz.
Übrigens sind Orang Utans die friedlichsten aller Menschenaffen. Weltweit ist nur eine verschwindend geringe Zahl von Fällen bekannt, wo sie Menschen angegriffen haben, fast immer, wenn sie zuvor angegriffen wurden. Sicherlich mag eine jahrelange Internierung im Zoo zu Verhaltensstörungen führen, aber Hinweise für eine ernsthafte Gefährdung von Menschenleben lagen nach den vorliegenden Informationen zu keinem Zeitpunkt vor. Selbst am Tag, an dem der Orang Utan in die Freiheit entkommen wäre, wären für die Menschen in Duisburg weiterhin jeder einzelne Autofahrer und auch jeder größere Hund bei weitem gefährlicher gewesen als dieser Orang Utan. Trotzdem werden Autofahrer und Hunde nicht vorsorglich erschossen.
Der Zoo in Duisburg hat den für sich einfachsten Weg gewählt. Lieber ein rasches Ende, als über längere Zeit in Erklärungsnot gelangen. Die Diskussion schnell durch eine sofortige Exekution beenden und alles vermeiden, was zu einem Umdenken und einem Infragestellen des eigenen Handelns und der eigenen Institution führen könnte.
Leider ist davon auszugehen, dass die Strategie des Zoos aufgehen wird. Nach kurzer Empörung werden sich die Wogen glätten. Die Menschen werden weiterhin in den Zoo strömen, um ihre Insassen zu begaffen, auch die überlebenden Orang Utans. Man wird weiterhin den eigenen Egoismus ausblenden und sich einreden, dies sei Tierliebe. Der Zoo wird versuchen, sich künftig noch hermetischer gegenüber jeder Flucht abzuschotten, damit nicht allzu häufig Todesschüsse kurzzeitig negative PR erzeugen.
Zoos gehören geschlossen und ihre Insassen in die Freiheit rehabilitiert, welcher andere Schluss könnte aus der neuerlichen Tragik im Duisburger Zoo gezogen werden? Es gibt vegan lebende Menschen, die dies anders sehen - nach einer Umfrage von uns immer 24%. Sie sollten ihre Position überdenken.